Wer über den alten Baller- und Kloppermist mosert, der in den 90er Jahren über die Filmfans ausgegossen wurde, die in der Videothek nach verwertbarem Material gesucht haben, der soll sich mal den 2008er Jahrgang von "Stiletto" reinziehen, dann weiß man überhaupt erstmal, wie gut man es in der alten Zeit hatte.
Klar, Gangsterfilme der moderneren Sorte sind jetzt allmählich wirklich totgeritten worden, aber mit markigen Gesichtern, coolen Knarren, langen Beinen und einer satten Ladung blutiger Kills sind immer noch ein paar Twens zu motivieren. Allein, "Stiletto" ist nicht mehr als eine fade ABM-Maßnahme einiger (teilweise zurecht) vergessener Altstars zum Zwecke eines Cover-Namedropping-Cash-Ins.
Also laufen hier mal so eben Tom Berenger, Michael Biehn und Tom Sizemore, unterstützt von William Forsythe, Kelly Hu, Dominique Swain und Stana Katic durch die Gegend, aber das zeigt angesichts der wirren, nichtigen Handlung nur, daß jeder irgendwie wohl seine Stromrechnung bezahlen muß.
Im Wesentlichen gehts um eine langbeinige Blondine mit Stilett (insofern: alle Schuhfetischisten sind hier falsch), die zahlreiche böse Buben meuchelt und Berenger gleich noch vor den Titeln die Klinge in die Plauze rammt, was der aber frisch blondiert überlebt. Von da an kratzen sich alle mächtig am Kopf, was das gute Ausstellungstück aus dem Ex-Ostblock denn nun geritten hat, während die sich durch die Knastiszene häckselt. Berenger setzt dann einen Bullen (Paul Sloan als absolut charismafreie Zone), den er in der Tasche hat, auf sie an, aber so nichtig wie er ausschaut, sind auch seine Ermittlungserfolge. Es gibt dann noch etwas Konkurrenzrabatz zwischen den Banden und Berengers Helferleins (Forsythe und Biehn) zicken sich noch gegenseitig an, weil immer nur einer Rosettenschlemmen beim Chef kann. Dazu kommen noch so überzeugende Gruppierungen wie "Nazis für Jesus", ein Kurzauftritt für den knastgebeutelten Pleitier Sizemore, der unter dem irre witzigen Namen "Large Bills" arbeitet (hohoho!) und eine agressive Schlampe, die funktionslos auf Biehns Beifahrersitz rumbitcht und endlos nervt.
Tja, so ca. 15 Minuten vor Schluß, nach zahlreichen öden Kills der zwar schlanken, aber sonst eigentlich ziemlich kantig-unattraktiven Stana Katic, inclusive überflüssiger Familienprobleme Berengers ("Du hast mich betrogen.") und diverser Wiederholungen der immer gleichen motivierenden Gespräche, doch endlich die Schlampe zu finden, gibts in den letzten 20 Minuten dann das persönliche Motiv der Killerin als überraschende Auflösung, bei der man sich aber vermutlich sowieso schon im Tiefschlaf befindet.
Nick Vallelonga ist als Regisseur denkbar ungeeignet, wird aber hie und da mal gerufen, wenn er ein paar vergessene Darsteller in einen kleinen Sex-and-Crime-Konflikt werfen darf, erweist sich handwerklich aber als enorm ineffektiv, weil düster-halbbeleuchtete Räume und toughe Clubs samt böse dreinguckenden Statisten irgendwie ziemlich abgenudelt sind. Aber die Chose läuft so relativ billig und die alten Namen ziehen ja manchmal, also schnell runtergekurbelt, auch wenn Biehn als standfester Alkoholiker wohl lange nicht geduscht hat, Berenger sich langweilt und Sizemore vermutlich seinen vergessenswerten 5-Minuten-Auftritt wohl spontan auf einer privaten Clubnacht runterdrehte - wobei er als Ex-Neonazi für den einzigen Witz sorgt, weil er sich zu seiner Sicherheit von baumlangen Farbigen umgeben hält.
Geschnitten oder nicht - "Stiletto" ist so öde wie ein Stück Feuerholz und genauso nützlich, erlangt seine Vollendung allerdings erst durch die viertklassige deutsche Synchro, die zwar jetzt nicht auf Pornoniveau arbeitet, aber auch sonst keinen Gedanken daran verschwendet hat, ob die Stimme ggf. zur Erscheinung paßt. (3/10)