Der in Bulgarien gedrehte US-Horror-Streifen „Ghost Voyage“ (2008), welcher sich recht treffend als eine Kreuzung bzw. Kombination u.a. aus „Ghost Ship“ (2002), „Saw 2“ (2005), einer gängigen „Twilight Zone“-Episode sowie den beiden Klassikern „Outward Bound“ (1930) und „Between two Worlds“ (1944) umschreiben lässt, ist nicht nur eine inoffizielle Fortsetzung der (zumindest in mancherlei Hinsicht ähnlich gearteten) 2001er „Unified Film Organization“-Veröffentlichung „Lost Voyage“, sondern zudem eine „typische“ Produktion aus dem Hause des amerikanischen Fernsehsenders „SciFi“ – eine Gegebenheit, welche dem kundigen Genre-Publikum (geradezu unvermeidlich) gleich von Anfang an verschiedene Assoziationen, Vorstellungen sowie aus Erfahrungswerten resultierende Befürchtungen in den Sinn ruft…
Eröffnet wird damit, dass eine aus neun Personen bestehende Gruppe einander unbekannter Individuen aus einer scheinbar kollektiv herbeigeführten Bewusstlosigkeit erwacht: Frei von Erinnerungen daran, was zuletzt mit ihnen geschehen ist oder wie sie überhaupt an diesen ihnen allesamt fremden und bereits auf den ersten Blick äußerst ungemütlich anmutenden Ort gelangt sind, beäugen sich Michael (Antonio Sabato Jr.), Serena (Deanna Russo), Nicholai (Nicholas Irons), Jessica (Julian Berlin), Ronnie (James Patric Moran), Luis (Vladimir Mihailov), Andrew (Hristo Mitzkov), Simon (Andrian Neil) und Raymond (P.J. Marino) zunächst einmal entsprechend abschätzend – eine misstrauische Grundhaltung, welche sich erst ein wenig legt, als sie unweigerlich (zu ihrem gemeinsamen Entsetzen) erkennen müssen, „ausnahmslos im selben Boot zu sitzen“, was in diesem Fall mal nicht nur sprichwörtlich gemeint ist, denn tatsächlich befinden sie sich an Bord eines verlassenen wie heruntergekommenen riesigen Containerschiffs mitten auf hoher See…
Kurz nach dieser Feststellung erscheint bzw. stellt sich ihnen das einzige Besatzungsmitglied der „Azrael“ vor – und jener „Steward“ (Cary-Hiroyuki Tagawa) ist es dann auch, der ihnen zwar keine klaren Antworten auf ihre brennenden Fragen liefert (abgesehen davon, dass es sich hierbei wohl um eine „Voyage of their own making“ handelt), er ihnen dafür aber einige Regeln mit auf den Weg gibt, die unbedingt einzuhalten sind: Es darf nicht geraucht werden, Anweisungen der „Crew“ (sprich: seine) sind stets zu befolgen, das Kapitänsquartier ist unter keinen Umständen zu betreten und verschlossene Türen dürfen grundsätzlich nicht geöffnet bzw. entriegelt werden – abgesehen davon, so merkt er noch an, bevor er wieder (geradewegs spurlos) verschwindet, können sie sich auf dem Schiff frei umherbewegen, ohne irgendwelche „Konsequenzen“ befürchten zu müssen. Während draußen nun also ein Sturm aufzuziehen beginnt, dauert es (erwartungsgemäß) nicht lange, bis die ersten Vorgaben ignoriert werden (manchmal ist die Dummheit und/oder Nikotinsucht halt einfach stärker) sowie die betreffenden Leute daraufhin (einer nach dem anderen) jeweils ein unschönes Ende finden…
