Review

Der Zauber ist weg. In der Regel ist der Vergleich eines aktuellen Filmes mit einem Klassiker schlichtweg unfair. Handelt es sich bei dem neuen Film allerdings um einen Teil einer absoluten Klassikerreihe der Filmgeschichte ist er allerdings unvermeidlich. Insofern tritt der neue "Indiana Jones" mit einer riesigen Bürde an, schließlich handelt es sich bei den ersten drei Teilen um absolut unumstrittene Klassiker der Filmgeschichte, die so manche Jugend ein Sück schöner und aufregender gemacht haben und das Genre des Abenteuerfilmes nicht nur wiederbelebt, sondern geradezu umgekrempelt haben.

Nun sind wir also im Jahre 2008 und die Euphorie war vor dem Kinostart von "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" groß. In meinem Falle war ich allerdings genauso skeptisch, wie vor Sichten des "Simpsons"-Film (bei dem sich die Skepsis glücklicherweise als absolut unbegründet erwiesen hat). Schließlich besteht die klassische "Indiana Jones"-Reihe aus drei für sich genommen genialen Filmen, die meine Jugend geprägt haben, wie es nicht viele Werke geschafft haben. Im Gegensatz zum letztjährigen "gelbsten Familienfilm" war die Skepsis (die wohl die meisten Filmfreunde an den Tag gelegt haben) völlig angebracht.

Und das obwohl mit Regisseur Steven Spielberg und Hauptdarsteller Harrison Ford wieder die beiden wichtigsten Protagonisten an Bord waren. Zudem wieder mit einem dicken Budget ausgestattet, waren die wichtigsten Voraussetzungen gegeben, damit aus dem Film nicht nur ein Kinoerfolg wird, sondern auch die Fans der alten Teile begeistert. Diese dürften nach dem Sichte allerdings eher enttäuscht worden sein, mir ging es zumindest so. Wie eingangs erwähnt, ist es denkbar ungünstig, einen Film mit solchen Maßstäben zu messen, doch in diesem Falle natürlich unvermeidlich.

Warum ist der neue "Indiana Jones" also eine Enttäuschung? Dass Harrison Ford merklich älter geworden ist, fällt noch nicht mal stark ins Gewicht. Er macht seine Sache durchaus gut und verkörpert den bekanntesten Archäologen der Welt immer noch glaubhaft. Auch bei den meisten Stunts geht der alte Herr noch gut als Held durch. Trotzdem will nicht "Indy"-Feeling aufkommen, auch wenn penetrant Trademarks ins Bild gerückt werden, wie der Hut, die Peitsche und natürlich auch die Musik. Auch die Handlung ist typisch Indy (bis auf das Ende natürlich, aber dazu später). Bei "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" ist es eher so, dass viele Kleinigkeiten den Brei verderben. Einzelne Stunts sind einfach zu hanebüchen (und das ist bei einer Filmreihe, die wirklich viel erlaubt schon eine Kunst), dass man nur den Kopf schütteln möchte. *SPOILER ANFANG* Einer der Höhepunkte ist dabei, wie Indy in einen Kühlschrank steigt, um eine Atombombenexplosion zu überleben. So wird er also meilenweit durch die Luft geschleudert, um danach unversehrt aus seiner Stahlbehausung aufzustehen und von einem Erdmännchen komisch angeschaut zu werden. *SPOILER ENDE* Solche Szene sind selbst dem offensten Indy-Fan zu viel. Solche Szenen sind es auch, die mehrfach erfolgreich verhindern, dass das schöne Gefühl im Bauch auftaucht, das man bei Betrachten der alten Teile hat, das "Indy-Feeling" also.

Dass Spielberg dem Ganzen dann auch noch ein hanebüchenes Ende aufsetzt, passt dann ins Bild. Wem bis dahin noch nicht langweilig geworden ist, der fasst sich spätestens dann an den Kopf, um sich kräftig daran zu kratzen. *SPOILER ANFANG* Die Idee, die Geschichte mithilfe einer außerirdischen Macht und einem Raumschiff aufzulösen, stößt letztlich die Personen vor den Kopf, die mit "Indiana Jones" wunderbar altmodische Abenteuerfilme verbinden. *SPOILER ENDE* Und das dürften die meisten Seher sein. Dass als nettes Gimmick Karen Allen aus dem ersten Teil wieder mit dabei ist und in die ganze Story eingebunden wird, ist dann auch nur ein schwacher Trost. Zumal Frau Allen auch sichtlich gealtert ist, was nun viele Illusionen aus dem ersten nachträglich kaputtmacht (das soll selbstverständlich nicht gegen sie persönlich gehen, schließlich wird jeder älter, doch im Indy-Universum wirkt sich dieser Faktor meiner Meinung nach störend aus). Welcher männliche Seher war nicht verliebt in die freche, dunkelhaarige Amazone mit den großen Augen aus dem ersten Teil?

Glücklicherweise sind die alten Indy-Filme so stark, dass der neue Teil den Ruf der Reihe nicht nachhaltig schädigen wird, wie es "Matrix Reloaded" und "Matrix Revolutions" für die eigene Reihe geschafft haben.

Wenn man denn ein Fazit ziehen muß, ist dies wohl der einzig positive Aspekt dieses Filmes. Als echter Fan wird man wohl weiterhin nur von drei Filmen reden, wenn es um den Zauber von "Indiana Jones" geht. Insofern sollten sich die Verantwortlichen gut überlegen, ob sie einen fünften Teil drehen sollten.

Fazit:

5 / 10

Details
Ähnliche Filme