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Fast Unsichtbar
The Man Who Wasn’t There - der neue Film von Joel und Ethan Coen

Es fällt kein Schnee auf Santa Rosa. Das triste Kaff liegt jenseits von Fargo, doch durch seine staubigen Gassen kriecht eine nicht unähnliche Unterkühltheit. Eine Unterkühltheit, die sich zwischen Monotonie und Lethargie im Wesen der Protagonisten ausgeprägt hat. Der wort- und motionskarge Barbier Ed Crane (Billy Bob Thornton) wird zum Sinnbild der Sinnfreiheit, der Verlorenheit, gegen die seine Mitmenschen noch aufbegehren, ausgelassen Familienfeste feiern und ihre dummen, kleinen Träume auf den Tag projizieren, um schliesslich doch daran zu scheitern. Ed kann diese Welt nichts geben, also gibt er ihr auch nichts. Er bewegt sich in seinen alltäglichen Strukturen, doch niemals überkreuzt er Grenzen. Für seine Mitmenschen ist Ed deshalb da, andererseits aber auch nicht. Seine Frau (Frances McDormand) ist keine Ausnahme. Sie muss wohl immer den Eindruck gehabt haben, Ed sei gar nicht anwesend, wenn sie hemmungslos mit dem Chef des Kaufhauses kokettierte, wenn sie sich nicht sonderlich viel Mühe gab, die Indizien ihres Betrugs zu kaschieren. Weil er da ist, andererseits aber auch nicht, hört und sieht Ed viel mehr, als seine Umwelt glauben mag. Zum Beispiel ist da die Trockenwäsche, das neue Patent, das bombensichere Geschäft, der Markt der Zukunft, doch der einzige, der sich für das Angebot des herbeigereisten Geschäftsmannes zu interessieren scheint, ist Ed. Eine Investition wird nötig, und Ed beginnt zu handeln, beschliesst die zu betrügen, die ihn betrogen haben. Eine Motivation hat von ihm Besitz ergriffen, er ist nun selbst ein Opfer eines gerechten kleinbürgerlichen Traums geworden. Er beginnt sogar für andere zu träumen... Natürlich scheitert er. In allem. Und er scheitert so katastrophal, dass die übliche Tristess für einen kurzen Augenblick eine Hoffnung des Paradieses wird - kaum noch Zeit bleibt ihm, die Geschichte seines kurzen Lebens, vor allem natürlich die des folgeschweren Intermezzos als er ein Leben träumte, für ein Herrenmagazin niederzuschreiben.
Nachdem sich der mit „Big Lebowski“ eingeschlagene Weg der Coen-Brüder bei „O Brother ...“ fast schon als eine Sackgasse herausgestellt hatte, versuchen sie nun mit beeindruckender Konsequenz auf ihre frühen Meisterwerke zurückzuorientieren. Der Skurrilität ihrer Charaktere ist das natürlich mitnichten abträglich, doch reflektiert man ihre Sonderlichkeit wieder mit gepflegtem Understatement. Mussten Blood Simple und Miller’s Crossing schon unbedingt als Hommage an den Film Noir verstanden werden, gewichten sie in „The Man Who Wasn’t There“ noch deutlicher auf ihre entscheidenden Einflüsse. In Schwarz/Weiss haben sie ihre wunderbare und in ein Amerika der späten Vierziger verlegte Interpretation der „Schuld und Sühne“-Thematik inszeniert. Und Billy Bob Thornton, der zwar eine Vollmacke haben muss und definitiv unter schlechtem Einfluss steht, gelingt es die unglaubliche Spannung, die zwischen der Unterkühltheit seines Ed Crane und den inneren Konflikten, die unter der in völliger Anteilnahmslosigkeit erstarrten Fassade tatsächlich brodeln, auf völlig beeindruckende Weise präsent zu machen.

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