Review

Wenn man es recht bedenkt, hat genau das der Welt noch gefehlt: eine mit "Gossip Girl" gekoppelte "90210"-Folge, die fröhlich in Richtung Slasher hustet.
Oder eben doch nicht, denn dieses Filmchen, an dem das Brutalste schon fast der Name der Regisseure ist ("The Butcher Brothers", allerdings ein Pseudonym ohne verwandtschaftliche Beziehungen), stellt dann doch recht flott die Frage nach der eigentlichen Zielgruppe - möglicherweise modebewußte Püppchen, die nicht zu sehr durch graphische Gewalt von ihrem Pre-Club-Prosecco abgelenkt werden wollen, während sie sich über die Garderobe echauffieren (positiv natürlich...).

"April Fool's Day" wird gemeinhin als ein Remake des in Insiderkreise immer gern als raffinierter Spätslasher geführten Films gleichen Namens von 1986 benannt, obwohl das Originellste schon damals maximal die ungewöhnliche Schlußpointe war, die in direkter Beziehung zum Datum des Titels stand - hier hat man sich maximal die gleiche Storyline ausgeliehen, um daraus etwas Ähnliches anzurühren, das auf die gleiche Pointe hinausläuft.
Das sieht dann so aus, daß sich eine ebenso erlesene wie verdorbene Gruppe begüterter Arschlöcher in ihrem Reichtum so sehr langweilt, daß sie sich gegenseitig böse Streiche spielen, weil Intrigen ja allein nicht ausreichen. Im Mittelpunkt des Geschehens ein monetär-monumentales Geschwisterpärchen, das auf den imposanten Namen Cartier hört und mit so sinnigen Vornamen wie Blaine und Desiree gesegnet ist. (Die Vornamen in diesem Film weisen schon auf das abgezielte Paris-Hilton-Niveau hin, denn wir begegnen auch noch einer Milan, einer Torrance, einem Ryan, einem Charles und, sehr signifikant, einer Barbie...). Desiree ist nur vermögend, sondern auch die "complete bitch", doch dann geht ein Streich mit Rohypnol und einer Videokamera nach hinten los und nach etwa 20 Minuten segelt eine Blondine vom Balkon ins Buffet - woraufhin sich natürlich niemand schuldig erklärt, abgesehen davon, daß dem Brüderle die halbe Schuld zugeschoben wird und die Kohle nun von ihr verteilt wird.
Und wie das so ist mit den Feiertagen, ist ein Jahr später wieder April und irgendwer will die Beteiligten zur Rechenschaft ziehen, als da wären die Geschwister, einen leicht nerdigen Kameramann, einen schwulen Societyreporter, eine Schönheitskönigin, einen debilen Politiker und die angehende Schauspielerin, die sich in Horrorfilmen ergeht. Die Rollenwahl und die intellektuellen Einfärbungen (alle sind recht egoistisch gezeichnet) sind dann aber auch schon das Maximum an Ironie, das uns zugestanden wird.

Tja, im Anschluß läuft dann die übliche Kette von Todesfällen ab, bei denen die Leichen natürlich stets verschwinden und wer noch nicht ganz vom neuen Estee-Lauder-Parfüm in seiner Dior-Handtasche benebelt ist, der weiß auch nach 10 Minuten Stafettenlauf (die Hälfte vom Film ist da schon rum), wie der Hase hier läuft.
Das Problem: weder ist das rasant oder geschickt inszeniert, noch spannend, noch ironisch und blutig eigentlich leider auch nicht, zumindest über weite Strecken nicht. Stattdessen muß man einem Grüppchen dekadenter Bratzen zuschauen, die irre evil rumbitchen wollen, aber dabei nur peinlich gewollt wirken, schöne Garderobe tragen und dicke Wagen fahren. Meistens diskutieren sie aber nur den Film zu Tode und sehen dabei noch recht gut aus - wie eben in stylishen TV-Serien so üblich.
Faszinierend dabei ist, daß man wirklich KEINEN von den Charakteren auch nur im Ansatz sympathisch finden kann, nicht mal den halbwegs vertrauenerweckenden Kameramann, der auch nur nicht asozial scheint, weil er nicht reich ist.
Allesamt also Lumpenpack und großdimensionierte Rektalöffnungen, die es gewiß verdient haben, vor unseren Augen einen wirklich endlosen Tod zu sterben, nur leider ist da das Drehbuch vor...

Anmerken möchte ich dabei nur, daß man, gesetzt den Fall man findet diesen Film irre chic, praktisch den kompletten Cast auch in den anderen Filmen der Regisseure als Stammteam wiederfinden kann (u.a. "Die Hamiltons"), weil das die einzige Möglichkeit ist, den üblichen Serienauftritten zu entkommen. Eine Ausnahme ist übrigens Scout Taylor-Compton, die unter Rob Zombie mal als Re-Inkarnation von Carpenters "Laurie Strode" aus "Halloween" reüssieren durfte, hier aber ziemlich blass bleibt.

Ich lade also alle zu dieser überstilisierten, mies inszenierten und steif runtergespielten Kinder-Dynasty-Folge ein, die auf die üblichen Qualitäten von Thrillern und Slashern auch mal verzichten können und spendiere die Tiefstwertung nur nicht, weil im Finale wenigstens für ein paar Sekunden nach dem zu erwartenden Twist eine gewisse Überraschung zu verzeichnen ist. Danach schlummert der Film dann aber wieder ein, bis er erfolgreich im Nichts versandet. Diagnose: eine schicke Leiche. Schlampagner für alle! (2/10)

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