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Der Retrotrend geht weiter: Nach späten Sequels zu „Rocky“, „Stirb langsam“ und „Rambo“ bekommt nun auch die „Indiana Jones“-Reihe ein neues Abenteuer spendiert.
Ganz im Stil der Vorgänger startet auch „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ mit einem furiosen Opener, der Indiana Jones (Harrison Ford) nach Area 51 verschlägt – unfreiwillig, als Gefangener einiger Russen, die dort nach einem Artefakt suchen. Natürlich ist dieses Artefakt, ein mumifiziertes Alien, nur der erste von vielen Hinweisen in diesem Abenteuer, auch ganz klassisch. Dieser Opener dauert allerdings ungewöhnlich lang; kein anderer Indyfilm verwendete soviel Zeit für den Auftakt.
Die Russen gehen mit dem Teil stiften und so ist Indy reichlich arm dran, wenngleich er fliehen kann. Die Regierung sieht dies nicht gern, er droht deswegen seinen Job zu verlieren. Indy ist älter geworden, Teil vier spielt 1957 und damit gut 20 Jahre nach seinem Vorgänger. Dementsprechend thematisiert „Indiana Jones 4“ das fortgeschrittene Alter seines Helden am Rande, so wie es z.B. diverse Spätwerke Clint Eastwoods und die eingangs genannten Vertreter der aktuellen Retrowelle es auch taten.

An sich will Indy gar nicht nach dem Artefakt jagen, doch dann informiert der junge Mutt Williams (Shia LaBeouf) ihn, dass die Russen seinen Freund Oxley (John Hurt) gekidnappt haben, damit er ihnen bei der Suche hilft. Also jagen Indy und Mutt auch hinter der Sache her...
Eines muss man Steven Spielberg lassen: „Indiana Jones 4“ ist wirklich herrlich retro geworden, was den Stil angeht. Angesiedelt in den 50ern, gedreht im Stil der Vorgänger, wenngleich natürlich die obligatorischen Tricks aus dem Rechenknecht sein müssen und das in großer Zahl. Angesichts der Tatsache, dass Lucasfilm hinter dem Projekt steht, wundert deren Qualität etwas, denn sie sind sicher gut anzusehen, im Vergleich zu den state of the art FX von Blockbustern wie „Transformers“ oder „Iron Man“ ziehen sie allerdings den kürzeren.

Erzählerisch ist eine Hatz im Stil der Vorgänger angesagt, wobei sich „Indiana Jones 4“ weniger Ortswechsel als Teil eins und drei der Reihe leistet. Es geht wie üblich um Indy und die Verfolger, wechselseitig hat man die Nase vorne, man haut sich übers Ohr und spielt doppelt – nichts bahnbrechend neues, jedoch kurzweilig erzählt, weshalb „Indiana Jones 4“ dem Zuschauer definitiv kürzer vorkommt als die zwei Stunden, die er läuft.
Auch sonst setzt Spielberg auf die Qualitäten der Vorgänger, kann diesen jedoch nicht ganz das Wasser reichen. Es fängt bei der Action an, die bildgewaltig und spektakulär ist, aber etwas unter der CGI-Überladung wankt. Meist weiß „Indiana Jones 4“ jedoch zu gefallen, vor allem die herrlich altmodischen Handgemenge und die gelungenen Stunts wissen zu gefallen (vor allem bei der Verfolgungsjagd Motorrad vs. Autos). Jedoch gibt es diverse Szenen, die zu sehr over the top sind, z.B. einige Übertreibungen bei der Verfolgungsjagd im Dschungel oder die vollkommen unnötige Szene mit dem Atomtestgelände im Opener (vor allem die etwas lächerliche Kühlschrankaktion).

Wie die Vorgänger überspielt auch „Indiana Jones 4“ diverse Unglaubwürdigkeiten mit Nonchalance und Humor, wenngleich dieser nicht immer so gut funktioniert wie derjenige der ersten Teile. Indys Oneliner sind immer noch große Klasse, weitere gute Pointen hat der Film auch zu bieten (z.B. die Diner-Prügelei), doch gelegentlich wirkt „Indiana Jones 4“ etwas zu klamaukig für einen Indyfilm. Solche Passagen sind zum Glück nicht zu häufig, aber sie sind dennoch vorhanden.
Zudem strauchelt „Indiana Jones 4“ gegen Ende recht stark. *SPOILER* Die Alien-Thematik wird zwar bereits zu Beginn aufgebracht, bleibt aber nicht so dezent, wie man sie sich wünschen würde, was leider in dem vollkommen unnötigen Alien-Auftritt am Ende gipfelt. Zudem ist Indiana Jones am Ende einfach zu passiv und hat keinen Gegner für einen Showdown, was leider eine leichte Antiklimax darstellt. *SPOILER ENDE*

Schön sind dafür die Bezüge zu den Vorgängern und die Zitate, welche „Indiana Jones 4“ bringt. Gelegentlich sind ein paar Poster zu Hitchcock-Filmen im Bild zu sehen und Mutts erster Auftritt erinnert an das Aussehen von Marlon Brando in jungen Jahren. Auch auf den Verbleib von Marcus und Henry Jones Sr. wird eingegangen und es stehen ein paar neue Erkenntnisse bezüglich der Biographie und familiären Situation von Indiana Jones an.
Die Titelfigur wird von Harrison Ford charmant verkörpert, der trotz fortgeschrittenen Alters immer noch erfreulich fit wirkt und seine Rolle in Würde wiederbelebt. Shia LaBeouf als Sidekick spielt ebenfalls recht gut, kann aber nicht gegen Ford bestehen. Eine Freude hingegen das Wiedersehen mit der groß aufspielenden Karen Allen, guten Support bieten John Hurt, Ray Winstone und Jim Broadbent. Weniger gelungen hingegen ist Cate Blanchett als Klischee-Offizierin auf russischer Seite, deren Bösewichtsverkörperung eher klischeehaft und antiquiert, denn angenehm retro wirkt.

Insgesamt ist das schwierige Unterfangen Indiana Jones nach dermaßen langer Pause wiederzubeleben recht ordentlich geglückt; der schwächste Film der Serie ist „Indiana Jones 4“ aber definitiv. Gelegentlich zu überzogen, etwas zu klamaukig und am Ende schwächelnd – doch zum Glück kann Spielberg diese Schwächen immer wieder durch schnittige Action, eine kurzweilige Erzählweise und seine liebevolle Inszenierung überdecken. Insgesamt also ein guter, aber kein meisterlicher Film.

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