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Ein Nuttenring wurde gesprengt, dabei gelangen auch Bilder von hochangestellten Persönlichkeiten in kompromittierenden Situationen in die Hände der Polizei. Die Verbrecher wollen die Beweis- und gleichzeitig Erpresserfotos zurück und schicken deswegen Lam Man Fu [ Tommy Wong ], den „God of Hell“ los. Als dieser einen Cop dabei umbringt und vom Imbissbudenbesitzer Fat Goose [ Sammo Hung ] beobachtet wird, will er auch den beseitigen. Fat Goose schlüpft allerdings bei Pitt [ Vincent Wan ], dem Partner des Ermordeten unter; der sich mit seiner Schwester Angel [ Teresa Mo ], einer Reporterin, auf die Suche nach den Tätern macht...

Touch and Go gehört zu den weniger bekannten Filmen von Ringo Lam und erfuhr anders als seine meisten Werke wie City on Fire, Prison on Fire, Full Contact, Burning Paradise usw. [ sogar dem mediokren The Adventurers ] keine Auswertung in Deutschland; kann die Klasse von zumindest den Erstgenannten auch nicht erreichen. Dennoch gehört er zu den noch gelungeneren Produktionen, was vor allem daran liegt, dass Lam auch aus wenig noch weitaus mehr herausholen kann als der Durchschnittsregisseur.

Hierbei hat er vor allem mit dem Drehbuch seines Bruders Nam Yin zu kämpfen, der zu wenig Ausgangsmaterial zu bieten hat und nach einem rasanten Beginn sich einfach nicht entscheiden kann, in welche Richtung er nun gehen will.
Statt die Prämisse strikt durchzuziehen, wird mit fadenscheinigen Ausreden die anfängliche Konfrontation umgeschrieben und immer wieder hinausgezögert; die nun entstandene Leere mit etwas Humor und einem Buddy Picture aufgefüllt.
Dass nun die Anfangsstimmung schwankt, man sich zwischenzeitlich aus mehreren Genres bedient und die wechselnden Ebenen selbst von take zu take variiert macht die Atmosphäre nicht gerade dichter; einzelne Szenen stehen deswegen auch als standout immer wieder heraus. Im Positiven als auch im Negativen wohlgemerkt; man spürt und sieht öfters, was daraus hätte werden können, und bekommt dann aber anschliessend das Gegenteil von Gut vorgesetzt. Nicht langweilig, aber irgendwie öfters etwas, das man nicht unbedingt sehen will.

Unverständlich ist vor allem, wieso Nam Yin nach dem flotten Beginn einen Umkehrschluss zieht und die Kehrtwendung einlegt. Die unbestandene Freilassung von „God of Hell“ trotz Zeugenaussage wegen Mordes und trotz tätlichen Angriffs auf einen Polizisten kann mit der vorgeschobenen Ausrede „Er hat Diabetes“ durch seinen Anwalt Kam Tze Ping [ Lam Chung ] ja wohl kaum ernstgenommmen werden. Die Unplausibilität verschiedener Tatsachen und Plotwendungen zieht sich ab dort quer durch den Film und reisst ihn immer wieder ein Stück mehr runter als nötig; das nun veranstaltete Geschehen kann man beim besten Willen selbst dann nicht mehr Ernst nehmen, wenn es wahrhaftig einen Zahn zulegt. Was nicht so selten passiert, aber selten genug, um über die Actionschiene die Unzulänglichkeiten durch Rasanz und Kompromisslosigkeit ganz wett zumachen.

Fraglich ist danach vor allem das Verhalten bzw auch die Tatenlosigkeit der Hauptcharaktere sowie die Taktik der Polizei allgemein. Diese hält sich komplett aus dem Fall raus und taucht gar nicht weiter auf; bei den Zuständen versteht man dann auch die energische Weigerung von Fat Goose, als Zeuge auftreten zu wollen: Man wird ja praktisch zum Abschuss freigegeben.
Auch Cop Pitt kümmert sich erst nach einem erneuten Anschlag durch Molotovcocktails um seinen ihm anvertrauten Bürger und bringt ihn dann allerdings immer wieder selber durch sinnlose Aktionen in Gefahr. So wird der dann auch überraschend untätige „God of Hell“ mehrmals in Begleitung von Fat Goose provoziert und schikaniert und so 1 ) erst wieder bis aufs Blut gereizt und 2 ) ihm überhaupt die Chance gegeben, doch noch den Mitwisser zu beseitigen. Mehrmals hat dieser dann auch die Möglichkeit, entscheidet sich dann aber spontan fürs Schwafeln sowie Folteraktionen, um in der entstandenden Aufschiebung natürlich den Bedrohten Raum und Zeit für eine Flucht zu ermöglichen.

Der Rest der Anti-Dramaturgie incl. hinausgezögertem Showdown wird mit der Mum von Fat Goose [ Helena Law Lan ] im Altersheim verbracht, die partout herausfinden will, ob Angel gebärfreudig genug für ihren Sohn ist sowie dessen Hoffnung, mit der vorgestellten „Schwiegertochter“ auch tatsächlich was zum Laufen zu kriegen. Und der illegalen Immigrantin May [ Irene Wan ] und ihrem traurigen Schicksal, die sich aus den Fängen von „God of Hell“ befreit und an entscheidener Stelle zu den Guten überläuft.

Zum Glück sind dann doch noch einige Actionszenen, die in der rauhen, ungestylten Umgebung der frühen 90er ungehindert zum Zuge kommen und immer wieder für unfassbare Stunts sorgen. Sammo selber wird durch seine Porträtierung als eher normaler Bürger zwar etwas ausgebremst und packt nur sehr zögerlich seine Fähigkeiten aus, aber darf später auch vermehrt ran. Vorher lässt er sich von einem Auto aufs Korn nehmen und durch die Luft schleudern – unsanfte Landung -, sowie sich bei voller Fahrt an die Seitentür ketten.
Vincent Wan [ bzw sein Stuntman ] muss sich einer mehrzähligen Motorradattacke erwehren und holt dann auch selber zwei Fahrer von ihren Sitzen; ausserdem wird zu Beginn eine von Lam patentiert furiose car chase geboten. Als extra Zusatz gibt es mehrere gelungene effect shots, in denen man sich immer erst im allerletzten Moment vom explodierenden Auto wegbewegt; der Sturz vom Dach durchs Glasdach auf einen Glastisch verfehlt seine Wirkung auch nicht.
Leider sind die Darsteller unpassend gewählt: Sammo kauft man den lange Unterlegenen ebensowenig ab wie Wong und Wan die körperlichen Aktionen; ist also keiner wirklich überzeugend. Chan Chi Fai chargiert als weiterer Bad Guy ganz schön; Billy Chow hat einen Kurzauftritt.

Kein Lam – Hit wie üblich, aber immer noch eindeutig oberhalb des Durchschnitts. Wo steckt er eigentlich ?

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