'Paranormal Activity' ist recht spät in mein Bewusstsein gelangt, ich hatte bis vor kurzer Zeit keine Ahnung dass es sich hierbei um einen Hit mit über 100 Mio. Einspielergebnis handelt, der auf der von 'Blair Witch Project' definierten Formel nicht nur finanziell hervorragend gedieh sondern auch noch gleich zwei Fortsetzungen nach sich zog. Ich habe den Film schlicht verpasst.
Genaugenommen habe ich mich über den Titel informiert, als ich die Poster zu dem kürzlich in den Kinos laufenden dritten Teil aushängen sah. Warum gleich in den ersten Sätzen der Name 'Blair Witch' fällt, ist denke ich leicht zu verstehen - schliesslich handelt es sich hier um genau denselben Style von Film, vermeintlich reale Geschehnisse mit einer einfachen Handcam eingefangen, mit dem Unterschied, dass die fiktiv ersponnene Legende um den 99er-Riesenhit inkl. Mythos und Backstory hier komplett fehlt.
Es handelt sich bei diesem Film inhaltlich um die Dokumentationsversuche von übernatürlichen Geschehnissen in einem Haus in San Diego, in welchem ein junger Mann und seine Freundin wohnen. So weit so gut. Und ehrlich gesagt empfand ich das Ganze als nur mässig gelungen - denn um wirklich realistisch zu wirken sind einige Dinge zu unglaubwürdig, wie beispielsweise die Tatsache, dass die beiden von Anfang an an einen Geist glauben und sich erstmal einen 'Experten' für paranormale Phänomene ins Haus holen. Jeder Mensch der nachts Geräusche in seinem Haus hört würde versuchen herauszufinden woher sie stammen oder eben das Haus verlassen, aber dass die beiden ähnlich zwei kleinen Kindern an etwas Übernatürliches glauben hat irgendwie was ziemlich Blödes an sich.
Da es nun also von Vornherein klar ist dass es sich sowieso um einen Geist handelt, wartet man nun Nacht für Nacht darauf dass er erscheint. Der Film ist nämlich in zwei Arten von Szenen unterteilt, die welche am Tage spielen in denen im Großen und Ganzen wenig passiert und die nächtlichen Standaufnahmen der Cam, während die beiden in ihrem Bett schlafen und plötzlich bsw. die Tür aus unerklärlichen Gründen zu schwingen beginnt oder sich das Flurlicht verselbstständigt. Spätestens in der Nacht, in welcher die beiden von Gepolter im Haus aufwachen, lauschen und urplötzlich ein markerschütternder Schrei gepaart mit einem lauten Knall durch das Haus schallt (und zugegeben: ich habe mich in dieser Szene zu Tode erschreckt), hätte man langsam mal etwas Logik erwarten können wie beispielsweise eine Waffe die man sich in den Nachttisch legt, einen Anruf bei der Polizei weil offenbar ein Fremder im Haus ist, oder eben einfach das Verlassen des Hauses. Stattdessen schauen die beiden nach, finden aber niemanden im Erdgeschoss oder sonstwo im Anwesen, und dann? Dann legen sie sich wieder schlafen. Och nö.
Was ich damit ausdrücken will: sobald der Zuschauer den Gruseltrip endgültig als Übernatürlich serviert bekommen hat, reduziert sich der Unterhaltungswert alleine auf die Frage, wie das Gespenst die Nächste nacht spuken wird. Wird plötzlich ein kleines Mädchen im Flur stehen? Anders als in Blair Witch wo die drei Filmemacher bis zuletzt an irgendeine Erklärung für die Geschehnisse glauben bis sie eines Morgens nur noch zu zweit aufwachen, erklären die beiden Protagonisten in diesem Film die Situation von vornherein für Übernatürlich und setzen sich ihr bewusst aus - wer würde sowas in echt tun?
Abgesehen von den Dialogszenen, in welchen immer wieder durchscheint dass es sich um eine Fake-Doku handelt, schafft der Film es allerdings ganz passabel für Spannung zu sorgen, vor allem da man bei den nächtlichen Streifzügen durch das Haus meist auf das recht schwache und kleine Licht der Kamera angewiesen ist und regelrecht erwartet, dass jeden Moment etwas gänzlich Schlimmes und Schockierendes wie ein kleines Mädchen im Lichtkegel erscheint. In dieser Hinsicht spielt der Film seine Karten ganz geschickt aus, keine Frage dass einige nächtliche Szenen ganz gut reinhauen und man sich schon für einen Moment gruselt. Aber von einem lange nachwirkenden Effekt wie ich ihn damals bei 'The Blair Witch Project' verspürt hatte, kann man hier nicht wirklich reden. Allerdings hat mich der Film neugierig auf die ebenfalls sehr erfolgreichen und noch relativ frischen Handcam-Vertreter 'Cloverfiel' und '-rec' gemacht. Und als kleiner Komplettist werde ich mir wohl auch noch 'Paranormal Activity 2+3' zu Gemüte führen, wenngleich ich mir nach diesem eher nichtssagenden Einstand nicht allzu viel davon erhoffe.