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Regisseur Carter Smith‘ Horrorfilm „Ruinen“ aus dem Jahre 2008 entstand in australisch-US-amerikanischer Koproduktion und vereint Elemente des Backwood- bzw. Exotik-Horrors mit dem Psychoterror der Isolation und dem nicht sonderlich häufig anzutreffenden, ähm… „Botanik-Horror“. Romanvorlage („Dickicht“) und Drehbuch stammen von Scott Smith.

Eine bunt zusammengewürfelte, aus jungen Menschen unterschiedlicher Nationalität bestehende Touristentruppe beschließt, zu einem uralten, mexikanischen Maya-Tempel aufzubrechen, um dort den archäologisch Interessierten Heinrich zu treffen, der der Bruder von Matthias ist, den Amy, Jeff, Eric und Stacy am Strand kennengelernt haben. Doch statt auf den deutschen Heinrich (was für ein Name…) trifft man auf feindlich gesinnte Nachkommen der Ureinwohner, die anscheinend der Meinung sind, dass man dem Tempel viel zu nahe gekommen sei, den griechischen Begleiter ohne lange zu fackeln erschießen und den übrigen Kulturreisenden unmissverständlich klarmachen, nicht mehr entkommen zu können, Diese retten sich ohne die Beweggründe des „Empfangskomitees“ zu kennen auf das Dach des Tempels und machen dort Bekanntschaft mit der seltsamen Vegetation desselben, einer besonderen Sorte fleischfressender Papageienschlingpflanzen.

Was genau es mit dieser Pflanze auf sich hat, wird, um es gleich vorweg zu nehmen, leider nicht geklärt. Stattdessen wird der Zuschauer Zeuge, wie sich unsere Freunde schwere Verletzungen zuziehen, nicht nur aufgrund eines viel zu geringen Nahrungsvorrats immer mehr verzweifeln und sich mit der Pflanze herumärgern. Das bietet Anlass für einige gelungene, kreative Ideen, blutige Ekelszenen wie z.B. eine heftige Beinamputation, ein paar Schocks, aber auch für die üblichen Kopfschüttelmomente durch fragwürdige Entscheidungen, psychologischen „Horror light“ aufgrund einer nur bedingt möglichen Identifikation mit den Opfern und ein paar strenggenommen überflüssige Streckelemente. Statt konsequent ans Eingemachte zu gehen, beschränkt sich „Ruinen“ darauf, das emotional eher auf Distanz gehaltene Publikum genretypisch zu unterhalten, was durchaus passabel gelingt.

Denn „Ruinen“ hat mit seiner sogar Geräusche imitierenden Pflanze (die aber nicht à la „Little Shop of Horrors“ zu singen beginnt) genug Originalität vorzuweisen, um auch genremüde Zuschauer bei der Stange zu halten und gefährdet die bemüht aufgebaute, sonnendurchflutete Exotik-Ästhetik und -Atmosphäre nicht unnötig durch komödiantische oder parodistische Einlagen. Und in auswegloser Situation schwer angeschlagen und blutend auf einem Tempel im Urwald zu liegen, der Tod durch die blutrünstige und parasitäre Botanik stets allgegenwärtig, ist einfach eine willkommene Abwechslung zu dunklen Katakomben, Kellern, Gruselhäusern oder Friedhöfen. Zum Nägelknabbern verführende Hochspannung wird zwar nicht unbedingt erzeugt, zäh oder langweilig wird’s aber auch nie und man ist schon interessiert am Ausgang und wer übrig bleiben wird – wenn überhaupt. Die jungen Schauspieler sind einerseits die typischen, attraktiven Twens, verfügen andererseits aber über genügend Erfahrung, um ihre Rollen professionell zu verkörpern und nicht zu nerven, sondern diesen etwas unterambitionierten Film gar ein wenig aufzuwerten.

Damit beschert „Ruinen“ kurzweiliges Horrorvergnügen, verschenkt aber zu viel Potential, um sein Publikum wirklich konsequent verstören zu können. Das wollte er aber vermutlich auch gar nicht und ist mir in seiner R-Rated-Fassung (die Unrated-Fassung habe ich mangels deutschsprachiger Veröffentlichung noch nicht gesehen) 6,5 bis 7 Punkte aus Sicht eines Genrefreunds wert. Alle anderen dürfen einen Punkt abziehen.

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