Als episodenhaftes Drama konzipiert, geht es um die Schicksale mehrerer Menschen, die einen Amoklauf in einem Diner überlebt haben.
Mit einem traumatischen Erlebnis umzugehen, eröffnet per se viele Möglichkeiten, von denen Regisseur Rowan Woods allenfalls die Hälfte einigermaßen auf den Punkt bringt.
Der Stoff steigt auch direkt ein mit dem Geschehen im Diner, in dem sich zur Tatzeit Lehrer Charlie (Forrest Whitaker), Kellnerin Carla (Kate Beckinsale), die junge Annie (Dakota Fanning) mit Kumpel Jimmy, sowie deren Eltern befinden. Nach diesem Ereignis mit mehreren Toten ist für die Beteiligten nichts mehr wie es war und jeder geht mit dem tragischen Erlebnissen anders um…
Mangelndes Einfühlungsvermögen möchte man dem Skript nur ungern unterstellen, jedoch fehlt diesem eindeutig das Gespür für eine klare Linie, einen dramaturgischen Spannungsaufbau, der zu einem befriedigenden Ergebnis führt.
Im stetigen Wechsel werden die Figuren nach und nach auf ihrem Weg begleitet, wie sie mit der Situation umzugehen. Charlie kapselt sich von der Familie ab, wird zum Trinker und zockt im Kasino, Kellnerin Carla ist mit ihrem Kleinkind überfordert und flüchtet sich in kleinere Liebschaften, Jimmy spricht kein Wort mehr und Annie flüchtet sich zu Gott, während sie den Tod ihres Vaters nicht emotional an sich ran lässt.
Sie alle sind auf der Flucht vor wahren Gefühlen, da zunächst niemand die Hilfe eines Psychiaters annimmt.
Das alles ist recht interessant, doch nichts wühlt emotional auf.
Selbst der Arzt (Guy Pearce), der das Diner knapp vor der Tat verließ und nachfolgend bei Operationen der Opfer tätig ist oder die verzweifelten Eltern des isolierten Jimmy, - da herrscht zuviel Distanz zu den Figuren, zumal diese kaum etwas miteinander zu tun haben.
Die Einzelschicksale berühren zu wenig, am ehesten noch das vom krebskranken Charlie, der irgendwann die Beweggründe seiner Flucht in eine andere Welt mit einem Satz auf den Punkt bringt: „Risiko und Belohnung sind das was wir suchen“.
Auf der anderen Seite ist man auf inszenatorischer Ebene bemüht, die titelgebenden Vögel stilvoll und in Schlüsselszenen einzubinden. In einem Moment flattern Tauben in Zeitlupe los, als jemand einen Entschluss fasst oder ein Singvogel landet just als eine biblische Metapher erwähnt wird. Auch die kleinen Flashbacks vom Amoklauf entbehren nicht einer gewissen Ästhetik, jedoch rollen sie keinen Tathergang auf oder enthüllen am Ende gar ein Geheimnis, - sie sorgen lediglich dafür, dass der Auslöser der Traumata immer wieder in den Fokus gerückt wird.
Die Zugpferde des Streifens sind eindeutig seine Darsteller, von denen Forrest Whitaker als allererstes genannt werden sollte, da er einmal mehr beweist, mit wie viel Einfühlungsvermögen er seine Figur verkörpern kann, - er hat hier auch den dankbarsten Part.
Dakota Fanning, als auch Kate Beckinsale beweisen ihre Vielfältigkeit, während Guy Pearce zwar ebenfalls gut performt, jedoch einen weniger einnehmenden Part übernimmt.
Die Zutaten für reines Schauspielkino sind wahrlich exzellent.
Dafür ist man jedoch nur halbwegs bei der Sache, kommt bei keiner der Figuren so auf den Punkt, dass sich da emotional tiefer gehendes tut, geschweige denn, man von einem der Schicksale wirklich betroffen ist.
Vieles wirkt halbherzig, manche Figuren werden nur oberflächlich angerissen und am Ende hat man den Eindruck, dass dieser Amoklauf zwar einige Wege stark geprägt hat, doch nicht so einschneidend, dass man als Betrachter zu Tränen gerührt ist, was durchaus wünschenswert gewesen wäre.
So bleibt ein brauchbares Konzept mit einer ebenso brauchbaren Ausgangssituation, aus dem im Endeffekt zwar ein guter Wille erkennbar ist, doch Emotionalität auf Minimum gehalten wird.
Gut gespielt und sauber eingefangen, doch am Ende nicht mehr als ein Episodendrama in fahriger, fast öder Umsetzung.
5 von 10