Die Freuden der Nachbarschaft…16.10.2009
Hurra, ein innovativer Film! Endlich mal eine neue Ausgangssituation, obwohl natürlich schon Walther Matthau und Jack Lemmon über nachbarschaftliche Verhältnisse Filmgeschichte geschrieben haben, dort aber eher als Komödie denn wie hier als Thriller. Es steckt viel Wahres in dem Satz, daß man nicht in Frieden leben könne, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Und wer kennt ihn nicht, den miesepetrigen Wohnungsnebenmann, der pünktlich um 20.01 an die Wand hämmert, wenn man es wagt, noch ein klein wenig Musik zu hören. Gell, das kommt Dir bekannt vor, lieber Leser…oder bist Du gar selbst so ein Lebensverderber? Magst es nicht, wenn die Dinge nicht ganz so laufen, wie Du sie Dir für Deinen Alltag zurechtgelegt hast? Kennst Du Deine Rechte? Ja? Dann bist Du hier mehr auf der Seite von Samuel Jackson.
Der gibt den alleinerziehenden Polizisten Abel Turner, einen Mann in einem guten Wohnviertel namens Lakeview, oberhalb von Los Angeles. Abel ist streng, aber gerecht, und er hat ein Auge auf die Nachbarschaft. Mit der Ruhe ist es dort in seinen Augen vorbei, als ein Pärchen einzieht – er weiß, sie schwarz. Das ist nicht in Ordnung, und daher hat Turner ein genaueres Augenmerk auf die beiden…und macht ihnen das Leben freudloser, wenngleich er zu keiner Zeit Gewalt anwendet. Die Verbindung aus Ordnungsmacht und überzeugender Präsenz wirkt schon von allein, da ist keine Faust nötig. Doch das Pärchen will nicht weichen, obwohl es auch in der eigenen Ehe kriselt – sie hat ihm ein Kind angehängt – also kommt es zum Kleinkrieg, der zunehmend mit harten Bandagen und vor dem Hintergrund des von einer Feuersbrunst bedrohten L.A. geführt wird. Natürlich kann es bei diesem Krieg nur einen Gewinner geben…
Drei Dinge verwehren meiner Ansicht nach dem Film die Höchstnote. Erstens: der weiße Hauptdarsteller. Ein relativ unbekanntes Gesicht, leider aber auch nicht sonderlich begabt. Eigentlich den ganzen Film über nur mit zwei Mienen versehen…das ist als Gegenpart zum dämonisch-freundlich-strengen Jackson einfach zu wenig. Zweitens: die Küchenpsychologie als vermeintliche Erklärung für Turners Vorgehen. Schlecht gemacht, en passant noch dazu, und reichlich oberflächlich. Hier wäre weniger mehr gewesen. Und drittens, auch am schwerwiegendsten: das Finale. Ein Zufall jagt den anderen, dummes Verhalten von allen Akteuren, das wirkt so, als habe man den Film huschhusch fertigstellen müssen, bevor das Feuer den Drehort erreicht. Schade, denn mit ein klein wenig Sorgfalt wäre hier echt noch mehr dringewesen…obwohl, viertens, die Nebengeschichte um das Baby erst überflüssig wirkt, dann aber noch eine finale Moralkeule rauszieht…ja so sans, die Amis…8/10.