Es heißt, dass dieser Film im Hinblick auf die ruhige Erzählweise einer der extremsten Coen Filme wäre. Soweit ich es bislang beurteilen kann, stimmt es. Der Film spielt zu einer Zeit, zu der das Fernsehen noch ohne Farbe auskommen mußte. Dies spiegelt sich auch in der Aufmachung des Films wieder. Nicht nur, dass die Schriften im Prolog und im Abspann an die von alten Filmen angelegt ist, der ganze Film selbst ist ebenfalls in S/W gedreht. Alleine dadurch stellt sich eine Atmosphäre ein, die sehr gut zu dem Film paßt.
Die Storyline ist mal wieder Noir pur - ich liebe das. Gewinner gibt es unter den Hauptdarstellern keine - von einem "Justice-by-Money" Anwalt vielleicht abgesehen, der gewinnt zumindest finanziell. Die Frau eines langweiligen Friseurs sprint mit einem dicklichen Unternehmer-Hecht ins Hotelbettchen, der gehörnte Ehemann wagt sich in seinem kläglichen Dasein glaubhaft spontan an eine spekulative Investition. Um das notwendige Geld aufzubringen, wird der Hecht erpreßt, der kriegt irgendwann den wahren Erpresser raus - kann dies aber nicht mehr der Nachwelt mitteilen, weil er in einem kurzen Handgemenge mit dem Gehörnten das Zeitliche segnet. Alle Indizien weisen auf die Ehefrau.
Als Einleitung soll dies reichen, dank der sehr gemächtlichen, aber Coen-typisch intensiven Erzählweise, ist damit auch das erste Drittel grob beschrieben. Die Charakterdarstellung ist exzellent. Ohne in langes Geschwaffel zu verfallen, kriegt man sehr gute Einblicke in die einzelnen Charaktere alleine durch Dialoge, Gestiken und Handlungsweisen.
Exzellent: Billy Bob Thornton in der Rolle von Ed Crane. Die ruhige Art, mit der er auf die sich ständig verändernden Situation reagiert, ist einmalig. Auch wenn die Storyline Coen-typisch sehr verwinkelt ist, bleibt sie ständig glaubhaft.
Fazit: Eine Perle mehr im DVD Archiv. Fairerweise möchte ich aber anmerken, dass das Urteil "Perle" vermutlich nicht von einer Mehrheit getragen werden würde. Wer Independence Day für die Krone menschlicher Filmkunst hält, sollte um diesen Film einen großen Bogen machen. Als "Coen"-Einstieg empfehlen sich sicher auch andere Filme, z.B. Blood Simple oder Fargo. Wenn man Gefallen an der langsamen Erzählweise findet, kann man diesen hier probieren.