Nach einer halben Stunde habe ich mich gefragt, worum es hier eigentlich in dem Film geht. Wir sehen die beiden an verschiedenen Orten, Raphaela mit verschiedenen Männer und Frank der versucht sein Revier zu markieren. Weder wird irgendwie die Beziehung der beiden vertieft noch entwickelt sich so etwas wie ein Plot. Raphaela ist (vielleicht) eine Prostituierte, sie führt auch Männer einem zwielichtigem Privatcasino zu, in dem Frank als Klavierspieler und eine Art Rausschmeißer fungiert. Man raunt, sie wäre die beste Partie der Stadt.
Recht früh tritt auch ein amerikanischer Schönling (Al Corley) ins Geschehen, dessen Rolle nicht so ganz klar wird. Er steht jedenfalls auch auf Raphaela. Mit seiner Gang fällt er ins Casino ein, wo sie jeden Anwesenden umbringen. Nur Frank bleibt während der Ballerei eine Etage tiefer ungerührt am Klavier sitzen. Die Gang nimmt nichts von dem Geld mit, das massenweise herumliegt. Ein Mitglied hält Frank eine Knarre an den Kopf und meint, er sei Augenzeuge und müsse sterben. Der Amerikaner erwidert nach einigem Überlegen: „Nein, lass ihn, der ist blind“. Das ist einer der vielen Kopfkratzmomente in ALPHA CITY.
Der Amerikaner und Gang jagen dann noch einen Club samt Besuchern in die Luft. Wahrscheinlich, weil dort gedealt wurde. Die Motivation für diese Taten wird in keinster Weise klar. Und egal, wo Frank aufläuft, er trifft immer auf Raphaela oder den Amerikaner. Scheint wohl so eine Art Running Gag zu sein.
Zwischen Frank und dem Amerikaner besteht eine respektvolle Rivalität. Das gipfelt darin, das der Amerikaner äußert „Die Stadt ist zu klein für uns“. Der Spruch kommt aus dem Nichts. Frank ist ja echt eine kleine Nummer und das ist einfach lächerlich. Genauso lachhaft wie das Duell der beiden in einem flutlichtbeleuchteten Fußballstadion.
ALPHA CITY fühlt sich so an, als hätte eine Action-Film-Crew versucht einen Kunstfilm zu drehen. Er will ein Drifter-Film sein, wo Protagonisten ohne viel Handlung ziellos durch die Großstadt stromern. Dazu bräuchte man coole Charaktere/Schauspieler, coole Dialoge und superbe Fotografie. Von all dem hat der Film nichts.
Gesprochen wird nicht viel, aber wenn, ist es meist unfreiwillig komisch. Claude-Oliver Rudolph läuft herum wie ein Kampfhund mit Hormonstau, wenn er nicht gerade versucht, für seine Liebste auf niedlich zu machen. Die Kameraarbeit ist so la-la. Dass der Film fast nur nachts spielt und der Yello-Soundtrack, können da auch nichts mehr reißen. Wirklich stylish ist der Film nicht: in Raphaelas langweiliger Wohnung liegt oben auf dem Plattenstapel ein Cyndi-Lauper-Album. Irgendwie ist das symptomatisch für ALPHA CITY.
Der Film ist eine ungelenk inszenierte, peinliche, auf Arthouse machende – aber dabei kläglich scheiternde – Schlaftablette. Und für die Kategorie So-schlecht-dass-er-schon-wieder-gut-ist, reicht es ebenfalls nicht. Keine Ahnung, wie die FSK 18 zustande kommt. Gewalt gibt‘s wenig und wenn, dann ist sie unspektakulär.
Gesehen habe ich den Film im April 2017 in Köln im Rahmen von „BESONDERS WERTLOS – Festival des deutschen psychotronischen Films“. Die Lacher im Saal waren nicht an Stellen, die witzig gemeint waren.