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Mit Bender's Big Score konnte die Futurama Franchise ein wirklich gelungenes Comeback feiern.
Der Mix aus dem bewährten Futurama Humor und einer außergewöhnlichen Zeitreise Story machten den Auftakt der 4-Teiligen Spielfilmreihe zu einem genialen Filmvergnügen.
„The Beast with a Billion Backs“ ist in seiner eigentlichen Handlung nicht weniger außergewöhnlich, und auch der bewährte Groening Humor ist vertreten, doch das Endprodukt übt eine befremdliche Wirkung auf den Fan aus.

Wie man es hätte erwarten dürfen, knüpft der Film genau da an, wo „Bender's Big Score“ endete, nämlich bei dem mysteriösen Riss im Raum und Zeit Kontinuum, jedoch ohne jeglichen Bezug zum Thema „Zeitreise“.
Nun sind es die Themen Liebe und Religion, die zum Gegenstand der Handlung um das einsam im Paralleluniversum lebenden Tentakelmonster „Yivo“ werden.
Bis es sich jedoch in den Vordergrund drängt, hält die Einführungsstory so einige Weiterentwicklungen in der Figurenkonstellation bereit; nicht alle jedoch wissen dem Fan zu gefallen.
War Fry's Liebesbeziehung zu Leela noch unentbehrlicher Bestandteil des Vorgängerfilmes und der letzten beiden Staffeln, wird hier nun überhaupt kein Bezug darauf genommen. Fry legt sich hier zu Beginn sogar eine neue Freundin zu, als wäre Leela immer nur ein guter „Kumpel“ gewesen.
Das macht schon ein wenig stutzig, wirklich anfreunden kann man sich mit dieser Gegebenheit nicht, auch wenn sie im Prinzip das einleitet, was später mit der Ära des Tentakels zum großen Menschheits-Idealbild führt, und schließlich auch zum Gegenstand der kritischen Schlusspointe wird: die Polygamie.

Anfangs noch recht harmlos, hält das polygame Leben von Fry's neuer Freundin für einige Lacher her, wenn er mit Colleen und ihren 4 anderen Freunden am Esstisch sitzt, und versucht ihr Komplimente zu machen, die jedoch nicht ihr Ziel zu finden scheinen.
Auch die Rivalität zwischen Farnsworth und Wormstrom wird hier wieder verstärkt aufgefahren, und hält dank Farnsworth's Demenz einige gute Gags bereit; das „Death Ball“ Spiel als Mittel zur Entscheidung wichtiger, wissenschaftlicher Disputationen ist ebenfalls ein gelungener Einfall.

Doch dann taucht eben Yivo auf, und lässt trotz einiger gut platzierter Gags, größtenteils beunruhigende und apokalyptische Stimmung aufkommen.
Menschen versammeln sich vor einer scheinbaren Übermacht, versuchen ihren Tentakeln zu entkommen, bis schließlich doch von ihnen Besitz ergriffen wird, indem sich die Tentakel in die Nacken der Leute einpflanzt.
Nach und Nach werden auch auch Crew-Mitglieder zum „Teil von Yivo“, bis es zur großen Wendung (und einigen weiteren Wendungen) kommt.

Damit ist „Die Ära des Tentakels“ bei weitem keine solch leicht verdauliche Kost, wie die Folge „300 dicke Dinger“, denn die Stimmung ist nicht locker, sondern eher angespannt.
Episoden wie „Farnsworth Parabox“ oder „Wie die Zeit vergeht“ bieten ähnliche das ganze Universum auf den Kopf stellende Gegebenheiten, doch waren diese auch mit weitaus mehr Witz gespickt, als der finale Aufstieg der gesamten Menschheit zu einem Alternativ-Himmel.
Hier werden zwar die die christlichen Vorstellungen eines paradiesischen Lebens Groening typisch aufs Korn genommen, wenn Leela zu Recht feststellt „It's boring!!“, doch man wird das Gefühl nicht los, dass in diesem Abschnitt weitaus mehr Gags hätten mit einbezogen werden können, hier wirken Groening's Ideen ein klein wenig unausgereift.

Als schön die Geschichte abrundend erweist sich am Ende aber dann der Versuch den Sündenfall von Adam und Eva, den yivoschen Umständen angepasst nach zuspielen, und auch der Subplot um Bender's geheimer Clubmitgliedschaft findet einen einigermaßen sinnvollen Bezug zur Haupthandlung, doch am Ende bleibt dennoch ein fader Nachgeschmack.

Die Beziehung zwischen Leela und Fry wird hier zu keiner Zeit thematisiert, dass Fry sich einfach so eine neue Freundin zulegt, lässt eine Welt zusammen brechen.
Kiff und Amy's Hochzeit mag eine notwendige Weiterentwicklung sein, doch Kiff's Tod ist dann eine weniger gelungene Überraschung, auch wenn er, wie an den Haaren herbeigezogen wiederbelebt wird.

Die Enthüllung der Hintergrundgedanken von Yivo hingegen ist überaus gelungen, denn dass sämtliche Tentakel genaugenommen ein Geschlechtsteil darstellen, und die Menschen ungeahnt auf eine fremde Art Sex haben lässt, führt zu einer richtig gemeinen (und deswegen so urkomischen) Feststellung von Brannigan, nämlich, dass sämtliche Menschen lediglich wie "eine Art Frau missbraucht" wurden LoL

Eigentlich ist die Haupthandlung ja interessant, und gespickt mit jeder Menge Wendungen, doch irgendwie wirkt das ganze ein klein wenig zu viel für Futurama. Das Tentakel Monster als quasi Gott lässt den ganzen Film einen Tick zu seriös wirken.
Das waren zwar Folgen wie „Gebell aus der Steinzeit“ auch, doch dort standen tiefgehendere Emotionen im Vordergrund, hier jedoch ist es die unterschwellig bedrückende Stimmung, die den Witz missen lässt, und das war bei Futurama bisher eher ungewohnt.
Aber bitte nicht falsch verstehen, es gibt trotzdem jede Menge zu lachen!

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