Vor 19 Jahren endete alles mit einem Ritt in den Sonnenuntergang. Irgendwann hat eigentlich niemand mehr an eine Fortsetzung der Indiana Jones-Filme geglaubt. Doch, wie Spielberg einmal in einem Interview sagte, folgt auf einen Sonnenuntergang immer ein Sonnenaufgang. Und nun hat es tatsächlich noch ein vierter Teil, Indiana Jones and the Kingdom of the Crystall Skull, in die Kinos geschafft.
Doch nicht nur Euphorie machte sich breit, sondern auch die Befürchtung Steven Spielberg, George Lucas und Harrison Ford könnten ihre eigene Franchise zu Grabe tragen. Schließlich waren Spielbergs letzte Ausflüge ins Popcorn-Kino entweder absolut banal (The Terminal) oder unfreiwillig komisch (War of the Worlds), Lucas hatte seine Ur-Star Wars-Trilogie mit drei seelenlosen CGI-Spektakeln fortgesetzt, von denen nur der Letzte überzeugen konnte, und Ford hatte besonders in seinem letzen Leinwandauftritt (Firewall) nicht gerade den Eindruck gemacht, als wäre er der Rolle des Indiana Jones noch einmal gewachsen.
Andererseits hatte man 19 Jahre auf ein passendes Drehbuch gewartet, bis alle Drei zufrieden waren. Unzählige Ideen wurden nicht akzeptiert (Frank Darabont lieferte sogar ein komplettes Drehbuch ab, welches dann abgelehnt wurde), bis schließlich David Koepps Version verwendet wurde. Spielberg versprach den Film möglichst altmodisch in Stile der vorangegangenen Teile zu drehen und nach Möglichkeit auf CGI-Effekte zu verzichten und meinte, er könne bezüglich Fords Fitness keine Unterschied zu den Dreharbeiten zu Indiana Jones and the Last Crusade feststellen. Was sollte also großartig schiefgehen?
Nevada, 1957: Indiana Jones entkommt in Area 51 nur knapp den Fängen der Sowjets unter Führung von Irina Spalko (Cate Blanchett) nachdem er von seinem langjährigen Partner Mac (Ray Winstone) verraten wurde. Dadurch dem FBI auffällig geworden, wird ihm sein Lehrstuhl am Barnett-College entzogen. Kurz darauf trifft er den jungen Mutt Williams (Shia LaBeouf), der ihn um Hilfe bei der Suche nach dem mysteriösen Kristallschädel bittet. Ihr Abenteuer führt sie bis an den Amazonas, wo sie nicht nur die Sowjets und Mac wiedertreffen, sondern auch Indys Verflossende Marion Ravenwood (Karen Allen)...
Eins vorweg: Das vierte Abenteuer von Henry Jones Jr. erreicht bei Weitem nicht die Klasse seiner Vorgänger, ist aber auch weit davon entfernt eine bittere Enttäuschung zu sein. Spielberg hat Wort gehalten und den Film im besten Sinne altmodisch inszeniert.Dies fällt schon zu Beginn auf, als das Paramount-Logo erscheint, welches noch genau wie im ersten Teil aussieht. Selbst die Schrift der Opening Credits wurde übernommen. Anspielungen auf die Vorgänger gibt es zur Genüge, bereits die erste Actionsequenz spielt in dem aus Raiders of the Lost Arc bekannten Warehouse. Die CGI-Effekte sind ebenfalls gut gelungen, wenn auch bei der Verfolgungsjagd am Amazonas eine gewisse Künstlichkeit nicht zu verleugnen ist. Die Settings sind wunderbar gestaltet (was bei einem Budget von 185 Mio. Dollar auch nicht verwundert), die Stunts aufwändig und handgemacht.Außerdem ist es heute schon fast eine Tugend (auch wenn es keine sein sollte),dass alles so gefilmt und geschnitten wurde, dass man stehts den Überblick behält.
