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Bei dem dramatischen Mystery-Horror-Thriller „From Within“, einer der „8 Films to Die For“ des 2009er „After Dark Horrorfests“, handelt es sich um das stimmungsvolle Regie-Debüt des preisgekrönten Cinematographers Phedon Papamichael („3:10 to Yuma“/„Walk the Line“), welches auf einem Skript des Genre-erfahrenen Drehbuch-Autors Brad Keene („the Gravedancers“/„the Grudge 3“) basiert sowie in Gestalt des Auslösers einer gleichermaßen unheimlichen wie grausamen Ereigniskette eröffnet, welche fortan den restlichen Verlauf des Werks durchzieht und im Prinzip sogar (hinsichtlich ihrer konkreten Auswirkungen) noch weit über den Abspann hinausreicht: Indem er die Mündung eines Revolvers in seiner Mundhöhle platziert und unmittelbar darauf den Abzug betätigt, setzt Sean (Shiloh Fernandez) sowohl seinem Leben als auch einem intimen Zusammensein mit seiner Freundin Natalie (Rumer Willis) ein jähes Ende, während sich jenes „Goth-Pärchen“ auf einer abgeschieden-idyllischen Uferböschung etwas außerhalb der Stadt zuvor erst noch einige liebevoll-zärtliche Augenblicke teilte, in deren Rahmen er ihr auch verschiedene fremdartig klingende Zeilen aus einem in schwarzem Leder gebundenen Buch vorgetragen hatte…

Kurz danach wird Lindsay (Elizabeth Rice), die weibliche Hauptprotagonistin der von jenem unheilschwangeren Prolog ausgehenden Handlung, dabei Zeuge, wie die blutbeschmierte Natalie in den Laden ihres Vaters (Jared Harris) hineingestürmt kommt und panisch davon berichtet, dass Sean tot sei sowie sie von einer geheimnisvollen Frau verfolgt werden würde. Als man dann wenig später ein erneutes Mal nach ihr sieht, nachdem man sie zuvor in einem Hinterzimmer einen Moment lang allein gelassen hatte, um die Türen zu verriegeln, Hilfe herbeizurufen sowie nach der erwähnten Dame Ausschau zu halten, muss ihr Dad (bei seiner Rückkehr) allerdings entsetzt feststellen, dass sie in der Zwischenzeit offenbar Selbstmord begangen hat…

Da sich die zwei Verstorbenen immerzu dunkel kleideten und nicht gerade „regelmäßige Kirchgänger“ waren, schreibt die Mehrheit der religiös geprägten Bevölkerung des Städtchens Grovetown die Taten ihrer eigenen „Gottlosigkeit“ zu – und so gerät auch Sean´s Bruder Aidan (Thomas Dekker), mit dem er jüngst erst wieder in diese kleine Gemeinde zurückgekehrt war, in welcher ihre (in den Köpfen vieler als eine Art „Hexe“ geltende) Mutter vor einiger Zeit unter nie vollständig geklärten Umständen bei einem Feuer starb, sogleich erneut in den argwöhnischen Blick der vornehmlich konservativen Bewohner, in deren Augen der von Aidan´s Familie seit jeher praktizierte Glaube „Wicca“ überwiegend als „Teufelswerk“ angesehen und (somit) verdammt wird…

Dieses offene Misstrauen steigert sich gedeihlich, als es im Laufe der Woche zu einer ganzen Abfolge horrender Todesfälle kommt, die sich täglich ereignen, allesamt wie Suizide anmuten und stets diejenige Person „betreffen“, welche zuvor das (bis dato) letzte Opfer aufgefunden hat. Dadurch, dass Lindsay ausgerechnet in dieser angespannten Phase aktiv für Aidan einzutreten beginnt und ihm sogar öffentlich beisteht, zum Beispiel als er eines Nachmittags (widerstandslos) von ihrem Freund Dylan (Kelly Batz) verprügelt wird, dem in diesen Belangen äußerst engagierten Sohn des lokalen Predigers (Steven Culp), setzt sie sich fortan ebenfalls dem Druck aus, den ihre Umgebung – u.a. ihre Erziehungsberechtigte Trish (Laura Allen) und deren Lover Roy (Adam Goldberg) – nun anwachsend auf sie, Aidan und dessen zur Beerdigung angereisten Cousine Sadie (Margo Harshman) ausübt…

