Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels Nun also, 19 Jahre nach „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“, die von Fans lang ersehnte und von seriösen Kritikern ebenso lang befürchtete späte Fortsetzung der Abenteuer des Archäologen Henry Jones jr. „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ ist ein Film, bei dem man nicht so recht weiß, ob man weinen oder lachen soll. Das Positive vorweg: Man wird nahezu 2 Stunden lang perfekt unterhalten, was man wahrlich nicht von jedem Indiana Jones Plagiat der letzten Jahre sagen kann. An dieser Stelle erinnere ich nur an Filme wie „Sahara“, die nie die spielerische Leichtigkeit und raffinierte Mischung aus Action, Humor und Spannung erreichten, mit der Spielberg sein Publikum in den ersten drei Filmen zu begeistern wusste. Die erste Stunde dieses vierten Teils lässt tatsächlich Erinnerungen an die Vorgänger wach werden. So taucht bereits am Anfang die Bundeslade in jener Lagerhalle auf, die am Ende von „Jäger des verlorenen Schatzes“ als Aufbewahrungsort der Reliquie auserkoren wurde. Spielberg zitiert teilweise seine einigen Filme und orientiert sich dabei mehr oder minder deutlich am Stil der ersten drei Teile. Gleichzeitig ist der Film aber auch eine Reminiszenz an das Kino der 50er Jahre. So erinnert die Armeisenszene etwa an den Film „Der nackte Dschungel“ mit Charlton Heston, während das abhebende Raumschiff dem Ende von „Invasion vom Mars“ nachempfunden zu sein scheint. Die Indiana Jones Reihe ist in den 50er Jahren gelandet und damit in der Blütezeit des Science-Fiction Kinos, in der Klassiker wie „Gefahr aus dem Weltall“ und „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ produziert wurden. Genau da liegt aber die Problematik des neuen Indiana Jones-Films verborgen. Die Figur des Indiana Jones mag man halbwegs glaubwürdig in die 50er Jahre verfrachten können, nicht aber in das Science-Fiction-Genre. Während die MacGuffins der ersten drei Filme noch religiös mythischer Natur waren, ist der Kristallschädel das Ergebnis außerirdischer Schöpfungskraft. Kaum vorstellbar, dass bei einer so profanen Storyline, die einem B-Film Regisseur aus den 50er Jahren vermutlich an einem Nachmittag eingefallen wäre, jahrelang nach einem geeigneten Drehbuch gesucht wurde. „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ verkommt im letzten Drittel zu einem reinen Science-Fiction-Spektakel und dies macht ihn schließlich auch zum schwächsten Film der vierteiligen Reihe. Streckenweise glaubt der Zuschauer, in der inoffiziellen Fortsetzung von E.T. gelandet zu sein. Spielberg setzt dem ganzen dann die Krone auf, als er am Ende wieder mal sein Ideal der perfekten Familie präsentiert. Nun ja, zu diesem Zeitpunkt ist der letzte Funke Realismus eh schon längst vom Kristallschädel aufgesogen worden….