"Flash of Genius" verdeutlicht in seiner Anlage den häufig gewählten Umgang Hollywoods mit kritischen Themen der amerikanischen Gegenwart - einerseits sehr genau beobachtend und Missstände aufzeigend, andererseits relativierend und verharmlosend. Aus einer Bemerkung im us-amerikanischen Internet war herauszulesen, das der Diebstahl von Ideen und Erfindungen in der Industrie keine Seltenheit wäre, weshalb der Autor dieses Satzes den Film für die Darstellung dieser Problematik lobte. Vielleicht ist der amerikanischen Öffentlichkeit dieser Umstand so sehr bewusst, dass sie nicht mehr darauf hingewiesen werden braucht, denn im Film lässt sich dieser sicherlich realistische Tatbestand nicht erkennen.
Vielleicht war den Machern auch das Thema nur zu trocken, weshalb sie sich nicht nur mit dem amerikanischen Patentrecht, sondern auch mit einer emotionalen Geschichte beschäftigen wollten. Greg Kinnear spielt den amerikanischen Professor Bob Kearns, der als kleiner Erfinder des Intervall-Autoscheibenwischers in die Mühlen der Autokonzerne gerät, und wenn etwas der Geschichte Halt und Stringenz gibt, dann sein Spiel, dass auch nicht vor nervtötenden und unsympathischen Momenten zurückschreckt. Schon die ersten Bilder machen deutlich, dass die Geschichte tragisch enden wird, denn Bob Kearns wird als wirres Psychowrack in einem Greyhound-Bus von der Polizei aufgegriffen, und wenn der Film dann 3 Jahre auf den glücklichen Familienvater Bob Kearns, der mit attraktiver Ehefrau (Lauren Graham) und sechs Kindern amerikanisches Familienleben demonstriert, zurückblendet, wird Jedem schnell klar, dass in der Zwischenzeit etwas Schlimmes passiert sein muss.
Es stellt sich die Frage, warum der Film diesen Moment vorweg nimmt und die Geschichte nicht genauso linear von Beginn an erzählt, wie es dann nach der Eingangssequenz sowieso gemacht wird ? - Möglicherweise ist in den USA der reale Hintergrund der Geschichte bekannter, aber dem unbedarften Betrachter wird damit einiges an Spannung genommen, denn bis sich die Szene im Bus wiederholt, entwickelt sich das Drama in üblichen Bahnen - erst Glücksgefühle, dann tiefe Niedergeschlagenheit mit dem Verlust der Selbstkontrolle. Kinnear gelingt es, dabei den Boden unter den Füssen zu behalten, denn trotz der tragischen Ereignisse vermeidet der Film Extreme, so das er seinen realistischen Charakter nicht an übertriebene Emotionen verliert.
"Flash of Genius" kann dabei sehr genau aufzeigen, wie rücksichtslos die mächtigen Konzerne mit kleinen Zulieferern und Ideengebern umgehen, und auf Vorwürfe nur mit dem Scheckbuch reagieren. Das sie überhaupt etwas als Entschädigung zu zahlen bereit sind, hat nichts mit dem Eingestehen von Schuld zu tun, sondern nur mit einer Kostenhöhe, die zwischen dem Bezahlen einer Summe und dem möglichen Aufwand, Schaden auf rechtlichen Weg abzuwehren, einkalkuliert wird. Jeder, der diese Vorgehensweise für real hält, macht dabei mit, auch wenn er selbst Opfer ist, aber wenn Jemand wie Bob Kearns so etwas wie Gerechtigkeit will, dann stellt er sich gegen das System und wird zerstört, was in der Bus-Szene seinen Höhepunkt erfährt. Doch dann wird deutlich, warum die Macher diese an den Anfang stellten, denn sie beschliesst den Film gar nicht, sondern befindet sich in seiner Mitte...
Trotz aller familiären Details in Kearns Leben, schilderte "Flash of Genius" bis zu diesem Zeitpunkt recht unaufgeregt sein trockenes Thema, aber dann setzt er verstärkt auf Emotionalität, weshalb nach einem längeren Martyrium alles in einer klassischen Gerichtsszenerie kulminiert. Selbst wer nicht das "reale" Ende kennt, wird nur wenig Ungewissheit verspüren, da der Spannungsbogen vorhersehbar entwickelt wird. Problematisch daran ist aber besonders, dass durch den heroischen Kampf des "kleinen Mannes" wieder der amerikanische Mythos betont wird, dass es Jeder - wenn er nur hartnäckig genug ist - schaffen kann, Gerechtigkeit zu erfahren.
Dank Kinnears Spiel wird zumindest deutlich, dass dieser Weg sehr schwierig ist, aber auch er kann nicht verhindern, dass die Tat, gegen die er sich wehrt, als Einzelschicksal stilisiert wird. Es mag sein, dass dieser Fakt allgemein bekannt ist, aber indem "Flash of Genius" es nicht gelingt, aufzuzeigen, dass es sich bei dem Diebstahl von Patenten um eine häufige Vorgehensweisen handelt, beraubt er sich seines eigenen kritischen Ansatzes (4,5/10).