„Ghost Voyage“ entfaltet sich relativ vorhersehbar auf der Basis eines ziemlich formelhaft konzipierten Skripts: Binnen Minuten können sich mit Werken dieser Art halbwegs vertraute Zuschauer im Prinzip den kompletten restlichen Verlauf verhältnismäßig problemlos denken bzw. ausmalen – und das inklusive aller „ach so überraschenden“ Offenbarungen und Wendungen, welche Drehbuchautor Rob Mecarini („Crimson Force“) entlang des Weges so eingestreut hat. Der Storykern, wenn auch altbekannt, ist nichtsdestotrotz einigermaßen solider Natur: Neun Fremde (okay, zwei von ihnen kennen sich, aber das ist eher nebensächlich) müssen nach ihrem Erwachen das die gesamte Situation umspannende Rätsel lösen – also wie sie beispielsweise auf jenen verwitterten, besatzungslosen alter Frachter (komplett mit Karten ohne Festland sowie Bilder von berühmten Seefahrtsunglücken und Leuten wie Stalin oder Hitler an den Wänden) gekommen sind und was es (u.a.) mit den merkwürdigen Regeln, dem gespenstischen Steward und den sie auf einmal aggressiv heimsuchenden Geistererscheinungen so auf sich hat. Außerdem gilt es, möglichst zügig eine konkrete Antwort auf die entscheidende Frage zu erlangen, wohin genau sie diese unfreiwillige „Reise“ wohl führen mag…
Der gemeinsame Nenner der Betroffenen lässt sich recht simpel (und rasch) in den Vergangenheiten der jeweiligen Personen ausmachen: Sie alle haben im Zuge ihres bisherigen Lebens irgendeine Form von Schuld auf sich geladen, sind also „Sünder“ im klassischen Sinne – manche mehr (Drogenmissbrauch, Gewaltakte etc.), andere weniger (etwa „nur“ aufgrund solcher Dinge wie egoistische Verhaltensweisen, Mangel an Nächstenliebe oder dem im Stich lassen eines Nahestehenden). Jeder Anwesende verfügt über eine „faire Chance“ – erst die Missachtung der aufgestellten Leitsätze führt zu (fatalen) Konsequenzen. Demgemäß geht es nicht in erster Linie um eine Bestrafung jener früheren Verfehlungen, sondern darum, begangene „Untugenden“ selbst zu realisieren, diese gewonnene Erkenntnis dann im nächsten Schritt zu verinnerlichen und daraus eine grundlegende Lektion zu lernen – es ist nie zu spät, sich von bestimmten Taten oder negativen Eigenschaften loszusagen, sich nachhaltig zu verändern sowie geschehenes Unrecht (auf die eine oder andere Weise, im Jetzt oder auch künftig) wieder auszugleichen…
Die Charaktere, welche sich insgesamt bloß irritierend oberflächlich (geradezu beiläufig anmutend) damit beschäftigen bzw. auseinandersetzen, wie zur Hölle sie eigentlich an jenen düster-seltsamen Ort gelangt sind, stattdessen viel lieber eigenen Interessen und Absichten nachgehen (Flirten, Schmieden von Plänen, Erkundungsgänge in Angriff nehmen etc.) und nicht nur deshalb deutlich länger als das Publikum dafür benötigen, die wichtigsten Puzzlestücke einen Zusammenhang ergebend aneinander zu fügen, sind durch die Bank weg dermaßen trivial und eindimensional gestrickt worden, dass man binnen kürzester Zeit (treffsicher) zu erfassen vermag, wer von ihnen auf der Strecke bleiben und wer es mit Sicherheit bis zum Ende hin schaffen wird. Unter den bedienten Stereotypen befinden sich in diesem Fall ein Junkie, Knacki, schmieriger Filmproduzent, eine Hollywood-Partymaus, der in kriminelle Aktivitäten verstrickte Sohn einer russischen Redereigröße sowie ein unterbelichtetes Gangsterduo – zumindest kommen die beiden Leads (ein ehrlicher „NASCAR“-Mechaniker und eine selbstbewusst-sympathische Kunst-Kuratorin) in dieser Beziehung wesentlich besser weg…
