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Die 17-jährige Dorothea (Anna Henkel) dreht getrieben von Neugierde und Forscherdrang ihren eigenen Sexualreport, für den sie auch ihren eigenen Körper zur Verfügung stellt, und begibt sich dafür auf den Hamburger Kiez. Sie muss feststellen, dass die Sexualität genauso als Produkt vermarktet wird, wie es ihr Vater als Lachsackfabrikant mit dem Lachen tut und stößt auf bizarre Abnormitäten.

„Dorotheas Rache“ wurde 1973 von Peter Fleischmann („Jagdszenen aus Niederbayern“) in deutsch-französischer Koproduktion als satirische Reaktion auf die erfolgreichen pseudodokumentarischen Sexreport-Filme gedreht. Ausschließlich mit Laiendarstellern, dafür aber mit zahlreichen echten Kiezianern umgesetzt, wirkt „Dorotheas Rache“ wie ein Amateurfilm, was aber zur unbekümmert-naiven Art Dorotheas passt, die sich bzw. ihren Körper direkt zu Beginn nackt dem Publikum vorstellt und fortan unterschiedliche Stationen der Sexualität ihrer Mitmenschen erfährt – und eben aktiv mitmischt.

Dabei versucht sie sich selbst als Prostituierte, lässt sich nacheinander von drei widerlichen Kerlen begatten, holt einem geistig behinderten Exhibitionisten einen runter und bietet sich schließlich gar ihrem eigenen Vater an. Sie besucht eine Domina, die gerade ihre Sklaven bestraft und geht ihr helfend zur Hand, schaut sich eine Live-Sex-Show an etc. pp. Nackte Haut, männliche wie weibliche, bekommt man zuhauf zu sehen, echte Sexualität aber nicht. Erigierte Penisse werden häufig durch Attrappen dargestellt, ein recht sinnfreier Einschub zeigt hingegen gleich drei echte in einer Reihe. Die meisten Szenen werden überzeichnet dargestellt und wirken albern, mindestens aber stellenweise sicherlich auch unfreiwillig komisch, einigen wohnt aber auch eine gewisse Tragik inne, die das schmutzige Spiel bzw. Geschäft mit der Sexualität deutlich werden lässt.

Als reinrassige Parodie oder Satire würde ich „Dorotheas Rache“ nicht beschreiben, zu groß erscheint mir die Lust des Regisseurs, vor dem Hintergrund der sexuellen Revolution das Thema des tabulosen, selbstbestimmten Sexuallebens junger Frauen auszuschlachten und ich erlaube mir, die Frage in den Raum zu stellen, wie sehr sich ein Peter Fleischmann evtl. selbst eine frei von jeglichen Emotionen es aus reiner Neugierde oder aus als Mitleid unentgeltliche offerierte Dienstleistung mit älteren Kerlen treibende Dorothea wünscht, deren im Titel angekündigte Rache ausbleibt?

In jedem Falle ist „Dorotheas Rache“ ein ganz eigenartiger und -ständiger, experimenteller Film, wie er nur zu seiner Zeit überhaupt möglich war und der mir persönlich vor allem eines verdeutlicht hat: Um Erotik zu erzeugen oder sein Publikum schlicht anzutörnen, bedarf es weit mehr als plump gefilmter nackter Haut. „Dorotheas Rache“ vermiest mir mehr die Lust auf Sex, als dass er sie fördern würde – wobei ich nicht glaube, dass das bewusst „anti-pornographisches“ Kalkül Fleischmanns war, sondern der Unerfahrenheit des gesamten Teams auf diesem Gebiet geschuldet ist.

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