Nachdem Disney erst kürzlich mit „The Game Plan“ eine erfrischende, dennoch typische Familienkomödie veröffentlichte, enttäuscht „College Road Trip“ leider umso mehr. Regisseur Roger Kumble („Eiskalte Engel“) liefert hier fade Kost von der Stange, kurz nach dem Abspann schon vergessene Dutzendware eben. Altbekannte Klischees vom klammernden, überbesorgten Vater der seine Teenagertochter nicht in die Erwachsenenwelt loslassen kann werden mit ebenso Stereotypen Sidekicks wie dem hochintelligenten Sohnemann, der ausgeflippten Großmutter oder der kaum mit Screentime bedachten, verständnisvollen Mutter.
Das harmonische Familienbild wird zu keiner Zeit gefährdet, jeder Konflikt ist lapidarer Natur, sodass der Storygang schon in den ersten Minuten auf der Hand liegt. Während „The Game Plan“ aber genau an diesen Faktoren nicht scheiterte und seine Punkte anderweitig ins Haus holte, versagt „College Road Trip“ leider in den fürs Genre essentiellen Punkten: Die krampfhaft auf cool gezeichneten Teenager-Charaktere bieten keine Sympathiewerte oder echte Identifikationsfiguren, bleiben allesamt schablonenhaft und leblos überzeichnet.
Nur Raven-Symone (begann ihre Karriere als Kinderdarstellerin in der „Bill Cosby Show“) sticht als Hauptfigur etwas heraus und kann ihre Rolle wenigstens mit einem Mindestmaß an Charisma verkörpern. Raven-Symone, hauptsächlich beschäftigt mit ihrer eigenen Sitcom „That’s so Raven“, ist erstmals in einer richtigen Kinorolle zu sehen und beweist sich erneut als mittelmäßige Entertainerin, eher unterdurchschnittliche Schauspielerin aber als exzellente Alleinunterhalterin für die jüngste Zielgruppe. Die dürfte dann auch mit diesem verboten harmlosen Filmchen am ehesten angesprochen sein, der erwachsene Zuschauer wird dagegen auf eine harte Probe gestellt.
Martin Lawrence passt sich derweil dem Niveau des Films an und liefert eine bescheidene Leistung, die selbst für die limitierten Fähigkeiten des Comedians wenig schmeichelhaft ist. Auf den ersten Blick ist der agile Lawrence wie geschaffen für die Rolle, verlässt sich aber von Anfang an auf wenig amüsante Standards und bleibt so deutlich hinter seinen Möglichkeiten als Komiker zurück.
Die Moralkeule wird gleich mehrfach geschwungen und eigentlich darf mal jedes Familienmitglied eine elementare Weisheit aufsagen bevor sich am Ende alle in den Armen liegen und sich jede Problematik in Luft aufgelöst hat. Kumble drückt zwar nicht zu sehr auf die Tränendrüse, dennoch meint der Film seine naiven Botschaften verblüffend ernst und kommt insgesamt sehr konservativ daher. Das stößt besonders sauer auf weil der Handlung nicht selten jeglicher Drive geraubt wird und das Tempo arg leidet. In einer Komödie mit knapp 90 Minuten Laufzeit, der noch dazu jede Glaubwürdigkeit abgeht, ein unverzeihlicher Fehler.
Leidlich interessant ist die Besetzung der Hauptfigur Raven-Symone in Bezug auf ihr äußeres Erscheinungsbild: Kein gertenschlanker Hungerhaken, der wie frisch vom Laufsteg gecastet wirkt sondern eine dralle, hübsche aber dennoch klar übergewichtige junge Frau. Auch ihre Filmmutter ist stark übergewichtig, was aber in keinem Witz verarbeitet wird – Raven-Symone lebt ein gesundes Körpergefühl voller Selbstbewusstsein aus und soll hier klare Vorbildfunktion leisten für die jüngsten Zuschauer. Dieser subtile Gesellschaftskommentar wird vom restlichen Cast allerdings unterwandert und zunichte gemacht, denn der rosarote Blick auf die kommende College-Welt versammelt ansonsten nur perfekt gebaute Menschen vor der Kamera, somit wirkt der Film – um ein letztes mal den Vergleich heran zu ziehen – wesentlich verlogener und auch belangloser als „The Game Plan“.
Fazit: Wenig unterhaltsam zusammengeschusterter Einheitsbrei, der sich weder durch unmotivierte Slapstickeinlagen, noch durch spritzige Dialoge auszeichnet und nicht einmal mit wirklich charmanten Schauspielern zu glänzen vermag. „College Road Trip“ ist ein Rohrkrepierer wie er im Buche steht und die schwächste Disney-Kinoproduktion seit längerer Zeit.
2,5 / 10