Pflanzen sind nicht nur stumme Dekorationsstücke…03.11.2008
Ich bin immer sehr vorsichtig, wenn ein Buch verfilmt wird, welches mir sehr zugesagt hat. Denn nur in seltenen Fällen gelingt es dem Regisseur, die im Leserkopf bereits in Bilder gebrachte Geschichte tatsächlich vernünftig auf die Leinwand zu bringen. Natürlich ist man voreingenommen, aber dann freut man sich doch um so mehr, wenn das Ergebnis fachlich sehr kompetent ausgefallen ist. Hier nun haben wir einen solchen Fall. Das Buch „Dickicht“, welches ich dem geneigten Leser nur wärmstens ans Herz legen darf, ist außerordentlich spannend und überzeugt durch hohes Tempo und den Verzicht auf ein Happy-End. Und auch der Film ist tatsächlich sehr packend, hält sich nicht mit Firlefanz auf, sondern bringt die Ereignisse auf den Punkt. Nur beim ende hat man sich nicht zur schriftstellerischen Konsequenz hinreißen lassen…aber das ist wohl den Gepflogenheiten des amerikanischen Kinos geschuldet.
Mexiko ist ein schönes Land, traumhafte Strände, wunderbare Landschaften, nette Leute, gutes Essen. Ich war selber schon dort, indes würde ich nicht – wie die Protagonisten des Films – irgendwo im Dschungelnirgendwo nach einer versteckten Ruine suchen. Es hat bei jeder Reise in ferne Gestade ein, zwei Momente, in denen man als Reisender innehalten und nachdenken sollte. Das aber fehlt bei den fünf jungen Leuten, die an ihrem letzten Ferientag der Spur eines Archäologen folgen, der einen bis dato unentdeckten Tempel erforscht. Es hätte genügt, den Handzeichen der Dschungelbewohner zu folgen, aber nein, man muß den Tempel betreten…um dort festzustellen, daß dieser von einer seltsamen Efeuart überwachsen ist, der eine gewisse Intelligent nicht abzusprechen ist. Natürlich verhält man sich zunächst etwas unbesonnen, begeht dann aber nicht die typischen Fehler des Horrorfilms, sondern versucht die Situation auszusitzen…Hilfe wird schon kommen. Leider aber kommt sie nicht, und so dezimiert sich das Häuflein nach und nach teils selbst, wird aber auch von der Pflanze konsumiert – eine Flucht ist anscheinend unmöglich, da der Tempel rundum von argwöhnischen Einheimischen bewacht wird.
Wir sehen sehr spannende Szenen einer ausweglosen Situation, können dem Verhalten der fünf Menschlein folgen und deren Aktionen auch nachvollziehen…sehr gelungen, denn man stellt sich hier und da die Frage, was man wohl selbst in solch einer Lage gemacht hätte. Schön auch, daß die Regie nie versucht, irgend etwas zu erklären, die Pflanze ist halt einfach da und war es wohl auch schon länger…kleiner Kritikpunkte sind das Ende, welches natürlich etwas reißerisch daherkommt und auch die eine oder andere logische Lücke aufweist, sowie das Mitwirken des Herrn Tucker, dessen stets gleich weinerliche Fratze mir schon in der Neuauflage des „Texas Chainsaw Massacre“ so gar nicht gefallen hat. Schade ist auch, daß die Pflanze mal wartet, mal attackiert, aber den oberen Tempelbereich kaum berührt…und man kommt seitens der Eingeschlossenen auch nicht einmal auf die Idee, es mit Feuer zu versuchen. Macht aber nichts, denn verzichtet wird auf unsinnige Bluteffekte, statt dessen konzentriert man sich ganz auf die Geschehnisse am Tempel und führt die Geschichte immer weiter zum traurigen Höhepunkt…es geht also auch ohne Folter, fein - 8/10.