Santa Fe: Die beiden FBI-Agenten Elizabeth Anderson und Sam Hallaway werden zu einer kleinen Polizei-Station mitten im Nirgendwo gerufen, wo sie die Aussagen dreier Überlebender eines Highway-Massakers aufnehmen sollen, das offenbar auf das Konto eines brutalen Serienkillers geht, der seit einiger Zeit die Gegend unsicher macht. Von den Augenzeugen erhofft man sich neue Hinweise auf die Identität des Täters, dem einfach nicht beizukommen ist. Nachdem Hallaway seine Video-Kameras aufgebaut hat, werden die Zeugen von Captain Billings in getrennte Verhör-Räume geführt. Die Geschichten, die der sadistische Polizist Jack Bennet, die Junkie-Braut Bobbi und das achtjährige Mädchen Stephanie zum Besten geben, sind dann auch größtenteils deckungsgleich, und so ergibt sich ein recht komplettes Bild von den Vorgängen, die zu der Bluttat geführt haben, bei der Jacks Partner Jim, Bobbis Freund Johnny sowie Stephanies gesamte Familie ums Leben gekommen sind. Den Agenten Anderson und Hallaway erzählen die traumatisierten Zeugen damit jedoch absolut nichts Neues… Jennifer Chambers Lynch, die 1993 mit ihrer zum Skandal-Filmchen aufgebauschten, morbiden Love-Story „Boxing Helena“ mächtig auf die Schnauze geflogen ist, hat sich 15 Jahre später doch wieder auf den Regie-Stuhl gesetzt und mit der nur 3,5 Millionen Dollar schweren Independent-Produktion „Unter Kontrolle“ das Sujet des Serienkillerfilms um eine äußerst überflüssige Variante bereichert. Zwar ist diesem Streifen wesentlich eher das Bestreben ihrerseits anzumerken, sich von allen Erwartungen, die der Name Lynch halt so mit sich bringt (sprich: sinnbefreites Mindfuck-Kino à la Papa), freizuschwimmen, allerdings tappt sie dabei in ein paar ganz andere, eklatante Fettnäpfchen, die diesen alles in allem betrachtet doch sehr gewöhnlichen Thriller schnell ins Abseits manövrieren. Der Blick auf den Promo-Text auf der Cover-Rückseite lässt einen nämlich ein „Rashomon“-mäßiges Vexierspiel rund um die verschiedenen, eventuell von den persönlichen Interessen der Erzähler beeinflussten Blickwinkel erwarten, die sich erst nach und nach zu einem kompletten Bild zusammenfügen, was allerdings schlichtweg nicht der Fall ist. Das Gefasel von „Details, die nicht zusammenpassen wollen“ und „abgesprochenen Aussagen“ ist da lediglich eine einzige, große Augenwischerei, die den sehr beliebigen Inhalt von „Unter Kontrolle“ interessanter Erscheinen lassen soll, als er es in Wahrheit ist. Zwischen den einzelnen Berichten der Zeugen wird zwar munter hin und her gewechselt, zu Ungereimtheiten kommt es dabei allerdings nicht, denn der Tathergang spult sich lediglich in Form eines ausschweifenden Flashbacks ab, der lediglich durch die leicht variierten Gestaltungs-Methoden (hauptsächlich in Form einer mal mehr, mal weniger satten Farbgebung) die jeweils aktuelle Perspektive erkennen lässt. Von der Inszenierung her ist das Ganze deshalb reinweg als linear zu bezeichnen und jedwede Vergleiche mit den Filmen David Lynchs, zu denen sich die seriöse Kritik mal wieder hat hinreißen lassen, laufen dadurch glatt ins Leere. Der Zuschauer kann wirklich problemlos nachvollziehen, was sich tatsächlich auf dem Highway abgespielt hat, denn die Ereignisse werden während der ersten Stunde zur Genüge rekapituliert… beziehungsweise lang und breit ausgewalzt, um jede Menge Zeit zu schinden. Wirklich ärgerlich wird „Unter Kontrolle“ dann aber etwa zwanzig Minuten vor Schluss, wenn mit Karacho ein Plot-Twist die Angelegenheit so richtig durcheinander wirbeln und dem Zuschauer den Boden unter den Füssen wegziehen möchte, was dummerweise nicht klappt, denn das äußerst schwache Skript gibt sich wirklich jedwede Mühe, einen schon so früh wie möglich mit der Nase auf die „Überraschung“ zu stoßen. In Sachen pflichtschuldigst eingebrachter Handlungs-Dreher, die seit „Saw“ mächtig en vogue sind und zum guten Ton eines jeden Thrillers zu gehören scheinen, übertrifft dieser Schlenker an Vorhersehbarkeit sogar noch die vergleichbaren Kapriolen aus „Captivity“. Das Ganze hat dann auch nur zur Folge, dass der Darsteller des Serienkillers die Overacting-Schwarte krachen lassen und mit seinen mimischen Entgleisungen so richtig vom Leder ziehen darf. Ab da fliegt jedwede Ernsthaftigkeit im hohen Bogen aus dem Fenster, willkommen in der Parodie. Blieben als Höhepunkte von „Unter Kontrolle“ also lediglich noch die wenigen, auf rauen Naturalismus hin gebürsteten Gewalt-Einlagen übrig, die zwar trotz ihres Brutalo-Faktors auffallend konturlos bleiben, aber immerhin dafür sorgen, dass zumindest beinharte Splatter-Fans sich den Streifen mal auf die Liste für verregnete Sonntage setzen können… auch wenn sich ein Ansehen eigentlich beileibe nicht lohnt.
4/10