Review

Mit Sharkwater ist eine sehr eindringliche und aufrüttelnde Dokumentation auf die Menschheit losgelassen worden.

Wer hier einen Film mit tollen Bildern der Unterwasserwelt und spektakulären Haibegegnungen erwartet, dazu viel Information zum Verhalten der Tiere, typische Dokuzutaten also, der wird vllt. nach nicht mal einem Drittel des Films enttäuscht werden.

Seichtes Edutainment a la Galileo oder auch gehobenerer BBC-Produktionen gab es ja nun schon zu Hauf über die Könige der Meere. Also wird gar nicht erst versucht, hier weiterhin auf dieser Schiene zu fahren, sondern absolutes Neuland betreten. Informierten Menschen werden die nun gezeigten Bilder und Tatsachen nicht unbekannt sein, aber ich vermute, dass die breite Öffentlichkeit nicht derart aufgeklärt ist.

Sharkwater wandelt sich nämlich zum erschreckenden Dokument einer Zeit, in welcher durch den Handel mit Haifischflossen so viel Profit zu machen ist, dass nur noch durch den Drogenhandel eine größere Gewinnspanne möglich ist. Was das für diese Tiere bedeutet, wird in drastischen Bildern eingefangen und jeder der beim Betrachten der Aufnahmen von lebend, jedoch ihrer Flossen beraubter Haie die halbtot zu Boden sinken nicht Mitleid für diese perfekten Jäger entwickelt, dem fehlt ein Stück Ethik! Spätestens wenn man sieht, dass sogar vorm Töten von Walhaien kein Halt gemacht wird, muss einem die Wut hochkochen!

Durch ihren vollkommen zu Unrecht erworbenen Ruf als Killer und die Tatsache, dass Haie nun einmal nicht aussehen wie niedliche (ebenfalls räuberisch lebende) Robben, haben diese Tiere keine Lobby. Unaufgeklärtheit der Öffentlichkeit, damit einhergehend zu wenig politischer Druck und die Tatsache, dass unendlich viele Menschen durch Fischerei ihre Existenz sichern und diese natürlich auf das Geld scharf sind, führt zum Abschlachten von Millionen Haien.

Was geschieht, wenn wir einem Ökosystem die oberste Spitze der Nahrungspyramide berauben
, die Gesundheitspolizei der Meere und damit auch DEN Faktor zur Regulation der Bestände der Erstkonsumenten nahezu ausrotten, vermag sich kaum einer vorstellen: Es wird ein Horrorszenario ohne Gleichen ergeben. Eindringlich versucht der Film auf dieses Problem aufmerksam zu machen.

Wenn für ein Pfund Haifischflosse 200 US Dollar gezahlt werden, dann ist es nicht verwunderlich, dass inzwischen ca. 90% ihrer Bestände ausgerottet wurden. Jedoch gibt es kaum geschützte Gewässer, und wenn, dann sind sie so gut wie gar nicht bewacht. Hinzu kommt der so gut wie gesetzlose Raum der internationalen Gewässer. Der Großteil des Films spielt sich an Bord der "Ocean Warrior" ab, einem, ja man möchte schon fast sagen "Schlachtschiff", engagierter Umweltaktivisten. Doch auch diese sind hilflos der Haimafia ausgeliefert.

Ein bedrückender Film, der wieder einmal klar macht, dass der Mensch, aus Geldgier sich bzw. der nächsten Generation nicht nur wunderschöner Naturschätze beraubt, sondern sich sprichwörtlich selbst den Strick anlegt.
Vielleicht gelingt es Sharkwater ja, wenigstens einen Teil der Menschheit aufzuklären. Nicht nur über den Umstand, dass im Jahr mehr Menschen durch Getränkeautomaten getötet werden als durch Haie, sondern Menschen von der absoluten Notwendigkeit dieser Geschöpfe zu überzeugen. Wer will schon, dass seine Enkel u.U. umgeben sind von stinkenden, quallenverseuchten Ozeanen in dem nicht einmal mehr ein Hering fürs Jahrmarktfischbrötchen schwimmt, geschweige denn ein Weißer Hai - welcher älter ist als die Dinosaurier und damit sehr viel mehr Millionen Jahre überlebt hat, als wir armseligen Kreaturen.

Fazit:
Schlusseinblendung des Films: "Während Sie diesen Film sahen, wurden 15.000 Haie getötet". Dieser Fakt sollte als Fazit reichen und ich hoffe, dass diese Tiere langsam mehr Sympathie bekommen, bevor sie aus Geldgier aber auch durch Nichtbeachtung vom Erdball verschwunden sind!

Filmisch, technisch und Storydramaturgie sind vllt nur eine 7, aber durch die wichtige Botschaft vergebe ich eine 9 von 10.

Details
Ähnliche Filme