Review

Jonas ist der Inbegriff des „Weicheis". Er ist 26 Jahre alt und wohnt noch bei Mutti und Papi. Dazu hat er jede Menge Allergien und vertritt keine eigene Meinung. Daher ist es auch gar nicht so einfach eine geeignete Frau zu finden, denn die oben genannten Kriterien beeindrucken weibliche Wesen eher weniger. Aber wie so oft im Leben lernt er, eher zufällig, Lena kennen. Die ist das komplette Gegenstück zu ihm. Sie sagt offen ihre Meinung, wohnt in einer WG und ist tragischerweise auch Fan von St. Pauli, während Jonas auf den HSV steht. Noch dazu fährt sie nur mit dem Fahrrad, mag keine Autos und lebt sehr umweltbewusst, während Jonas Vater Schiffe besitzt, die Öl importieren. Als Lena diese Tatsache herausfindet, die Jonas ihr natürlich verschwiegen hat, verlässt sie ihn. Die Gegensätze der beiden scheinen einfach zu groß zu sein, bis Jonas eines Tages unter Beweis stellen kann, dass er doch nicht so ein Weichei ist, wie es alle glauben und auch nach außen hin scheint.

Von vielen Seiten hatte ich im Vorfeld gehört, dass „Härtetest" einer der besten deutschen Filme sei, die je gedreht wurden. Nur ging ich davon aus, dass es sich hierbei um ein Drama handelt, doch der Film ist eine lupenreine Komödie. Also musste ich mich erstmal innerlich umstellen, denn auf einen witzigen Streifen war ich nicht vorbereitet.

Doch „Härtetest" schafft es schon nach wenigen Minuten spielend, den Zuschauer zu einem latenten Grinsen zu bewegen. Die Situationen, in die insbesondere Jonas gerät, sind herrlich skurril und die Dialoge sind witzig und einfallsreich. Besondere Höhepunkte sind hierbei immer wieder seine Kommentare aus dem Off, teilweise in Verbindung mit einem kurzen Standbild.
Überhaupt geht man hier mit sehr viel Liebe zum Detail ans Werk.

Teilweise erinnerte mich der Film an „Die fabelhafte Welt der Amelie", der ja ebenfalls mit vielen kleinen, niedlichen Einfällen punktet. Allerdings spielen sich diese bei „Härtetest" natürlich nicht auf der surrealen Ebene ab, sondern die Situationen sind aus dem Leben gegriffen und kommen ohne irgendwelche Computereffekte aus. Doch vom Einfaltsreichtum sind beide Filme durchaus vergleichbar. Herrlich hierbei zum Beispiel der erste Sex der beiden oder die „Kürbiskackaktion". Noch dazu gibt es einen witzigen Auftritt des ehemaligen deutschen Stürmers Rudi Völler. Mehr möchte ich hierzu nicht verraten, schaut Euch das bitte selbst an.

Schauspielerisch geht das alles auch in Ordnung. Regisseur Rieke spielt die Hauptrolle selbst und Lisa Martinek als sein Gegenpol ist die kongeniale Besetzung, ebenso wie Marek Harloff und Katrin Saß in Nebenrollen.

Leider ist das bis heute der letzte Film, den der Regisseur inszeniert hat. Er scheint sich jetzt mehr auf die Schauspielerei zu konzentrieren, was eigentlich sehr schade ist, denn das Drehbuch zu „Härtetest" (das Rieke gleich mitliefert)  zeigt, wie man aus vollkommen banalen, alltäglichen Situationen wirklich witzige Dialoge zaubern kann.

Ich bin nun wirklich kein Fan von Komödien und von deutschen schon gar nicht. Viel zu viele Filme dieses Genres sind platt und lieblos runtergekurbelt und beinhalten immer den gleichen Art Witz, den man zuvor schon hunderte Mal gesehen hat. Bei „Härtetest" ist das alles anders. Hier kann man durchaus auch Punkte in der Kategorie „Anspruch" vergeben.

Im Interview mit dem Regisseur erfährt man außerdem, dass hier kaum Budget zur Verfügung stand, was unterstreicht, dass es nicht immer Millionen von Euros braucht, sondern dass auch ein intelligentes Drehbuch einiges in einem Film bewirken kann.

Fazit: Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es Menschen gibt, die es schaffen, sich den ganzen Streifen anzusehen, ohne dabei mehrmals zu schmunzeln. Eine putzige, fast ohne Leerlauf durchgehend unterhaltsame Komödie aus deutschen Landen. 8,5 Punkte gibt es von der Puppe für dieses Werk - soweit ich mich erinnern kann, die höchste Bewertung, die ich je einem deutschen Film dieses Genres zukommen ließ.

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