Mit dem Himmler Projekt setzt sich Karmakar erneut zwischen alle Stühle. Dieses Werk ist weder ein Spielfilm noch eine dokumentarische Aufarbeitung, sondern eine Lesung Manfred Zapatkas der berüchtigten Himmlerrede vor SS-Leuten in Posen aus dem Jahre 1943.
Dadurch, dass die Kamera weitgehend "neutral" und einzelne Schnitte nur eingesetzt sind, um der Ermüdung des Zuschauers vorzubeugen und zugleich Zapatka nicht versucht Himmler zu imitieren, vermeidet Karmakar die Mystifizierung der SS, die viele andere Dokumentation (unfreiwillig) erzeugen.
Durch die Zurücknahme der filmischen Mittel steht allein die Rede im Mittelpunkt, die in Geschichtsbüchern fast immer nur auf einen berüchtigten Satz reduziert ist, (sinngemäß: "es ist mir egal, ob 1000 [Slawen] beim Ausheben eines Panzergrabens sterben"). Das Verdienst Karmarkars ist, ist dass er die Rede komplett zugänglich macht, die als ganzes leider umso erschreckender ist, weil Himmler hier nicht als Sadist, Psychopath oder Größenwahnsinniger in Erscheinung tritt, sondern als jemand, der ganz offensichtlich voll zurechnungsfähig ist, während das Thema der Juden und östlichen Völker in dieser Kundgebung nur ein untergeordneter Tagesordnungspunkt ist.
Es erfordert große Ausdauer, um diesen 3 stündigen Film bis zum Ende durchzuhalten, der als Korrektiv zu Geschichtsdarstellungen à la Guido Knopp jedoch außerordentlich wertvoll ist.