Was war denn das?
Dass Samuel L. Jackson ein großartiger Schauspieler ist, weiß ich ja nicht erst seit gestern, aber dass er so derbe böse spielen kann und sein Verhalten dabei zu keiner Zeit aufgesetzt wirkt, hätte ich nicht gedacht.
Es fängt relativ ruhig, aber dennoch merkwürdig an, als das gemischtrassige Ehepaar Chris und Lisa Mattson in ihr Traumhaus in eine schöne Vorstadtsiedlung von Los Angeles ziehen. Ihr neuer Nachbar Abel Turner (Samuel L. Jackson) ist alleinerziehender Vater und ein pflichtbewusster Polizist, der auch noch nach Dienstschluss seinen Polizeiaufgaben nachgeht und in der Nachbarschaft auf Patrouille geht. Ihm passt es überhaupt nicht, dass seine neuen Nachbarn ausgerechnet ein gemischtrassiges Ehepaar sein müssen. Außerdem gefällt ihm deren linksgerichtete Einstellung nicht. Als er seine Tochter und seinen Sohn dabei erwischt, wie sie die neuen Nachbarn in ihrem Pool beim Sex beobachten, legt er dem Ehepaar nahe, die Gegend zu verlassen, weil sie seiner Meinung nach nicht dorthin passen. Diese lehnen diesen Gedanken jedoch grundsätzlich ab, weswegen Turner die beiden mit immer neuen Methoden schikaniert. So weigert er sich seine Außenbeleuchtung auszuschalten, die in das Schlafzimmer des Paares scheint und manipuliert die Klimaanlage des Anwesens der Nachbarn, weil Chris immer wieder seine Zigarettenstummel auf die Straße und sein Grundstück wirft.
Nach einem Einbruch in die Garage der Mattsons spitzt sich die Auseinandersetzung zu, da Chris Mattson mit seiner Geduld am Ende ist. Aufgrund derartiger Vorfälle versucht Lisas Vater die Mattsons zum Wegziehen zu überreden, was aber zu einem Streit über die Beziehung der Mattsons führt. Diese beginnt immer mehr zu bröckeln, als Lisa feststellt, dass sie schwanger ist, Chris sich durch die ohne sein Wissen abgesetzte Pille jedoch übergangen fühlt. Unterdessen wird die Gegend von einem Waldbrand bedroht, der sich immer näher auf das Viertel zubewegt. Nun versucht Chris Mattson seinen Nachbarn mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen, richtet Lichtstrahler auf Turners Haus und lässt eine Hecke pflanzen. Die Situation gerät außer Kontrolle...
Schon zu Beginn merkt man, dass Abel Turner (Samuel L. Jackson) nicht besonders begeistert ist, als er seine neuen Nachbarn beim Einzug beobachtet. Eines Nachts, als Chris (Patrick Wilson) mit lauter Musik in sein neues Viertel gefahren kommt und sich vor seinem neuen Haus eine Zigarette raucht, begrüßt ihn Abel. Schon hier wirft der pflichtbewusste Cop mit komischen Andeutungen, die sich auf die unterschiedliche Hautfarbe des Ehepaars bezieht, um sich. Da Chris Rap-Musik (von Schwarzen) hört, haut Abel einen wirklich heftigen Spruch raus: "Sie können diese Musik von mir aus so laut sie wollen und die ganze Nacht hören. Doch am nächsten Morgen werden sie aufwachen und immer noch weiß sein." Bei mir machte sich ein echt mulmiges Gefühl breit, und ich befürchtete, dass das Ganze schon bald ungeahnte Ausmaße annehmen würde. Mit dieser Vorahnung sollte ich nicht falsch liegen, denn langsam, aber sicher erfährt der Zuschauer immer mehr über den merkwürdigen Polizisten. Es fängt mit rassenbezogenen Bemerkungen an (und einem "Strafzettel" vor der eigenen Einfahrt), entwickelt sich weiter zu Angriffen auf das persönliche Eigentum der Mattsons (ihre Autoreifen werden eines Nachts zerstochen und die Hausalarmanlage wird manipuliert) bis hin zu einem von Abel geplanten Einbruch, den er von einem stadtbekannten Gangster ausführen lässt, bei dem Chris' Freundin zu Schaden kommt. Zu Beginn könnte man noch meinen, dass es sich um eine Art Kleinkrieg oder schlechter Start in ein friedliches Miteinander handelt, doch spätestens mit den zerstochenen Autoreifen wird man das Gefühl nicht los, dass Abel das gemischtrassige Ehepaar einfach nur loswerden will, koste es was es wolle. Meine Wut auf diesen Rassisten staute sich, und gegen Ende wollte ich nur noch in den Film reinspringen und ihm mal ordentlich die Fresse polieren.
Darsteller- und storytechnisch kann man dem Film nichts Negatives ankreiden, denn in diesen Schwerpunkten ist der Film 'ne echte Wucht. Natürlich könnte man sagen, dass man Ähnliches schon mal gesehen hat - jedoch mit Sicherheit nicht in dieser Form. Eigentlich ist Samuel L. Jackson ein sehr sympathischer Schauspieler und er wäre der Letzte, von dem man solch ein Handeln erwarten würde. Doch auch in dieser Rolle kann man ihm gewisse Sympathiepunkte nicht absprechen, denn er schafft es dennoch dem Zuschauer vorzugaukeln, er sei gar nicht so bösartig wie ihn seine Handlungsweise wirken lässt. Aufgrund dessen hatte ich während des Schauens ab und an zwiespältige Gefühle, zumindest ihm gegenüber. Diese Zwiespältigkeit hält jedoch nur die erste Filmhälfte an, denn danach möchte man ihn nur noch leiden sehen.
Der Film hat nicht nur jede Menge Spannung zu bieten, nein, auch an Dramatik fehlt es keineswegs. Schon sehr früh fühlt man, dass das ganze Techtelmechtel nicht gut ausgehen kann - die einzige Frage ist nur "Wie"?!
Lakeview Terrace ist ein unglaublich spannender Thriller, der wegen eines brillant spielenden Samuel L. Jackson gleich doppelt punkten kann. Obwohl der Film eine relativ lange Spieldauer (ca. 106 Minuten) hat, überkommt den Zuschauer nie ein Gefühl von Langeweile. Die ganze Zeit über wird man auf Spannung gehalten, da einem nur eine einzige Frage im Kopf herumschwirrt: "Was passiert als nächstes!?" Ich habe schon seit langem keinen so guten Thriller mehr gesehen. Einfach nur top!
9/10