Das Abenteuer hat wahrlich nur einen Namen und dieser ist Indiana Jones! Lange hat es gedauert, viel zu lange eigentlich. George Lucas beauftragte bereits 1993 einen Autoren, der seine neueste Indy Story in ein Drehbuch verwandeln sollte. Der Versuch scheiterte, denn Lucas und Spielberg waren mit dem Script nicht zufrieden. Dies war leider nicht der einzige Fehlschlag, danach versuchten sich 6 weitere Drehbuchautoren an dem Stoff und alle haben die Erwartungen nicht erfüllen können, bis zuletzt David Koepp ins Spiel geholt wurde und 2006 das uns bekannte Drehbuch verfasste. Der Titel zu diesem Zeitpunkt: Destroyer of World, ein Zitat von Robert Oppenheimer, welches auch in den Film eingebaut wurde. Gesprochen übrigens von Irina Spalko.
Die Geschichte des vierten Indiana Jones Abenteuers teleportiert uns diesmal in die Zeit des kalten Krieges, Dwight D. Eisenhower ist zu dieser Zeit Präsident der USA. 1957 gibt der Film als Einstieg vor, 10 Jahre nach dem berüchtigtem Roswell UFO Absturz. Aber nicht nur die Außerirdischen haben in dieser Zeit eine ständige Präsenz in den Köpfen der amerikanischen Bevölkerung, es war auch die Zeit des FBI und der Angst vorm Kommunismus. Beides wird in diesem Film sehr realistisch eingebaut. Die FBI Agenten, damals so genannte G-Men, die direkt J. Edgar Hoover unterstellt sind und sich alles erlauben durften, verhören Indy, beschuldigen ihn ein Roter zu sein und mit dem Spruch: Wir haben ein Auge auf Sie, Dr. Jones, trifft man genau den Zahn der Zeit.
Ein weiteres Element das in den Topf geworfen wird ist der Mitchell-Hedges Mythos. Mike Mitchell-Hedges, selbst Abenteurer und Schatzsucher und wahrscheinlich der Prototyp für Indiana Jones, war mit seiner Freundin so um 1920 in Südamerika unterwegs. Man munkelt er sei damals auf der Suche nach Atlantis oder einem Beweis für dessen Existenz gewesen. Was seine spätere Frau, Anna Mitchell-Hedges, zu jener Zeit dann jedoch fand war ein sagenumwobener Kristallschädel mit ungewöhnlichen Kräften. Der berühmte Mitchell-Hedges Schädel, welcher auch im Film Erwähnung findet. Bis heute zwar nicht 100%ig zu beweisen ob er tatsächlich 300 Jahre oder älter ist und von einer höher entwickelten Zivilisation oder Rasse abstammen könnte, geschweige denn das der Schädel irgendwelche magischen Kräfte besitzt, stört die Hollywood Autoren nicht im Geringsten und machen die Legende somit zu einem Teil ihres Filmabenteuers.
Der Film beginnt in der Wüste Nevadas, genauer gesagt auf dem Militärgelände der berühmt berüchtigten Lagerhalle 51. Die Bösewichte des Abenteuers, die Russen. Allen voran Irina Spalko, eine art Soldatin/Wissenschaftlerin für übernatürliche Kriegsführung. Sie hat von der Sache mit den Kräften der Kristallschädel anscheinend Wind bekommen und fordert von Dr. Jones die Beschaffung einer ganz speziellen Kiste. Eine Kiste mit mumifizierten Inhalten eines, nein dem bekanntesten Crashpiloten der Geschichte, einem Alien. Widerwillig, jedoch mit netten Ideen und Effekten gespickten Szenen, führt Indy die Russen zu der besagten Kiste.
Von hier an jagt eine Action Szene die andere, Indy schwingt die Peitsche, ballt die Fäuste, springt von einem fahrenden Auto zum Anderen, schießt auf einem Raketenzug durch die Wüste und landet schließlich in einer künstlichen Kleinstadt, die für einen Atomtest aufgebaut wurde. Die Russen lassen Indy zurück, sodass ihm nur noch ein mit Blei verkleideter Kühlschrank als Flucht und Überlebenskapsel zur Verfügung steht. Realismus hin oder her, diese Szenen sind einfach toll und wer der Atomexplosion mit Indy im Vordergrund immer noch nichts abgewinnen kann, der sitzt ganz klar im falschen Film.
Die Zeit der 50er Jahre gibt dieser Film einfach wunderbar wieder. Seien es die Verdächtigungen ein Roter zu sein, das Auftauchen der G-Men, die Frisuren, die Klamotten, die Autos, die Musik und sonstige Andeutungen, hier stimmt einfach alles. Auch wenn die Filmemacher schon längst den Sprung ins digitale Zeitalter geschafft haben, so bleibt die Optik des Films immer den alten Teilen treu. Kameramann Janusz Kaminski hat die früheren Abenteuer genauestens studiert und den Stil von Douglas Slocombe so gut es ging rekonstruiert. Das Ergebnis ist, trotz dem Einsatz von modernen CGI Effekten, sehr beachtlich und da auch auf schnelle Schnitte verzichtet wurde ist das Königreich des Kristallschädels genau die richtige Mischung um die Reihe zu beenden.
