Nur ein wenig Beschaulichkeit, zumindest zeitweise - das ist alles, was sich Avery Ludlow, 61 und Witwer, vom Leben noch erwartet. Sein Kleinstadt-Gemischtwarenladen hält ihn über Wasser, seine Freizeit verbringt er am liebsten mit dem Fischen und mit seinem Hund Red. Seine Frau ist vor Jahren bei einem Brand ums Leben gekommen, und er selbst wird regelmäßig von den Erinnerungen daran heimgesucht. Doch eines Tages zerbirst die mühsam aufgebaute Schein-Idylle, als drei junge Tunichtgute in sein Leben treten und ihr Rädelsführer, Danny, aus purer Bosheit Averys Hund Red erschießt.
Rachefilme kann man auf die harte Tour präsentieren wie Wes Craven in Last House on the Left oder Charles Bronson in seinen Death Wishes, oder eben wie Red auf die eher melancholische Variante. Als die drei Halbstarken Averys Hund Red unprovoziert mit der Flinte erschießen, will dies der ruhige alte Mann nicht mit gleicher Münze heimzahlen, sondern im Grunde nur eine ehrliche Entschuldigung der Jungspunde, was jedoch besonders der neureiche Daddy des Haupttäters rundweg ablehnt, da seine beiden Söhne schlicht alles leugnen.
Den weiteren Verlauf kann man aber auch durchaus als Spirale der Gewalt sehen, da keine der beiden Seiten nachgeben will. Da aber auch Avery bei aller Besonnenheit ein Sturkopf bleibt, fliegt schon bald der erste Stein durchs Fenster, Danny läßt sich provozieren und bekommt eins mit dem Baseballschläger übergebraten, Avery Laden geht in Flammen auf und am Ende müssen zur Krönung sogar noch zwei Leute sterben. Wie immer stehen am Ende nur Verlierer da, und so sympathisch Avery sonst auch geschildert wird, am Ende zerstört sein Starrsinn einen versöhnlichen Ausgang der Geschichte.
Auch wenn der Film in seiner Erzählweise sehr bedächtig ist, kommt Langeweile nie auf. Jeder Zuschauer gönnt dem alten Mann Gerechtigkeit, auch wenn nichts und niemand seinen geliebten Hund wieder lebendig machen kann. Brian Cox gibt seiner Rolle viel Leben mit, so daß man automatisch ihm die Daumen drückt und am Ende doch überrascht ist, das die beiden Regisseure wirklich die harten Geschütze auffahren. Nicht gebraucht hätte es meiner Meinung nach ach den persönliche Background um seinen psychisch labilen Sohn der Ehefrau und seinen Bruder abgefackelt hat. Der tragische Hintergrund trägt nichts zur Handlung bei und bringt den Charakter des Avery auch nichts erklärendes neues. Für ein eher ruhiges Gerechtigkeitsdrama ist Red aber gut gelungen. Man soll nicht glauben wie man als Unbeteilgter um eine alte Flohtüte mittrauern kann, wie hier. Actionfans sollten allerdings doch lieber bei Bronson und Konsorten bleiben.
7/10