Am Anfang sehen wir einen Mann, der sich mit einer riesigen Digitalkamera und greller Beleuchtung selbst im Spiegel, dann das Innere seines Mittelschicht-Hauses filmt und schließlich einfängt wie die Frau das Haus betritt. Das erinnert uns inhaltlich wie formal natürlich 1:1 an die Porno-Reihe "Dirty Latina Maids". Somit tappt "Paranormal Activity" bereits in den ersten Minuten in die Falle der unfreiwilligen Komik. Die darauf folgenden Minuten unterhalten sich Mann und Frau über die Kamera, damit der Zuschauer sich ja nicht wundert, warum zum Henker da jemand im Inneren seines Mittelschicht-Hauses mit einer unhandlichen professionellen Kamera rumfilmt, anstatt mit Consumer DigiCam.
Nun, worum geht es aber? Darum, dass die Frau ein übersinnliches Wesen im gemeinsamen Haus vermutet; nämlich jenes, das sie seit ihrer Kindheit verfolge. Daher beschließen Mann und Frau, sich und das Haus durchgängig zu filmen; nachts wird die Kamera einfach vis-a-vis des Bettes auf einem Stativ platziert. Und in der Tat werden alsbald seltsame Aktivitäten aufgezeichnet; "Paranormal Activity" versucht verzweifelt mit Schritt- und Klopfgeräuschen, selbstständig werdenden Türen, wackelnden Kronleuchtern, Abdrücken im Mehl usw. Spannung zu generieren. Wem glaubt man eigentlich Angst machen zu können mit so einem albernen Quatsch?
In ihrer Ratlosigkeit holt die Frau einen Experten für Paranormales ins Haus, der dem Paar erklärt, ein Dämon sei hinter der Frau her und das Wegrennen nichts nütze, weil das Wesen ihr überall hin folgen werde. Ferner solle das Paar lieb zueinander sein, weil der Dämon sich aus negativer Energie speise. Und auf keinen Fall solle man versuchen, Kontakt zum Wesen aufzunehmen.
Genau daran hapert es aber in den folgenden Wochen (die wir als recht sprunghaften Zusammenschnitt des Home Video Materials sehen):
Es entsteht ein Teufelskreis aus immer stärkeren paranormalen Aktivitäten im Haus und Konflikten zwischen Mann und Frau. Das eine verstärkt das andere, und umgekehrt. Außerdem scheint die permanente Anwesenheit der Kamera das Wesen weiter aufzustacheln. Doch anstatt, dass "Paranormal Activity" hier etwas über das Paar und ihre Psychologie erzählen würde, bleibt der Film auffallend oberflächlich und banal in Punkto Charakterzeichnung und Beziehungs-Skizzierung der beiden Protagonisten.
Anstatt dessen wird ein simpler Verfall der Frau in den Wahnsinn gezeigt, ein Crashkurs in Mythologie gegeben (Unterschiede zwischen Geistern, Dämonen, etc.) über Exorzismen sinniert und so ziemlich alle weiteren Allgemeinplätze des Spukhaus-Horror-Genres bedient.
Und im Prinzip ist "Paranormal Activity" nichts anderes: Ein trivialer Spukhaus-Horror im Gewand eines Pseudo-Amateurvideos. Und wie beliebig der Film inhaltlich ist, sieht man schon daran, dass es zwei grundverschiedene Enden gibt.
Erschwerend kommt hinzu, dass das "Schauspiel" von Mann und Frau amateurhaft, um nicht zu sagen dilettantisch ist. Die beiden sprechen mit dem Duktus von Big Brother Kandidaten, die sich ganz doll bemühen, auf eine natürliche Art und Weise zu sprechen, um vorzugaukeln, dass sie die Anwesenheit der sie beobachtenden Kameras vergessen hätten.
Nee, also, bei allem Hype: Das war ja wohl nichts. Viel könnte man hier noch ankreiden (z.B. die Frage, warum der Mann mit seiner Kamera vom Computer-Monitor abfilmt, was die Kamera nachts aufgezeichnet hat, obwohl wir diese Aufnahmen bereits gesehen haben -- warum hält er die Kamera nicht auf das Gesicht der Frau, als er ihr auf dem Computer-Monitor die letztnächtlichen Aufnahmen zeigt). Aber lassen wir alle kleinliche Kritik. Mehr als 1/10 Punkten hat sich der Streifen eh nicht verdient. Die meiste Zeit während der Filmbetrachtung habe ich aus lauter Langeweile übrigens damit verbracht, zu überschlagen wie groß das Haus ist. 2500 bis 3000 Quadrat-Fuß, schätze ich mal.