Michael und Serena haben (ihrerseits) die geringste Schuld auf sich geladen und zeigen als einzige der Versammelten echte Bemühungen, der ganzen Sache auf den Grund zu gehen, während die anderen in der Zwischenzeit nacheinander alle Regeln brechen und/oder sich den Kopf darüber zermartern, wie man wohl diverse wertvolle Antiquitäten, welche tief im Innern des Schiffes lagern, von Bord bekommen und anschließend dann auf dem Schwarzmarkt verkaufen könnte – die „Baddies“ sind übrigens problemlos anhand ihrer Akzente (meist osteuropäisch, markant und nervig) zu identifizieren. Einige der Akteure spielen zudem dermaßen schlecht, dass ihre Darbietungen fast schon parodistische Züge tragen – doch zum Glück segnen insbesondere jene Figuren mit als erstes (endgültig) das Zeitliche. Nicholas Irons („Ripper 2“) lieferte als zwielichtiger Nicholai eine bestenfalls mäßige Performance ab, Julian Berlin („Thy Kingdom Come“) sorgt für etwas „Eye Candy“ und Cary-Hiroyuki Tagawa („Rising Sun“) wurde als „geheimnisvoller Gastgeber“ im Prinzip rundum verschenkt. Hauptdarsteller Antonio Sabato Jr. („Mindstorm“/„the Big Hit“) agiert gewohnt hölzern, allerdings dennoch recht solide – letzteres trifft ebenso auf die aus der „Knight Rider“-TV-Neuversion oder den zwei „Raw Feed“-Flicks „Rest Stop“ und „Believers“ bekannte sowie mit einem tollen Aussehen (u.a. faszinierende Augen) gesegnete Deanna Russo zu. Die restlichen Darsteller sind definitiv nicht der Rede wert…
Prall gefüllt mit grausigen Dialogzeilen, schwach ausgearbeiteten Charakteren, lahmen Einfällen und unfreiwillig komischen Momenten, mühte sich Mecarini immerhin merklich, seiner Story wenigstens einen geschmeidigen Fluss zu verleihen – zum Beispiel indem zentrale Informationen erst nach und nach preisgegeben werden oder spezielle Entdeckungen (wie alte Fotoalben) offenkundlich zur Stärkung der Mystery-Elemente beitragen soll(t)en. Leider gelingt das kaum im erhofften Umfang – schlichtweg weil die Geschichte an sich im Ganzen einfach zu abgegriffen daherkommt, um jemanden heutzutage noch ernsthaft überraschen oder gar fesseln zu können. Spätestens nachdem man viel Zeit damit verbracht hat, die Erforschung etlicher (arg eintönig ausschauender) Gänge beizuwohnen, im Rahmen dessen irgendwann ein antikes „Funerary Boat“ in der riesigen Lagerkammer aufstöbert wird, müsste eigentlich jeder Zuschauer wissen, was Sache ist – nur halt unsere Protagonisten nicht, die noch eine ganze Weile zum Erreichen dieser „Erleuchtung“ benötigen. Ein derart mauer (und früh ersichtlicher) Twist überschattet natürlich auch unweigerlich einige nette Details, die zweifellos vorhanden sind – wie die Einbindung eines prägnanten John Steinbeck Zitats oder diverse biblische Anspielungen und Querverweise. Was man ohnehin möglichst nicht allzu viel tun sollte, ist über die präsentierten Gegebenheiten groß bzw. weiter nachdenken…
Zugegeben, das Skript ist unterdurchschnittlich, die Handlung nicht unbedingt aufregend und so einiges ergibt definitiv keinen rechten Sinn – aber Filme dieser Art sucht man sich für gewöhnlich nicht unbedingt (ernsthaft) für ihre inhaltlichen Qualitäten aus, oder? Spannung, Atmosphäre, ansehnliche Spuk-Erscheinungen und coole Todessequenzen – das sind doch primär die (erhofften) Attribute, welche man empfinden und/oder zu Gesicht bekommen will. Zwar sind die Richtlinien teils etwas komisch (man nehme nur mal die „Rauchen verboten!