Bereits in den ersten Szenen zerschlägt der Film die wohl größte Befürchtung der Fans. Harrison Ford ist mit seinem 65 Lenzen noch nicht zu alt für die Rolle des Indiana Jones. Das Gesicht mag faltiger sein als früher, die Haare ergraut, aber er klettert immer noch flink Kistenberge hoch, schwingt mit seiner Peitsche durch die Luft und poliert den Widersachern ordentlich die Visagen. Ford trägt den Film über die gesamte Laufzeit von immerhin 2 Stunden.Shia LaBeouf fällt die ehr undankbare Aufgabe zu, den Geist der 50er in den Film einzubringen. So wirkt seine Marlon-Brandon Gedächtnisposse bei seinem ersten Auftritt etwas unglücklich. Doch er macht im Anschluss seine Sache recht ordentlich und im Gegensatz zu Disturbia und Transformers, wo er noch etwas hibbelig durch die Szenen rauschte, hält er sich hier angenehm zurück. Ray Winstone als Indys Partner darf ein bisschen Undurchsichtigkeit mit ins Geschehen bringen, und hat damit die wohl dankbarste Nebenrolle. Was man von John Hurt nicht gerade sagen kann. Er verkommt als Professor Oxley zum wirr vor sich hinbrabbelnden Stichwortgeber, der auch noch für die Handlung recht überflüssig wirkt.Karen Allen kann zwar nicht an den ruppigen Charme ihres ersten Auftrittes anknüpfen, fällt aber auch nicht negativ auf.
Die Bösewichte waren bei Indy schon immer Nebensache, so verwundert es auch nicht das Cate Blanchett in ihrer Rolle doch recht blass bleibt und einfach nur die Böse von der Stange gibt.
Vieles ist beim Alten geblieben. Wir sehen Indy den Konvoi der Bösen aufmischen (Raiders of the Lost Arc, The Last Crusade), Wir haben eine Fahrt durch einen reißenden Fluss, und im Finale die Flucht vor hereinbrechenden Wassermassen (Temple of Doom), eine Familienzusammenführung (Last Crusade), Killerameisen ersetzen die Schlangen, Käfer und Ratten aus den Vorgängern und mit Indys Kühlschrankaktion ist sogar eine Sequenz völliger Überzogenheit dabei (nach Indys U-Bootfahrt in Teil 1 und seinem Schlauchbootsprung in Teil 2). Der Humor, wenn auch nicht mehr so stark vorhanden wie in Teil 3, geht doch in Ordnung, wenn auch einige Gags etwas platt oder kindisch daherkommen.
Doch beim Drehbuch haben die Macher leider gemurkst. Was, nach 19 Jahren Arbeit daran, doch etwas verwundert. Dass der Kristallschädel von Aliens stammt, ist bereits nach der Warehouse-sequenz klar. Doch Lucas drückt uns im Laufe des Films so viele Andeutungen aufs Auge, dass es spätestens ab der Hälfte der Laufzeit zu Nerven beginnt. Auch schleichen sich in der Mitte einige Längen ein. Doch den größten Bock schießt Spielberg im völlig lächerlichen Finale. Das ist nicht Indy, sondern lächerlichste Science Fiction und so etwas hat in einem Film über einen Archäologen nichts zu suchen. Und wenn es schon Aliens sein mussten, dann doch bitte subtiler und weniger klischeehaft eingebaut.
Die Schlussszene selbst ist, wenn auch dick aufgetragen, ein passendes Ende und bricht ironisch mit der Befürchtung, man könnte uns LaBeouf als Indy-Nachfolger präsentieren.
Letztendlich bleibt Kingdom of the Crystall Skull doch hinter seinen, zu Klassikern avancierten, Vorgängern zurück und ist damit zwar keine herbe Enttäuschung, aber auch nicht das erhoffte Highlight geworden. Bleibt nur zu hoffen das Spielberg und Lucas ihre Androhung nicht wahrmachen, und noch einen Teil in die Kinos bringen. (7,5/10)