Als Micah und Katie in ihr neues Haus ziehen, ist natürlich zunächst einmal die Freude groß. Dies währt allerdings nicht lange, denn schon früh gehen unheimliche und unerklärliche Dinge vor sich, die den Herrn zum Kauf einer protzigen Kamera nötigen. Diese fängt ein, wie der Terror immer schlimmer wird.
Found Footage Horror hat sicherlich einen schweren Stand bei den Zuschauern. Manch einer wird sich frohen Herzens oder entrüstet an „Blair Witch Project“ zurückerinnern und manch anderer wird behaupten, man versuche durch das Handheld-Gimmick einfach fehlende Gelder oder Innovation zu vertuschen. Diesen Streit wird auch „Paranormal Activity“ aus dem Jahre 2007 sicherlich nicht beilegen können. Dieser war übrigens extrem erfolgreich und zog eine anständige Anzahl an Sequels nach sich.
Die erfreuliche Nachricht zuerst: die Wackelkamera ist erträglich ausgefallen. Schwindelerregende Zittermanöver und anderweitige penetrante Geniestreiche, die manch vergangen Film unanschaubar gemacht haben, bleiben aus – stattdessen trägt diese stilistische Entscheidung wirklich dazu bei, eine gewisse Intimität und Vertrautheit herzustellen. Zwingend notwendig wäre es nicht gewesen, aber stören tut es auch nicht. Passt!
Unser junges Pärchen ist auch eher künstlerische Massenware und hebt sich nicht großartig vom Genremainstream ab. Micah ist teilweise ein ziemlicher Kotzbrocken und Kindskopf, Katie ist die sensiblere, die direkt die Zeichen erkennt und in Panik verfällt. Diese Dynamik wird ganz gut ausgebaut und vor allem die handfesten Streits, die mit zunehmendem Geisterterror folgen, sind durchaus nachvollziehbar gestaltet.
Was die Ästhetik und den Horror angeht, muss man „Paranormal Activity“ wirklich sehr loben. Die Handlung baut sich langsam auf und je weiter man kommt, desto schwerwiegender werden die Quälereien der finsteren Macht, die das junge Paar heimsucht. Anfangs hat man es noch mit subtilen Geräuschen, seltsamen Zufällen und Expertenmeinungen obskur wirkender Fachleute zu tun. Der Zuschaue fragt sich hier oft, wie konkret die Bedrohung denn wirklich ist und ob alles nicht doch irgendwo Einbildung sein könnte.
Dennoch ist die Bedrohung konstant spürbar und gerade im letzten Drittel wird es verdammt gruselig und angsteinflößend. Erfreulicherweise arbeitet „Paranormal Activity“ mit schlagartigen Schocks und offenem Terror, der weit über bloße Jump Scares hinausgeht. Hierbei hat man sich ganz genau überlegt, was man zeigt und was nicht. Handspuren auf dem Boden, zerkratzte Bilder und sich-bewegende Bettdecken beweisen, dass etwas verdammt Böses präsent ist, aber es wird nie zu einem Creature Feature. Der Schrecken ist im wahrsten Sinne des Wortes okkult.
Weiterhin wurde die Szenerie geschickt ausgewählt. Fast alles findet im Haus statt, was unser Paar zwar einengt, aber doch nie wirklich so klaustrophobisch wirkt, als dass man von einem Kammerspiel reden könnte. Die Bedrohung dringt ins vertraute Heim ein und die eigentlich alltägliche Umgebung wird zum Alptraum. Auch diese symbolische Transformation funktioniert sehr gut.
Fazit: „Paranormal Activity“ ist ein extrem wirkungsvoller Horrorfilm, der überaus gekonnt in Szene gesetzt wurde und konstant Spannung aufbaut. Alles wirkt unheimlich und bedrohlich und gerade in der letzten halben Stunde vermag das Gezeigte einen wirklich mitzunehmen. Das starke Ende unterstreicht dann erneut den überaus positiven Gesamteindruck, weshalb man den Streifen wirklich uneingeschränkt empfehlen kann.