Review

"Tanz der Teufel" ist die Goregranate, die Witzdusche und die Innovation auf Zelluloid gebannt unter den Splatterfilmen. Diese Bezeichnungen spiegeln ungefähr die Meinung der Genre-Community gegenüber diesem Film wieder. Als ich mir dieses Machwerk zu Gemüte geführt habe, habe ich jedoch keinen einzigen Punkt gefunden, der den Ruf als Kultfilm rechtfertigt. Seziert man den Film nämlich auf seine 80 unblutigen Minuten, wird man Augenzeuge einer banalen Geisterklamotte, die wie ein zerkautes 60's-Revival schmeckt.
Die Schockeffekte sind nämlich von der plumpsten Sorte. Klar, man erschrickt, wenn ein totgeglaubtes Monster nach 3 Minuten Stille plötzlich aufersteht, aber dieser Effekt war vielleicht 1963 in "Bis das Blut gefriert" angebracht, aber in einem Film aus den sonst so innovativen 80ern? Aber das schlimmste: Dieser Effekt wird gleich 7-mal breitgetreten:
-Ash nähert sich der totgeglaubten Sheryl, die plötzlich einen Bleistift zückt und Linda attackiert.
-Scott durchsucht das Haus, plötzlich erscheint eine Hand aus dem Duschvorhang und zerkratzt sein Gesicht.
-Ash sitzt vor Lindas Bett, worauf sie "ganz unerwartet" aufschreckt und dämonisch lacht.
-Als Ash mit Sheryl in die Stadt fährt, steigt er am Waldrand aus dem Auto. Linda sucht ihn, plötzlich erschreckt er sie von hinten.
-DIE Szene überhaupt: Sheryl kommt nach der Vergewaltigung aus dem Wald und klopft an die Tür der Hütte, da kommt plötzlich Ash's Hand aus dem Türschlitz und greift Sheryl am Bein (!) - Da erschrickt man nicht einmal mehr, sondern ist einfach nur fassungslos.
-Ash vergräbt Linda, plötzlich schiesst ihre Hand aus der Erde und zerkratzt Ash's Bein.
-Ash lehnt sich an eine Tür, plötzlich packen ihn Hände von hinten.
Natürlich schockt das, aber ist das innovativ? Mitnichten! Klar, die Kameraführung ist exzellent, aber kann man von einem Kultfilm sprechen, wenn die Form über dem Inhalt steht?
Sam Raimi wollte wohl anfangs einen stinknormalen Gruselfilm drehen, wie man an den ersten 40 Minuten sehen kann, dachte sich aber später, man füge ein paar Blutszenen in den Film ein, damit das ganze auch interessant wird. Wäre der Film nicht beschlagnamt worden, würde sich wohl auch niemand für ihn interessieren.
Also: Tanz der Teufel ist ein klassischer Gruselfilm plus Farbe, aber minus Stimmung und Intensität.
Die einzige Szene, bei der ich schmunzeln musste, ist die, wo Linda und Sheryl Kartenmotive raten, jedoch ist diese in der DF völlig sinnentfremdet, sodass derjenige, der "I can't believe it" mit "Pech gehabt" übersetzt hat, dafür in der Hölle schmoren soll. Dafür und für die guten Darsteller, die im Low Budget-Sektor ihresgleichen suchen, gibt es jeweils zwei Trostpünktchen. Aber auch das mindert den Gesamteindruck nicht: Ganz, ganz schlimm. Schaut euch den Film mal mit anderen Augen an, und ihr werdet mich verstehen.

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