Die Einführung des Charakters Mutt, gespielt von Hollywoods neuem Liebling, Shia LaBeouf, kann man auch nur als gelungen bezeichnen. Er spielt den neuen Sidekick, der Indy um Hilfe bittet, seine Mutter und einen Archäologen Kollegen, Namens Harold Oxley zu finden. Er übergibt Indy einen Brief, geschrieben in einer uralten, Maya ähnlichen Sprache, die seit tausenden von Jahren kein Mensch mehr gehört hat. Als Mutt dann noch die verlorene Stadt Akator und den Kristallschädel erwähnt wird Dr. Jones hellhörig. Er erzählt Mutt nun von der Legende um Akator, einer Stadt aus Gold, die die Konquistadoren im 15. Jahrhundert gefunden haben. Sie nannten die Stadt Eldorado. Weiter besagt die Legende das Francisco de Orellana einen Kristallschädel aus Akator gestohlen hat und der Jenige der den Schädel wieder zurück bringt erlangt unbekannte Kräfte und Wissen das die Schädel bewahren.
Als nächstes heißt es dann: Auf nach Peru. Durch die Übersetzung des Briefes und einiger rätselhafter Sprüche kommt Indy nämlich auf die Nazca-Linien. Diese sind riesige Abbildungen von Insekten und Tieren, die nur aus der Luft zu erkennen sind. In Peru angekommen suchen Indy und Mutt ein Kloster auf, in dem Professor Oxley, auch Ox genannt, einige Zeit verbracht hat. Nach dem Inspizieren von komischen Wandmalereien, die einen länglichen Alienkopf und das Wort „Rückkehr“ in mehreren Sprachen zeigen, finden sie eine Karte auf dem Fußboden, die sie zu einer alten Grabstätte führt. Dort finden sie die legendären Konquistadoren und den mystischen, aus Akator entwendeten Kristallschädel.
Das sie allerdings von Mac beschattet wurden, hat keiner der beiden Helden bemerkt und so ist die Überraschung groß als sie beim Verlassen der Grabstätte von den Russen gestellt werden. Diese nehmen sie mit entlang des Amazonas, tief in den Dschungel, wo sie ihr Lager aufgeschlagen haben. Dort trifft Indy nicht nur Irina Spalko wieder, sondern auch den inzwischen verrückten Professor Oxley und Marion Ravenwood. Indy´s Mädel aus „Jäger des verlorenen Schatzes“ und Mutter von Mutt oder vielmehr Henry dem dritten. Ja ganz genau, Mutt ist der Sohn des bekanntesten Archäologen der Filmwelt. Nach mehreren Missverständnissen, Enträtselung von Ox´s Wegbeschreiung. fehlgeschlagenen Fluchtversuchen und eine Bekanntschaft zwischen Indy und den Augen des Kristallschädels geht es weiter durch den Dschungel Richtung Akator. Hier im Duschgel bekommen wir dann auch die größte und längste Actionszene des Film zu sehen. Es wird geschossen, geschlagen, getreten, gefochten, Autos explodieren, riesige Ameisen stellen sich den Helden und Schurken in den Weg und ein, nein gleich 3 Wasserfälle warten auf ihre Bekanntschaft. Dann endlich finden sie den Eingang zur verloren Stadt aus Gold, Akator.
Das Ende des Films ist ein Mix aus Action, Sci-Fi und Mysterie. Gekonnt und mit teilweise furiosen Effekten werden hier die letzten Teile des Puzzles zusammengesetzt. Wer die anderen Indiana Jones Filme kennt, der weiß auch das am Ende immer die Guten gewinnen und die Bösen vernichtet werden. Anders ist es auch hier nicht der Fall. Oxley ist wieder er selbst, Mutt akzeptiert seinen neuen Vater, Indy und Marion haben endlich zueinander gefunden und ziehen ihre Hochzeit diesmal auch durch. Ende gut alles gut könnte man also sagen. Oder war diese kleine Szene mit dem Hut der Mutt vor die Füße weht eine Andeutung auf ein weiteres Abenteuer?
Fazit: Nach langem warten hat es Indiana Jones endlich wieder auf die Leinwand geschafft. Lucas und Spielberg haben alles in einen Topf geworfen und herausgekommen ist ein würdiges Indy Abenteuer, das den ersten 3 Filmen in nichts nachsteht. Ein gekonnter Mix aus Abenteuer, Mysterie und Science-Fiction, sowie eine 50er Jahre Kulisse, tolle Effekte und Actionszenen, glaubhafte Charaktere und ein Harrison Ford im Element seines Lebens machen das Königreich des Kristallschädels zu einem rundum gelungenen Filmspaß. 9 Punkte für Indy & Co.