Review

ACHTUNG: Review enthält Spoiler !

"Die Macher des Films scheinen der Meinung zu sein, dass sich die Intelligenz des Publikums in einer rückläufigen Entwicklung bedrohlichen Ausmaßes befindet" - schrieb einst der unvergessene Joe Hembus über ein längst vergessenes Westernkomödchen. Beim Ansehen des neuesten "Event-Movies" aus der RTL-Schmiede fiel mir dieser damals eher witzig gemeinte Spruch wieder ein, nur dass ihn die Realität mittlerweile deutlich eingeholt hat und die Filmmacher offenbar tatsächlich wahlweise auf deutliche Gedächtnislücken ihrer Zielgruppe oder deren IQ unterhalb der Außentemperatur spekulieren. Oder auf beides.

In einer wilden Mischung aus dem "Schakal" und einem Dan Brown-Szenario gibt es zunächst eine offenbar von Kinderlaiendarstellern gespielte obskure religiöse Vision; dann holpert sich ein Meteor über die Köpfe einiger Strandbabes in den L.A ("Stadt der Engel" - natürlich Teil der Vision). Zwischenzeitlich erleben wir Ladyman H. Lauterbach als Halblibanesen (!), Wüsten-Doc und Hobby-Killer (oder umgekehrt ?), inklusive wiederkehrendem Flashback auf ein kurzes Massaker mit einem definitiv unähnlichen jugendlichen Lauterbach-Alter-Ego. Bevor uns die erste Werbepause vorläufig erlöst, entert noch ein fescher Schweitzergardist die Szene und trifft das Vision-Kid von einst, der irgendwelches dummes Zeug von sich gibt. Wer dann in der verzweifelten (und zugegeben nicht so ganz falschen Annahme), dass es nicht mehr schlimmer werden kann, nach der Werbung noch dabei ist, erlebt Macho-Heiner, der sich den Weg nach und durch Köln freiballert (aber nie auf Frauen ), um den zu liberalen (!!) Papst auf dem kurzem Dienstweg zu seinem Chef ganz oben zu befördern. Mit im Spiel sind noch zwei dekorative BKA-Nasen und Gottfried John als des Eiligen Vaters Securitychief, der das V wie Verschwörer so deutlich auf der Stirn trägt wie unsere Politiker ihr nächstes gebrochenes Wahlversprechen.

Da frage ich mich doch, worüber ich mich mehr wundern soll - den puren Blödsinn, der einem hier zugemutet wird oder die überraschend positive Resonanz in der versammelten "Daumen hoch"-TV-Presse. Fangen wir mit den übelsten Sünden an: Irgendwer aus dem Autoren-Team muss in der aktuellen Ausgabe von "Drehbuchschreiben für Dummies" gelesen haben, dass eine simple Attentats-Story für die werberelevante Zielgruppe nicht mehr cool und spektakulär genug ist. So kommt dann dieses völlig überfrachtete Konstrukt aus Mystery-, Drama- und Thrillerelementen zustande, die sich ständig im Weg stehen und trotz todernstem Grundthema für reichlich unfreiwillige Lacher gut sind. Nach Realismus sollte man bei dem ganzen Unfug natürlich nicht fragen, der bleibt schon in der ersten halben Stunde auf der Strecke gen Köln, wenn Killer-Heiner mal eben zwei Tote und eine lebende Augenzeugin hinterlässt, plus einen Hintermann, den er nur mal so zur Ablenkung (??) zum Panzerfaust-Einkaufen mit einkalkulierter Verhaftung losschickt. Dafür entpuppt sich unser Mega-Meuchler, wenn er denn mal in Action tritt, als echt patentes Kerlchen, das ganze SEKs aus dem Handgelenk wegpustet, Brückensprünge in den Rhein nebenbei wegsteckt und mittels ein paar Quecksilbertropfen auf Patronen die ultimative Waffe herstellt.

Und damit sind wir auch schon bei Baustelle Nr. 2: Hand in Hand mit dem handlungsseitigen Schwachfug geht eine selten gesehene Parade von Klischeefiguren und Null-Charakteren. Allen voran ein markiger Vatikan-Cop, der mal Priester war, natürlich ein Trauma mit sich rumträgt, bereitwillig sein Sexleben offenbart (ja, er hat mal) und auch schon ein paar Leute umgelegt hat; vielen Dank an die Autoren, selten so gelacht. Die ihm zur Seite stehenden teutonischen Ermittler sind da fast enttäuschend farblos, erfährt man doch so gut wie nix über deren sexuelle und sonstige Vorlieben; ist aber vielleicht aber auch besser so, sonst drohte vermutlich akute Totlachgefahr. Die stellt sich dann aber spätestens zum absurden Finale ein, wo sich unser Verräter durch ein paar televisionäre Vaterunser selbst entlarvt, so dass Rache-Heiner noch mal durchladen darf.

Vor der Höchststrafe rettet den Film dann außer dem permanent hohen Trash-Faktor eigentlich nur, dass die eigentliche Attentats-Sequenz nicht völlig vergurkt wurde, hier hat der Heiner-Killer ein paar nicht ganz üble Einfälle, und selbst den Hubschrauber-Absturz finde ich gemessen am Budget nicht allzu peinlich, da habe ich in angeblichen 20-Millionen-DTV-Heulern schon Schlimmeres gesehen.

P.S. Die Einschaltquote für den Chaos-Cocktail war mäßig, vielleicht gibt es dann doch weniger Fans für wild zusammengemixten Teutonen-Trash als gedacht. Oder noch ein bisschen Hoffnung für den guten Geschmack.

Obwohl, lustig war's ja schon.

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