Review

Withnail And I
(Sunfilm) 
Kann ein Film funktionieren, den der Finanzier des Filmes Denis O´Brien als „so witzig wie ein brennendes Waisenhaus“ einstufte, der eine Komödie sein will, ohne Witze zu liefern? Er kann! Und wie! Endlich, nach jahrelangem warten auf eine der besten britischen Underdog-Komödien, die je gedreht wurden, erscheint der Kultfilm Withnail & I von Bruce Robinson (Jennifer 8, Drehbuch zu The Killing Fields) auch  bei uns in einer, Sunfilm sei Dank, wirklich gelungenen Edition. Der hier vorliegende Film wurde direkt im Directors Cut veröffentlicht, und dies in einer Qualität, die kaum Wünsche offen lässt. Bild und Ton sind trotz des Alters in sehr guter Qualität, und wie bei Sunfilm fast immer üblich, liegt eine Fülle an informativen und sehr unterhaltsamen Bonusmaterial vor. Ein sehr ehrliches Interview mit dem Regisseur Bruce Robinson geht auf die Probleme ein, die er mit diesem Film hatte (eben die eingangs erwähnten Missverständnisse zwischen ihm und den Geldgebern, was Humor im Film angeht. Dazu seine Erklärung, Witze zu hassen, und eher die Absurditäten des Lebens filmen zu wollen.). Im Audiokommentar, unterstützt von einem Interviewer liefert er zudem einen guten Rückblick über die Dreharbeiten. Ein Feature über zwei Fans, die zum zwanzig jährigen Jubiläum des Films die Reiseroute nachfahren, diverse Trailer und eine Dokumentation über die Filmfirma Handmade (welche für Das Leben des Brian von dem Beatle George Harrison ins Leben gerufen wurde) runden den sehr guten Gesamteindruck ab. Doch nun zum Film. Die Geschichte über die beiden Underdogs Withnail (Richard E. Grant, unter anderem in Gosford Park, Bram Stokers Dracula oder Was Ihr Wollt zu bewundern) und den Ich-Erzähler (Paul McGann, Alien 3 oder Paper Mask) basieren auf die Tagebuchaufzeichnungen des Regisseurs, die dieser anfertigte, als er mit seinem, mittlerweile verstorbenen, Freund in einem heruntergekommen Appartement hauste. Die beiden erfolglosen Filmcharaktere verbringen ihre Tage damit, sich neben Alkohol und Drogen in den verschiedensten Variationen ausgiebig und sarkastisch über die britischen Mitmenschen auszulassen. Als ihnen mit der Zeit die Decke auf den Kopf fällt, merken sie, dass eine Veränderung angesagt ist, und probieren das Landleben mit all seinen Tücken aus. Typisch trockener, sarkastischer, britischer Humor mit absurden Alltagssituationen zweier Freaks auf dem Land, untermalt mit einem genialen Soundtrack der 60er und 70er machen einfach gute Laune. Auch wenn Regisseur Robinson seine Tagebücher besser in ein filmisches Format bringen konnte, ist diese Verfilmung eher mit Literatur zu vergleichen. Wer Hunter S. Thompson (mit dem Gonzo- Journalismus und Fear and Loathing in Las Vegas berühmt geworden) oder T.C. Boyle (Grün ist die Hoffnung behandelt ein ähnliches Thema!) kennt und liebt, weiß, was ihn bei Withnail & I erwartet. Meiner Meinung nach wäre ohne den Einfluss dieses Kultfilmes (eigentlich mag ich die Bezeichnung Kult nicht, aber auf Withnail & I passt sie) modernes britisches Kino in seiner jetzigen Form nicht denkbar gewesen. Man kann Sunfilm nicht genug danken, diese jenseits des Schenkelklopfers angesiedelte Komödie endlich auch hier einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wer auf subtilen aber bissigen britischen Humor steht, einem superben Soundtrack nicht abgeneigt ist, und die liebevolle Ausstattung der DVD zu schätzen weiß, der ist bei Withnail & I bestens aufgehoben, und kann sich ruhigen Gewissens dem Trip hingeben! 
CFS

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