“ Anweisung) – bloß geht es ja nicht per se um diese, sondern um die Fähigkeit bzw. den Willen, Verlockungen zu widerstehen und klare Direktiven zu befolgen. Gelingt dies nicht, formt sich Zigarettenqualm schonmal zu einer Geistergestalt, welche den Nikotinsüchtigen prompt in einen Strudel direkt gen Hölle befördert, wird einem Junkie seine Lebensenergie aus dem Körper gesogen, verbrennen Brandstifter oder sterben in kochendem Wasser – und das Techtelmechtel eines Pärchens im Schlafgemach des Kapitäns geht ebenfalls relativ schmerzhaft und böse aus. Die Todesarten sind „dennoch“ generell eher einfallsloser Beschaffenheit, blutige oder vordergründig grausame Details erhält man kaum zu sehen, die Stimmung ist nie ernsthaft creepy, das Tempo gerade mal annehmbar und die (versuchten) „Jump-Scares“ verpuffen stets nahezu ohne Wirkung – tja, schade…
„SciFi-Channel“-Eigenveröffentlichungen kranken (erfahrungsgemäß) oftmals an billigen sowie gelegentlich gar lachhaft schlechten CGI-F/X – und in dieser Hinsicht markiert der vorliegende Streifen keinerlei Ausnahme, denn neben einigen weiblichen Untoten, die von „echten Aktricen“ gespielt werden und im „Dark Castle Schrägstrich William Mallone“-Stil in Szene gesetzt wurden, stammen die meisten der paranormalen Erscheinungen aus dem Rechner (á la Kreaturen aus Rauch oder Feuer, im Dunkeln leuchtende Meereswesen oder gar ein gigantischer Strudel, der das gesamte (ebenfalls am PC animierte) Schiff zu verschlingen droht). Obgleich sehr kostengünstig in ihrer Beschaffenheit, weshalb man eher schmunzeln muss als sich auch nur im Ansatz zu fürchten beginnt, wurden sie immerhin einigermaßen kreativ gestaltet – die schwimmenden Viecher, welche im finalen Akt auftauchen, fand ich im Übrigen etwa relativ cool. Die geringe Budget-Höhe ist an allen Ecken und Enden deutlich auszumachen (günstige Sets, schlichtes Produktionsdesign, die offensichtliche Erkenntnis, dass auf keinem echten Containerfrachter gedreht wurde etc.) – doch übermäßig verärgernd empfand ich dies (ehrlich gesagt) zu keiner Zeit, u.a. weil man das innerhalb dieses Bereichs des B-Movie-Universums ja im Grunde genommen schon ewig so gewohnt ist…
„Ghost Voyage“ wurde von Regisseur James Oxford inszeniert, welcher zuvor den 2005er Kurzfilm „Smart Card“ drehte, bei „Wraiths of Roanoke“ (2007) als Second Unit Director fungierte sowie in den Positionen eines Illustrators und Conceptual Artists an Werken wie „Armageddon“ oder „Deep Rising“ mitwirkte: Seine Regie-Leistung geht (vor allem angesichts der Umstände) alles in allem in Ordnung, ist aber trotzdem fern von „gut“ einzuschätzen. Neben etlichen belanglosen Momenten, in denen viel geredet und gelaufen wird, empfand ich (insbesondere) einige Ereignisfolgen als auffällig holprig zusammengefügt sowie eine Rückblende in Michael´s Vergangenheit auf eine gewisse Weise irgendwie deplatziert – wo hingegen mir so manch ein (mich angenehm zu unterhalten vermochtender) Einfall und Augenblick durchaus zusagte, wie etwa die „amüsante“ Idee, einen aus Flammen bestehenden Dämon mit einem Feuerlöscher zu bekämpfen. Bis hin zum Einsetzen des Abspanns, welcher einer letzten Einstellung folgt, die quasi einen ewigen Kreislauf der Dinge aufzeigt, musste ich mich außerdem, verschiedenen ruhigen Passagen zum Trotz, erfreulicherweise nie mit echter Langeweile konfrontiert sehen – zumindest ein kleiner Erfolg für einen ansonsten rundum unoriginellen, unspannenden und fern von atmosphärischen 08/15-Made-for-TV-Low-Budget-Horror-Flick … „3 von 10“