Je mehr sie sich mit den Umständen der seltsamen Geschehnisse sowie der gesamten Situation an sich (inklusive aller vorausgegangenen Ereignisse) beschäftigt, desto klarer werden ihr sowohl einige bewusst im Verborgenen gehaltene Details dieses tief in der Gemeinde verwurzelten (Glaubens-) Konflikts als auch die Gewissheit, dass hinter den vielen Ableben tatsächlich eine „höhere Macht“ steckt. Fragt sich natürlich nur, was genau es mit dieser auf sich hat, wo sich ihre Ursprünge befinden sowie mit welchen Mitteln sie sich letztlich überhaupt (allumfassend) aufhalten lässt – und das möglichst bald, denn nach dem Entdecken von Trish´s Leichnam droht ihr jenes schreckliche Schicksal inzwischen selbst…

In seinem ersten Akt erinnert „From Within“ ein nicht unerhebliches Stück weit an Werke wie Kurosawa´s „Kairo“, Shyamalan´s „the Happening“ oder Jim Sonzero´s „Pulse“: Ohne dem Zuschauer über das Präsentierte hinaus reichende Informationen zu liefern, von einer substantiellen Erläuterung der mysteriösen Vorfälle mal ganz zu schweigen, bewegt sich der durchweg straff gehaltene Verlauf zügig von einem beklemmenden (und ausnahmslos tödlich ausgehenden) Set-Piece zum nächsten – wobei die Opfer keinerlei konkrete Verbindung vereint, außer dass sie allesamt Anwohner von Grovestown waren und sich im Prinzip (zuvor) jeweils bloß zu einer unglückseligen Zeit am falschen Ort befanden. Nicht nur dem Publikum, sondern auch den Betroffenen im Film ist das zugrunde liegende Schema, auf dessen Basis sich die (scheinbar unvermeidlichen) Begebenheiten entfalten, irgendwann evident – was unter den Bürgern entsprechend zu Furcht, Paranoia, Verdächtigungen und unüberlegten Reaktionen führt. Sind Sean, Aiden und Sadie tatsächlich für das verantwortlich, was die kleine Gemeinde da „ereilt“ hat – oder sind sie nichts weiter als (augenfällig ja leicht herauszustellende) Sündenböcke, da es den Menschen an rationalen Erklärungen für das sie Heimsuchende fehlt? Speziell in dieser Phase nährt die vorherrschende Unsicherheit, in Kombination mit vereinzelten „Andeutungen“, wie zum Beispiel schemenhafte Gestalten, welche die Leidtragenden fortwährend kurz vor ihrem Sterben zu sehen bekommen, die generell recht beunruhigende Atmosphäre überaus dienlich…

Sobald dem Betrachter das Ablaufmuster klar geworden ist, entwickelt sich außerdem noch (zumindest im Ansatz) ein leichtes „Final Destination“-artiges Feeling, da man ja stets mit ziemlicher Sicherheit weiß, wen es in den kommenden Minuten (eher früher als später) „erwischen“ wird – man jedoch keine genaue Kenntnis darüber verfügt, wie diejenige Person (im Speziellen) letzten Endes ihrem Schöpfer gegenübertreten muss. Im Einklang damit haben die Macher bei den ersten auftretenden Fällen dieser makaberen Abfolge zudem geschickterweise darauf verzichtet, die Todesszenen an sich direkt aufzuzeigen – stattdessen konzentrierten sie sich vielmehr auf die unmittelbaren Momente davor sowie im Anschluss, um auf diesem Wege bestimmte Einzelheiten nicht unvorteilhaft früh preiszugeben. Nichtsdestotrotz wird man in dieser Beziehung aber auch nicht unnötig lange im Dunkeln belassen: Auf anschauliche Weise wird nämlich bereits beim dritten Opfer die unheimliche Gegebenheit offenbart, dass die vom „Fluch“ befallenen Personen nicht nur von bösartigen Doppelgängern verfolgt sowie eindringlich in Angst und Schrecken versetzt werden, sondern jene sie im Zuge dessen ebenfalls gezielt in Richtung eines (erzwungenen) Selbstmords drängen. Angefangen bei Reflektionen, die „zeitverzögert reagieren“, über klassisch arrangierte „Schattenspiele“, die selbst heute (nach unzähligen Jahren ihrer cineastischen Verwendung) noch immer passabel funktionieren, bis hin zu so manch einem „physischen Übergriff“ der geisterhaften Ebenbilder – dienlich sorgen die variierenden Ausprägungsformen ihrer Einwirkungen für Abwechslung: Mal lässt eine gezielte Täuschung Abflussreiniger wie Alkohol ausschauen und jemanden daher (ahnungslos) einen kräftigen Schluck aus der Flasche nehmen, an anderer Stelle werden Handgelenke eines Mädels auch schonmal „aktiv“ gegriffen und kräftig über die noch im Rahmen steckenden Scherben einer zerbrochenen Fensterscheibe geschabt…

