Man könnte sagen der verschwiegen Ed Crane (Billy Bob Thornton) hat seinen Beruf definitiv verfehlt. Denn für einen Friseur ist er merkwürdig sprechfaul, fast schon still. Und wenn er redet, redet er meistens nur das Nötigste. Eine Charaktereigenschaft, die seine Frau Doris (Frances McDormand) schätzt und dazu bewegt hatte ihn zu heiraten. Mit ihr führt er eine eher stillschweigende Ehe, wobei Doris eine Affäre mit ihrem Chef Big Dave (James Gandolfini) hat. Über diese Affäre ist nie ein Wort gefallen, aber Ed ahnt es und nimmt es – wie soll es auch anders sein – stillschweigend hin.
Eines Tages erscheint im Salon der Vertreter Tolliver (Jon Polito) und lässt sich die Haare Schneiden. Im Redefluss erzählt dieser von seiner brandneuen Erfindung: Die Trockenreinigung. Der homosexuelle Toupet Träger Tolliver ist überzeugt davon, dass die Eröffnung einer Trockenreinigung eine Menge Geld bringen würde. Allerdings braucht dieser ein Startkapital von 10.000 Dollar. Crane spitzt seine Ohren und findet die Idee durchaus interessant, doch er hat keine 10.000 Dollar. Crane verfasst daher einen anonymen Erpresserbrief an Big Dave und fordert von ihm die genannte Summe, ansonsten erfährt jeder von seiner geheimen Affäre mit Doris. Dave sieht keine andere Wahl als zu zahlen.
Später erfährt Big Dave von wem der Erpresserbrief stammt und konfrontiert Ed mit der Wahrheit. Dabei kommt es zu einem handfesten Streit und in Notwehr ersticht Ed Dave mit einem Messer. Merkwürdigerweise gerät nicht der tatsächliche Mörder Ed in Verdacht, sondern seine Frau Doris. Die einzige noch mögliche Rettung für Doris ist der Staranwalt Freddy Riedenschneider (Tony Shalhoub).
Der mit der Situation und mit seinem Leben überforderte Ed Crane flüchtet von da an immer häufiger zu der musikalisch talentierten Nachbarstochter Birdy (Scarlett Johansson). Enttäuscht von seinem eigenen Leben, setzt er sich in den Kopf Birdy zu einer Karriere als Pianistin zu verhelfen. Doch auch dieses Vorhaben ist zum Scheitern verurteilt.
Kritik:
Der Film aus dem Jahr 2001, dessen Geschichte in den Ende der 50er Jahre stattfindet, ist ein typischer Coen Film, der sich aus dem Genre des Film Noir bedient. Teilweise entdeckt man in der Machart Ähnlichkeiten zu dem Film Barton Fink. Regisseur Joel Coen entschied sich allerdings dafür den Film in Schwarz Weiß zu verfilmen, was der Stimmung im Film übrigens sehr gut tut. Kameramann Roger Deakins, der bereits schon einige Male mit den Coen Brüdern gedreht hat, trumpft mit interessanten Kamerafahrten und schönen Bildern auf.
Billy Bob Thornton als der starre, regungslose Charakter Ed Crane ist saustark und somit für den Film die ideale Besetzung. Beiläufige Gesten, z.B. wenn er sich eine Zigarette anzündet, werden zum Augenschmaus. Aus dem Off begleitet uns während des ganzen Films die Stimme Ed Cranes, die uns seine Geschichte und seine Gefühlswelt offen wie ein Kartenspiel aufdeckt. Immer wieder erzählt er dem Zuhörer, dass er anders sei als die Anderen. Er fühle sich wie ein Geist, der von seiner Umwelt in keinster Weise wahrgenommen wird.
Oscarpreisträgerin Frances McDormand als die verbitterte Doris Crane ist absolut sagenhaft. Obwohl sie zur Todesstrafe verurteilt wurde, bleibt diese Frau hart wie ein Granit, keine Träne, kein Wutausbruch. Sie ist nicht mal richtig willens ihre Unschuld zu beteuern bzw. für ihre Freiheit oder ihr Leben zu kämpfen. Sie wirkt dermaßen gleichgültig, als sei nicht sie von dem allen betroffen.
James Gandolfini’s kurzer Auftritt als Big Dave ist einfach klasse und ebenfalls Tony Shalhoub (den einige aus der Serie Monk kennen werden) als der pathetische Staranwalt Riedenschneider, bei dem man nicht weiß, ob er eher Anwalt oder eine Mischung aus Blender und Anwalt ist.
The Man Who Wasn’t There drückt sich deutlich aus: Actionfans und Fans der leichteren Kost werden höchstwahrscheinlich mit The Man Who Wasn’t There nicht viel anfangen können. Wer allerdings an einem 1a Psychogramm interessiert ist und dem Film Noir nicht abgeneigt ist, wird mit dem Film glücklich gemacht.