Anlässlich des eher durchschnittlichen "Evil Dead" ist es an der Zeit, das Original - "Tanz der Teufel" von 1981 - noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Basierend auf ihren inhaltsgleichen Kurzfilm "Within The Woods" machten sich die drei Studienfreunde Sam Raimi, Robert Tapert und Bruce Campbell mit einem Budget von 30.000 Dollar an die Produktion ihres ersten großen Films:
"The Evil Dead" erzählt die Geschichte von fünf jungen Leuten, die ohne es zu ahnen in einer verfluchten Waldhütte Urlaub machen und durch Beschwörungsformeln die Dämonen längst Verstorbener freisetzen und sich einer Nacht des Grauens und dem Kampf ums nackte Überleben ausgesetzt sehen.
Der Low Budget-Streifen avancierte sehr schnell zum Publikumshit und zum absoluten Kultfilm im Horrorgenre und gilt als die Mutter aller Dämonenfilme, dem nicht nur zwei Fortsetzungen und ein Remake folgten, sondern etliche Nachahmer, die alle eines gemeinsam hatten: ihnen fehlte der Charme des Originals, das es wie kein anderer Film des Subgenre schaffte, mit minimalsten Mitteln ein Maximum aus dem Handlungsgerüst herauszuholen.
Trotz eines bescheidenen Budgets und mit einfachsten, aber äußerst wirkungsvollen Mitteln, wurde ein Meisterwerk erschaffen, das in dieser Art einzigartig ist und bleibt.
Von Beginn an schafft es Regisseur und Drehbuchautor Sam Raimi eine unheimliche, unheilvolle Atmosphäre zu erschaffen - was durch den Einsatz von Soundeffekten und einem irrsinnigen Score bestens funktioniert, und nicht nur den Wald tatsächlich lebendig erscheinen lässt, sondern auch den Wahnsinn der Ausgangssituation auf den Punkt bringt.
Von Minute zu Minute steigert sich die anfangs unsichtbare Bedrohung, der sich die fünf Protagonisten ausgesetzt sehen. Anfangs macht es den Eindruck, die Hütte wäre verflucht und "Tanz der Teufel" eine moderne Variante des Spukhaus-Klassikers "Bis das Blut gefriert" - nur auf engstem Raum. Doch weit gefehlt!
Sam Raimi setzt zwar gleich zu Anfang auf unheimliche und unerklärliche Ereignisse, die die fünf Urlauber heimsuchen, doch das wahre Ausmaß der infernalischen Dämonenkräfte wird erst deutlich, als eine der Frauen in einer effektiv inszenierten Szene von einem Baum vergewaltigt wird und sich die dämonische Kraft des verfluchten Waldes in ihrem Körper einnistet und sie zu einem blutrünstigen Dämon mutieren lässt.
Bevor dann in der zweiten Hälfte ein nicht enden wollendes Splatter-Spektakel seinen Lauf nimmt, überzeugt Raimi mit subtilen Horror: die Nebelmaschine ist im Dauereinsatz, Uhren hören auf zu schlagen, Türen öffnen wie von Geisterhand und Bäume peitschen von außen gegen die Fenster und bringen sie zum zerbersten.
Ganz zu schweigen von der subjektiven Kamera, die in halsbrecherischen Tempo und von einer düsteren Geläuschkulisse begleitet, durch das Dickicht des dunklen Waldes fährt und sich unaufhörlich der Hütte nähert. Dort angekommen, wirkt es, als würde von draußen etwas lauern und die Bewohner durch die Fenster beobachten. Doch wer oder was es ist - darüber lässt Raimi die Zuschauer vorerst noch im Unklaren.
Ja, er beherrscht die Klaviatur des Schreckens wie kaum ein anderer und versteht sich auf die Inszenierung klassischer Horroratmosphäre ebenso wie auf das Abfackeln eines blutrünstigen Splatter-Infernos, das nicht lange auf sich warten lässt.
Dabei überzeugen trotz des geringen Budgets die superben Maskeneffekte der Dämonen, die wirklich furchteinflößend aussehen und mit zum besten gehören, was das Genre des Dämonenfilms zu bieten hat.
Vom technischen Standpunkt aus gesehen können Großproduktionen wie das "Evil Dead"-Remake oder der unterirdische "Night Of The Demons" einpacken - gegen die preisgünstigen Dämonen aus "Tanz der Teufel" sehen ihre Kreaturen aus wie abgenutzte Schreckfiguren aus der Geisterbahn - zu perfekt, um wirklich überzeugen zu können.
Und das ist ganz klar eines der Vorteile des Originals - und das gilt für ziemlich jede Neuverfilmung, die auf einem Klassiker beruht: egal ob "Tanz der Teufel", The Fog - Nebel des Grauens" oder "Night Of The Demons" - ihnen allen mangelt es an Seele, an Herzblut, an der Leidenschaft, mit der damals in den 70er und 80er Jahren noch in Handarbeit jedes einzelne Detail ausgearbeitet wurde. Spektakuläre und CGI-verstärkte Special-Effects machen noch keinen guten Film - sie können niemals den Charme einfangen, der vom Original ausgeht.
Und genau damit trumpft "Tanz der Teufel" auf: hier erkennt der Zuschauer in jeder Szene die Liebe zum Detail, die Arbeit, die hinter den Effekten steckt, den Anspruch der Macher, das Maximum aus einem Minimum zu holen und mit einfachsten Mitteln die größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Und selbst wenn im Finale die Effekte billig aussehen, die Dämonen Milch, Haferbrei und Götterspeise durch die Gegend speien - dann ist es halt so, aber man sieht auch, wie viel Mühe dahinter steckt - und genau darauf kommt es an: Das ist die Leidenschaft, die die Klassiker ausmachen. Das sind das Herzblut und die Seele, aus denen Kultfilme wie "Dawn Of The Dead", "The Fog", "Halloween" oder eben "Tanz der Teufel" geschnitzt sind!
Heutzutage wird sich viel zu sehr auf die Technik und ihre Möglichkeiten verlassen, alles wird am Computer ausgearbeitet und perfekt umgesetzt. Aber Perfektion ist noch lange kein Garant für Atmosphäre - und davon versprüht "Tanz der Teufel" so viel, um damit sogar noch dem seelenlosen Remake Leben zu einzuhauchen.
Nach heutigen Maßstäben und im direkten Vergleich mit dem Remake überzeugt das Original auch nach über 30 Jahren und verdient selbst nach der x-ten Ausstrahlung überdurchschnittlich gute
7,5/10
und für den unerreichten Kultstatus runde ich auf glatte 8/10 auf!