Obwohl der Überraschungsfaktor, wessen Tage auf dieser Erde sich aktuell gerade recht zügig ihrem Ende entgegen neigen, sich ja (Story-bedingt) unweigerlich in Grenzen hält, gelang es Regisseur Papamichael dennoch, jene Augenblicke erfreulich kreativ und interessant in Szene zu setzen, u.a. dank einiger inspiriert ausgewählter Hilfsmittel visueller und akustischer Art. Phedon´s Gespür für die Materie, inklusive der düster-bedrohlichen Stimmung, ohne deren Erzeugung eine effektive bzw. erfolgreiche Umsetzung der Thematik schlichtweg nicht möglich gewesen wäre, ist keinesfalls zu verkennen – als ein solch versierter Cinematographer, welcher er ja zweifellos ist, wusste er natürlich ganz genau, worauf in Sachen Ausleuchtung und Bildersprache zu achten ist. Allgemein ist der Look des Films durchweg ansprechend anzusehen, ohne dass allzu „flashy“ wirkende optische Zusätze (á la moderne Editing-Mätzchen) dafür herangezogen wurden. Man muss allerdings erwähnen, dass vorliegend sein Kollege Rafael E. Sánchez, welcher deutlich weniger Erfahrung vorzuweisen vermag, Hauptverantwortlicher beim Führen der Kamera war – ich bin mir aber absolut sicher, dass beide am Set in dieser Hinsicht gewiss eng miteinander kooperierten. Vollendet wird das Gesamtbild (auf dieser Ebene) schließlich von dem einträglichen Sound-Design sowie dem ordentlichen Score des Gespanns Oliver Kraus und Jason Cooper. Kongruent mit der ins Auge gefassten Bestrebung, in erster Linie einen eher subtil(er) ausgerichteten Horror-Thriller zu realisieren, hielt man sich in Sachen Gewaltdarstellung ebenso beseelt zurück wie bei der Verwendung etwaiger CGI-Zusätze: Statt Schocks, Kills und vordergründige Effekte steht sowohl die heraufbeschworene Atmosphäre als auch die (überdies u.a. um spezielle psychologische Komponenten ergänzte) Handlung an sich jeweils klar im Mittelpunkt – was ja beileibe nicht negativ zu werten ist…

Die relative Newcomerin Elizabeth Rice („the Mystery of Natalie Wood“) liefert als zwischen den Fronten stehende Lindsay eine überraschend starke Performance ab – sie ist sympathisch, hübsch, talentiert und passt zudem von ihrer ganzen Art her ausgezeichnet zu ihrer Filmfigur. Ihr zur Seite steht Thomas Dekker, bestbekannt als „John Connor“ aus der „Terminator“-Spinoff-Serie „the Sarah Connor Chronicles“, welcher hier in „Full Emo Mode“ agiert und Elizabeth in Sachen Darbietungsqualität im Grunde genommen in nichts nachsteht – während Kelly Blatz („Prom Night“) den jungen gläubigen Hardliner zwar achtbar, insgesamt aber ein wenig zu unausgewogen spielt, was allerdings wahrscheinlich eher dem Skript anzukreiden ist. Letzteres gilt im Übrigen ebenso für Margo Harshman („Sorority Row“) als Aidan´s zynische Cousine Sadie. Darüber hinaus sind u.a. noch Bruce´s Tochter Rumer Willis („Hostage“), Brittany Robertson („Dan in real Life“), Jared Harris („Resident Evil: Apocalypse“), Steven Culp (TV´s „Desperate Housewives“), Laura Allen („the Collective“), Shiloh Fernandez („Red“) sowie Amanda und Michelle Babin, den Zwillingen aus TV´s „America´s next Top Model: Cycle 7“, in weiteren Nebenparts zu sehen. Unterm Strich ist es jedoch Adam Goldberg („Deja Vu“), der bemerkenswert ergiebig entgegen seines sonstigen Rollentyps gecastet wurde sowie als vorbestrafter Redneck und demütiger Kirchgänger Roy seinen Co-Stars im Rahmen seiner Screen-Time stets die Schau stiehlt. Kollektiv betrachtet und auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, ist die Leistung der Besetzung auf jeden Fall mit dem Begriff „anständig“ zu charakterisieren…

