Albert Pyun ist ein Name, der immer wieder fällt wenn es darum geht filmische Unzulänglichkeiten und wirklich schlechte Filme zuzuordnen. Das der Mann dabei durchaus auch den ein oder anderen B-Movie Schatz gedreht hat, vergisst man dabei all zu oft. Eines dieser Paradebeispiele dafür dass Pyun es durchaus kann, ist "Nemesis", der mit einem Minimal Budget ein fast schon grandioses Ergebnis bietet. Das Pyun dem Film 3 Fortsetzungen folgen lies, über die man besser den Mantel des Schweigens hüllen sollte, lassen wir mal außen vor.
"Nemesis" ist eine Mischung aus allem was in den 80er und Anfang der 90er Jahre an Sci-Fi Action erfolg hatte. Entsprechend unausgewogen und überfrachtet wirkt dann auch die Handlung des Films. Pyun lässt von Terminator über Blade Runner, Robocop bis hin zu Cyberspace Filmen nichts aus. Er hetzt seine Hauptfigur Alex (Oliver Gruner) durch eine zukünftige Welt, in der die Cybernetik weit fortgeschritten ist und sich die Obrigkeiten durch vereinzelte Rebellenlager, die den Mensch als Individuum betrachten, konfrontiert sehen. Alex kämpft zu Beginn geben diese Rebellen, wird aber im Verlauf der Handlung die Seite wechseln. Bis es aber soweit ist, verrennt sich Pyun ein ums andere mal in seiner viel zu aufgeblasenen Handlung. Immer wieder führt er Personen ein und zeigt Szenen, die für die eigentliche Handlung absolut überflüssig und unnütz sind. So streckt er seinen Film zwar auf eine eh schon nicht beachtliche Länge von 92 Minuten aber man hat selten den Eindruck einen einheitlichen Film zu sehen. Hier wäre die Konzentration auf eine weniger verwinkelte und dafür gradlinig erzählte Storyline durchaus von Vorteil gewesen.
Doch trotz dieses Problems mit dem Drehbuch funktioniert "Nemesis" als Gesamtes trotzdem ungewöhnlich gut. Der Hauptgrund dafür sind die Actionszenen, die Pyun mit einem unglaublichen Gespür für mitreißende Bilder, Tempo und perfektes Timing inszeniert. Schon der Shootout auf einem riesigen Abbruchgelände, zwischen gigantischen Betontrümmern ist was die Farbgebung und den Schnitt angeht ein erstes Highlight. Pyun wählt ungewöhnliche Kamerawinkel, spielt mit Farbfiltern und verschafft den Bildern eine sehr gute Dynamik, die sich durch alle Actionszenen im Film ziehen wird. Dazu kommen noch sehr gute Special Effects, wie etwa einen tricktechnisch absolut gelungenen Geschoss POV Shot. Auch bei den Effekten der Cyborgs und recht blutig ausgefallenen Shoot Outs wurde ganze Arbeit geleistet. Insbesondere wenn man sich noch einmal vor Augen führt das Pyun ein minimales Budget zur Verfügung stand. Pyun schafft es dem Film eine ganz eigene Ästhetik zu geben und extrem stylische Bilder zu erzeugen. Dazu kommt er immer wieder mit neuen Ideen. So gibt es etwa eine Szene, in der sich Alex durch den Fußboden eines Gebäudes schießt, die nahezu 1:1 im Werwolf -Vampir Kracher "Underworld" kopiert wurde.
Auch die Stop Motion Effekte im Finale wissen zu gefallen und sind auch heute noch absolut sehenswert. So gute Interaktion zwischen echten Darstellern und nachträglich einkopierten Stop-Motion Figuren hat man selten gesehen.
Weit weniger können da schon die Darsteller überzeugen. Oliver Gruner hat die Ausstrahlung und das Charisma eines Stückes Holz und seine Gefühle scheinen sich ausschließlich über seine unterschiedlichen Frisuren zu definieren. Er bringt die Actionszenen zwar durchaus gut über die Bühne, gerät aber schon bei der kleinsten Schauspielerischen Herausforderung gewaltig ins Schwimmen. Bekannte Gesichter vermisst man in einem Pyun Film nicht wirklich, zumal sich mit Brion James, Deborah Shelton oder auch Tim Thomerson durchaus renommierte B-Movie Akteure hier tummeln, die auch alle sichtlich besser agieren als Gruner. Wer übrigens einmal sehen möchte wie der 2004er Punisher Thomas Jane seine Filmkarriere begonnen hat, bekommt hier seine Chance.
"Nemesis" ist eine der besten Arbeiten die Pyun abgeliefert hat und hat auch über 10 Jahre nach seinem Entstehen noch eine ganze Menge Spaß zu bieten. Kurzweilige Sci-Fi Action Unterhaltung wie sie temporeicher und stylischer kaum sein kann. Wenn man über die krude Story hinwegsieht bekommt man einen B-Movie Kracher der mit tollen Actionszenen aufwarten kann und dabei ein gehöriges Tempo vorlegt. Zudem kann man herrlich raten was Pyun alles an bekannten Vorbildern verarbeitet hat. Als Fazit zu sagen, dass auch ein blindes Huhn einmal ein Korn findet wäre doch zu hart, denn so schlecht Pyuns Filme zu meist auch sind, mit diesem hat er eindeutig sein Meisterstück abgeliefert. Nicht perfekt, aber ungemein unterhaltsam. 7 von 10 Punkten.