Review

Hin und wieder kommt es vor, dass ich mir einen Film ansehe und erst danach die Reviews dieser Seite durchlese. Das passiert selten, ebenso selten kommt es auch vor dass ich mich frage ob ich tatsächlich denselben Film gesehen habe wie all die anderen Hobbykritiker hier. Wenn das geschieht, dann fand ich den Film meist schlechter als die geneigten Rezensenten. Aber ganz, ganz selten ist es auch umgekehrt.

Eden Log ist ein Beispiel für Letzteres. Ich habe Kommentare gelesen wie "fehlende musikalische Untermahlung" oder "nicht vorhandene Spannung". All das konnte ich beim besten Willen nicht ausmachen. Die angeblich überflüssig langatmigen ersten fünf Minuten empfand ich keineswegs als störend - sonst wären sie mir nicht beträchtlich kürzer vorgekommen. Ich liebe Filme wie "The Cube", hasse aber (seltsamerweise, denn dieser Film wird bei OFDB über den Himmel gelobt) das Keif-Festival "The Descent". Irgendwie mag ich die Ausgangssituation von Gefangenen die über die Hintergründe ihrer Gefangenschaft im Dunkeln gelassen werden und sich frei kämpfen wollen. Vielleicht ein Kindheitsthrauma? Ich hoffe nicht, aber das soll ein Psychiater klären.

Jedenfalls ist "Eden Log" ein spannender Mysteryfilm, angesiedelt in einer Art Endzeit, der zwar nicht alles erklährt aber nichtsdestotrotz durch eine äußerst dichte Atmosphäre und tolle Bilder besticht. Wären nicht die Effekte der letzten Minuten gewesen, ich wäre nie auf die Idee gekommen dass es sich hierbei um einen Low-Budget Flick handeln könnte. Clovis Cornillac, den ich erst auf den zweiten Blick als die Transe aus Malefique identifizieren konnte, spielt einen Mann, der schlammverkrustet und ohne Gedächtnis in einer feindlichen unterirdischen Welt zu sich kommt ohne zu wissen wie er dorthin gekommen ist. Bei seiner Flucht an die Oberfläche macht er Bekanntschaft mit Mutanten, schießwütigen Soldaten, die ein wenig an die Wolfbrigade aus Jin Roh erinnern, und einer Biologin, die sich vor eben diesen versteckt. Achja und nebenbei klärt er das Geheimnis seiner Identität und eines geheimnisvollen Baums. Geredet wird zwar wenig, aber nie ZU wenig. Hat mir jedenfalls besser gefallen, als würde der Protagonist ständig über einen inneren Monolog dem Zusachuer auf die Nerven gehen - geschweige denn nicht nachvollziehbare Selbstgespräche.

Nein, Eden Log ist gut, so wie er ist. Klar hätte mich interessiert, was an unserem "Helden" (denn nach ein paar Aktionen und der finalen Auflösung, hat er dann doch einiges seiner "Unschuld" verloren) so Besonders ist, dass er nicht das Schicksal der Anderen teilt, etwa. Aber man will ja nicht kleinlich sein. Als Fazit bleibt nur zu sagen dass es sich hierbei um einen äußerst professionell gemachten, künstlerischen Film handelt, der zwar etwas bluutleer, dafü umso geheimnisvoller und spannender ist.

Details
Ähnliche Filme