„Pakistans first Gore Movie“, auf dem Cover vollmundig als Mischung aus Texas Chainsaw Massacre und Dawn of the Dead angepriesen, entpuppt sich nach Sichtung zwar nur als fast reinrassiger „Backwoodhorror“ Epigone, bei dem der Zombieanteil leider kaum der Rede wert ist, aber trotz seiner mit 80 Minuten relativ kurzen Spielzeit das unterhaltsamste „Horrorcrossover“ seit Freddy vs. Jason bietet. Ein Faible für obskure Asiasnacks natürlich vorausgesetzt, unterhält Omar Khans Interpretation der westlichen Vorbilder ungemein und muss sich keineswegs hinter seinen „großen Brüdern“ verstecken.
Obwohl natürlich an allen Ecken und Kanten „geklaut“ wurde, wenn auch leicht verfremdet adaptiert – so gibt es den obligatorischen Warnhinweis vom Tankwart [der hier ein Reisballverkäufer ist] die Fahrt nicht weiter zu setzen oder den psychopathischen Anhalter [ein beim in der Wildnis verirren aufgelesener Freak] , der den Boten drohenden Unheils mimt – kann Zibahkhana mit genug Eigenständigkeit aufweisen um nicht als drittklassige Kopie der gerade abebbenden Flut von Hinterwäldlerhorror Klonen degradiert zu werden.
Omar Khan würzt nämlich seine liebevolle Hommage an bekannte Vorbilder mit viel augenzwinkernden Humor und einem Schuss Hinterfragens an pakistanischer Familien- und Umweltpolitik. So erlebt man einen Teil der Jugendlichen als eingepferchte Söhne und Töchter, die trotz ihres schon reiferen Alters sich mit Wertvorstellungen ihrer Eltern herumärgern müssen, lügen um überhaupt eine Ausgehgenehmigung zu bekommen. Bemerkenswert das dies teilweise von den Charakteren hinterfragt wird, sie sich Gedanken in der Not machen ob diese Entscheidung richtig war. Aber auch Seitens der Hinterwäldler wird dieser Aspekt des Zusammenhalts und der Wert der Familie an sich etwas dargestellt – ein interessanter Aspekt, der aber noch etwas ausbaufähig gewesen wäre.
So auch der Subplot um die Zombies, respektive Verseuchte. Pakistan ist – so merken es auch die Jugendlichen an – ein Land mit zwei Gesichtern: Auf der einen Seite das im Vergleich „reiche“ Städterleben [Islamabad], auf der anderen Seite die arme Landbevölkerung, die unter dem städtischen Dreck leidet, der ihr Wasser verdreckt. Anfangs immer wieder eingeschobene Bilder von Flüssen voller Müll, darin badenden Menschen, umschwärmt von Fliegen, lassen Allegorien zu Jorge Graus Let Sleeping Corpses Lie aufkommen; auch hier sind es weniger fixe Dawn of the Dead Untote denn durch Umweltzerstörung kontaminierte Menschen die zu Fleischfressern wurden.
Leider haben sie gerade mal zwei kurze Auftritte, wovon nur einer wirklich Stimmung erzeugen kann, leider aber für den gesamten Film von weniger Bedeutung. Jedoch gefallen die Zombiemasken im Woodo Stil und auch die Fressszenen sind ganz nett. Nett mag zwar der kleine Bruder von Scheiße sein, wirklich „umhauen“ tut eigentlich auch keiner der Goreeffekte, aber es muss ja nicht immer Hochglanzgemetzel sein. Die F/X sind passabel, relativ durchschaubar und nicht wirklich ausgewalzt – daher bitte nicht mit so einer Erwartungshaltung an den Film gehen. Es gibt zwar einige härtere Szenen, aber weder die Zombies, noch die in einer Burqa [eine Art Ganzkörpergewand] gehüllte Killerin drehen vollends auf.
Wie? Eine Frau als Killerin? Dazu in einem weißen Gewand gehüllt? Bitte, lachhaft! Nein, die einen riesigen Morgenstern schwingende Psychobraut sieht sogar verdammt gut [im Sinne von charismatisch] aus. Und ihre Behausung, ein voller entstellter Puppen bevölkertes, siffiges Haus sorgt auch ungemein für Atmosphäre und kann sich locker mit den Räumen eines Leatherface messen. Und wenn sie dann die Bande quer durch die Nebel durchfluteten Wälder scheucht kommt Spannung pur auf. Man weiß wirklich nie was als nächstes passiert, wenn auch vieles vorhersehbar ist.
Aber die Stimmung ist wirklich gediegen. Das letzte Mal wo ich so viel Kunstnebel gesehen habe war bei Fulcis Conquest. Und was bei Fulci die dutzenden Augenzooms sind, ist hier der überfrachtende, nicht aber nervige Einsatz einer im Ansatz ähnelnden „Fischaugenoptik“ bei diversen Kameraeinstellungen. Diese durchzieht sich vom eher heiteren Anfang bis hin zum packenden Ende; ähnlich verhält es sich mit der flotten Mischung aus pakistanischem Pop [das Titellied hat Ohrwurmqualität!], typischen Suspensesequenzen und 70er Jahre Grindhousekinolala.
Omar Khan hat hier einen wirklich guten Einstand als Regisseur gegeben, hätte man so was von einem Besitzer einer Eisdiele in Islamabad erwartet? Für meinen Geschmack gab es zu wenig Zombieaction, aber das Gesamtpaket hat gestimmt: Frische, sympathische(!) Darsteller ohne jegliche „Mann bin ich ein heißer Feger, kühlt mich ab – vorzugsweise im T-Shirt Bereich“ Ambitionen mit Charme, eine beängstigende Killerin, ein Schuss politisches Weltgeschehen, nette Goreeffekte und schöne Hommagen an Klassiker des Genres. Der zweite Teil kann kommen; das Budget etwas erhöht, das Drehbuch etwas facettenreicher – ich würde mich freuen wenn Omar uns noch ne Kugel aufdrücken würde!