Deutschland, Anfang der 70er Jahre:
Die Famile Tetzlaff, bestehend aus Familienvorstand Alfred, seiner Frau Else sowie Tochter Rita Graf und deren Ehemann Michael, bewohnen gemeinsam ein Reihenhaus in Bochum.
Diese 2-Generationen-WG birgt so manchen Zündstoff und in jeder Folge prallen politische Ansichten, naive Weltbilder und persönliche Motive in herrlich ausgefeilten Dialogen aufeinander. Das Ganze spielt sich hauptsächlich in der Küche und im Wohnzimmer der
Tetzlaffs ab, vereinzelt wird der Zuschauer mit auf die Strasse oder ins Schlafzimmer genommen.
In bester Theater-Tradition wurde jede Folge live vor Publikum gespielt und aufgezeichnet. Und das ist auch die Stärke der Produktion. Alle 4 Hauptdarsteller sind Vollblutschauspieler, die in jeder Szene ihr Können beweisen und manchmal sogar perfekt improvisieren.
Für Heinz Schubert ist die Rolle des Alfred natürlich das Alter-Ego.
Als Mittfünfziger, kaufmännischer Angestellter, durch und durch konservativ, stänkert er gegen alles und jeden. Ob Sozis, Nachbarn oder Schwiegersohn, Alfred kommentiert alles in der ihm ganz eigenen Weltanschauung, die offensichtlich aus Boulevard-Blättern stammt.
Seine Gattin Else (göttlich: Elisabeth Wiedemann) ist die naive Frau am Herd, die ihrem Mann nicht zu widersprechen hat und egal was Alfreds von sich gibt: Er hat recht. Nur wenn ihr Göttergatte sie persönlich beleidigt, bietet sie ihm in erstaunlich selbstbewusst Paroli. Gerne bezieht sie sich dabei auf seine geringe Körpergrösse, so eine Art Running Gag der Serie.
Rita (Hildegard Krekel) und vor allem Michael (Diether Krebs) als erste Nachkriegsgeneration bieten den Kontrast zu der Spießbürger-Ehe. Mit seinem Schwiegersohn verbindet Alfred so etwas wie eine Hassliebe. Dieser ist pikanterweise in der DDR aufgewachsen und steht der SPD nahe. Der Klassenfeind im eigenen Haus.
Und genau diese Konstellation bietet die Grundlage für einige der besten Dialoge, die Autor Wolfgang Menge seinem Ensemble mitgegeben hat.
Alles, was Deutschland in den 70ern bewegte, wird hier kommentiert.
Die damalige sozialliberale Koalition in Bonn, Gastarbeiter, die politischen Situationen im Ausland, die sexuelle Revolution (Rita will in einem für Alfred zu knappen Kleid zum Karneval) usw.
Und meistens sind es die haarsträubenden Ausführungen Alfreds, die die größten Lacher verursachen. Michaels Versuche, Alfred vom Unsinn seiner Ansichten zu überzeugen, führen immer ins Leere. Mehr noch: Alfred setzt immer noch einen drauf, um seine Stammtisch-Parolen zu verteidigen. Höhepunkt aller Folgen: Alfreds Erklärung, daß Walter Ulbricht westlicher Spion gewesen sei. Sogar vor der Benutzung von damals im Fernsehen noch verpönten Kraftausdrücken ("Arschloch") wird nicht halt gemacht.
Man kann Wolfgang Menge gar nicht genug für dieses Highlight der deutschen TV-Geschichte danken. Selbst heute noch bietet diese Satire-Serie Unterhaltung auf höchstem Niveau, etwas geschichtliches Grundwissen vorausgesetzt.