Im Zentrum von Brad Keene´s Drehbuch, quasi als Fundament der sich entfaltenden Geschichte, steht der seit Jahrhunderten in verschiedenen Konstellationen existierende Konflikt zwischen unterschiedlichen Glaubensansichten – ergänzt um übernatürliche Beigaben sowie andere schwergewichtige Motive wie Rache, Extremismus oder individuelle Gefühle der Furcht und Sorge bei Adoleszenten, ohne dass diese je vordergründig zum Zwecke der Provokation verwendet werden. Das präsentierte Setting vermittelt einen angenehm authentischen Eindruck: Es ist kein Geheimnis, dass in vielen Gemeinden der USA die christliche Religion großen Einfluss auf das Leben der dort ansässigen Menschen ausübt, unter denen es (fraglos) auch immer wieder so einige gibt, die in dieser Beziehung geradezu fanatische Wesenzüge aufweisen – also verblendet und intolerant sind sowie selbst vor Gewalt nicht zurückschrecken, um ihre Überzeugung(en) zu vertreten. Glücklicherweise werden sie und ihre Taten hier nicht allzu „over the Top“ dargestellt – selbst wenn einige ihrer Eigenheiten und Geheimnisse durchaus Klischees beinhalten. Ziel ihres Missmuts (und teils gar freimütigen Hasses) ist in diesem Fall die eine Familie im Ort, welche im Prinzip einfach nur in Ruhe gelassen werden will (bzw. wollte) und sich frei heraus zu „Wicca“ bekennt – jener („synkretisch-moderne Mysterien-Elemente“ enthaltenden) neureligiösen Bewegung, die zwar faktisch auf einer Art Hexenkult basiert, trotzdem aber keineswegs direkt mit dem „Satanismus“ in Verbindung zu bringen ist. Ohne weiter ins Detail gehen zu wollen, um keine der betreffenden Offenbarungen preiszugeben, will ich nur soviel verraten: Anschaulich gelingt es dem Film, die zentrale (aus der Natur der eskalierenden Gewaltspirale hervorgehende) Botschaft zu transportieren, ohne dabei für eine Seite Partei zu ergreifen. Um Lindsay herum verwischt die Grenze zwischen den Opfern und Tätern zunehmend – beziehungsweise muss sie irgendwann erschrocken feststellen, dass jene bereits seit langer Zeit nicht mehr klar zu verorten ist. Letztlich sind wir eh doch alle bloß (mehr oder minder stark ausgeprägte) Sünder…

„From Within“ verfügt über einige Schwachstellen, welche sich ebenso wenig verschwiegen wie bei der Wertungsbildung übergehen lassen: Sowohl der Grad an echter Hochspannung als auch jener der Intensität der sich innerhalb der Bevölkerung (angesichts der vielen unerklärlichen Todesfälle) ausbreitenden Panik bleibt ein gutes Stück weit hinter den Erwartungen zurück – darüber hinaus sind einzelne inhaltliche Versatzstücke nicht gerade die originellsten und hat man die Story zudem (seitens ihrer gewählten Perspektive) meiner Meinung nach etwas zu stark auf die Teens und Twens ausgerichtet, während die Erwachsenen insgesamt nur eine (auffällig) untergeordnete Rolle spielen. Das Tempo ist weitestgehend ruhig und die Inszenierung vollkommen in Ordnung, wobei man im Rahmen der Umsetzung ohnehin (allgemein) eher auf „innere statt äußere Werte“ konzentriert und bedacht war – was nun aber nicht heißen soll, es würde keine optisch reizvollen Einstellungen geben: Die vornehmlich düsteren Locations hat man inspiriert ausgewählt, die Doppelgänger sind creepy und so einige Härten lassen sich ebenfalls ausmachen. Ferner bleiben einem mehrere Situationen unweigerlich positiv im Gedächtnis haften – wie als eine eigentlich eher unsympathische Person ihr grausames Ende findet, sie das so jedoch beim besten Willen nicht verdient hat, oder ein cooler Moment in einer öffentlichen Toilette, in welchem die Vorstellung des Publikums, was wohl als nächstes passieren mag, geschickt getäuscht wird. Nicht nur dadurch, dass der Verlauf (wie beschrieben) mehrere „Phasen“ durchläuft, wird das Gebotene zu keiner Zeit eintönig oder gar langweilig – selbst nicht, als nach dem Lüften der meisten Geheimnisse im finalen Akt eher konventionellere Bahnen eingeschlagen werden. Zudem trumpft der Film ganz am Ende auch noch mit einem gleichermaßen zynisch-bösartigen wie hervorragenden Twist auf, der nahtlos in eine der besten „Abspann-Montagen“ einmündet, die ich persönlich kenne: Jene (hinter den Credits eingespielte bzw. präsentierte) Images markieren einen perfekten Ausklang für diesen erfreulich unterhaltsam und ordentlich umgesetzt daherkommenden atmosphärischen kleinen Horror-Thriller, der überdies tatsächlich mal eine recht interessante Geschichte zu erzählen hat…

knappe „7 von 10“

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