Review

„Stiletto“ ist ein unabhängig produzierter sowie vereinzelte Drama- und Action-Anteile aufweisender Crime-Thriller, welcher im Jahre 2008 von Regisseur Nick Vallelonga („Disturbance“) zwar weitestgehend ohne Feingefühl und Zurückhaltung, dafür allerdings mit der wohl ansprechendsten B-Movie-Besetzung seit Alan Pao´s „Toxic“ (in dem Tom Sizemore und Dominique Swain ja ebenfalls schon zu sehen waren) in Szene gesetzt wurde. Im Zentrum des Films steht der konsequent vollzogene Rachefeldzug einer gleichermaßen gefährlichen wie geheimnisvoll auftretenden (attraktiven) Dame russischer Abstammung, deren bevorzugtes Tatwerkzeug im Übrigen ein ziemlich mächtiges Exemplar des Titel-gebenden Messertyps ist – das nur mal so als Info vorweg, um etwaige Verwirrungen zu vermeiden, da sie auf dem US-DVD-Cover ja stattdessen (aus mir schleierhaften Gründen) mit zwei Pistolen in Händen abgebildet wurde…

Nur aufgrund einer Menge Glück hat der in L.A. ansässige und operierende griechische Crime-Boss Virgil (Tom Berenger) kürzlich erst einen fiesen Mordanschlag überlebt: Bei einem Treffen mit dem mexikanischen Unterweltler Ernesto (Efrain Figueroa) hatte ihm eine Angreiferin (Stana Katic als Raina) vor einigen Tagen ohne mit der Wimper zu zucken ein langes Messer in den Bauch gerammt – seinen Geschäftspartner indessen unmittelbar auf der Stelle per Kehlenschnitt getötet. Der jetzt drohende Bandenkrieg bereitet Virgil inzwischen allerdings im Prinzip (persönlich) weit weniger Kopfzerbrechen als die konkrete Frage nach dem „Warum?“ hinter dem Angriff, denn ihn und Raina hatte bis vor einiger Zeit noch eine innige Liebesaffäre verbunden, welche sie jedoch irgendwann plötzlich (aus einem ihm unbekannten Anlass) beendet hatte. Um sich umfassende Klarheit in dieser Hinsicht zu verschaffen, beauftragt er nun den in seiner Schuld stehenden sowie mit seiner Partnerin (Kelly Hu) zugleich auch in jenem Fall ermittelnden Polizisten Beck (Paul Sloan), die Attentäterin so schnell wie möglich ausfindig und dingfest zu machen – sie dann jedoch nicht den Behörden, sondern ausschließlich ihm selbst zu übergeben…

Parallel dazu muss sich Virgil zusätzlich noch mit einer Reihe anderer Probleme und Komplikationen innerhalb seiner Familie und Organisation herumschlagen: Die Beziehung zu seiner Ehefrau Sylvia (Diane Venora) wird ein neuerliches Mal belastet, als sie erfährt, wer genau die Tat eigentlich begangen hat, zwei Millionen Dollar verschwinden unter mysteriösen Umständen aus seinem Besitz – und gerade jetzt kehrt der leicht reizbare sowie extrem rabiate Lee (Michael Biehn), seine ehemalige rechte Hand, nach einem längeren London-Aufenthalt in Begleitung einer tendenziell psychotischen Freundin (Amanda Brooks) in die Stadt der Engel zurück, wo er sogleich für Unruhe sorgt, u.a. da er sich erneut beweisen will und darüber hinaus seinem Nachfolger, Virgil´s Cousin Alex (William Forsythe), nahezu überhaupt nicht über den Weg traut. Rasch entpuppen sich die mannigfachen Verstrickungen der Beteiligten gar als noch weitaus umfangreicher, denn auf die eine oder andere Weise sind in jene (diese aktuelle Ereigniskette betreffenden) Machenschaften zudem diverse andere zwielichtige Gestalten involviert – wie etwa der sich gern in Strip Clubs amüsierende „Large Bills“ (Sizemore) oder ein gewalttätiger Neo-Nazi-Gruppenführer namens Engelhart (James Russo)…

Wie all diese Personen (im Speziellen) miteinander in Verbindung stehen bzw. warum ausgerechnet sie von der ebenso methodisch wie äußerst effektiv vorgehenden Killerin nacheinander ins Visier genommen und infolge dessen (über kurz oder lang) natürlich auch in die ewigen Jagdgründe befördert werden – darum geht es in „Stiletto“, dessen werbewirksame Tagline „Revenge never looked so good“ (freilich) ein wenig mehr verspricht, als das Werk letzten Endes bloß einhalten kann, insgesamt aber (etlichen Schwächen und Verfehlungen zum Trotz) relativ solide ausgefallen ist, was vor allem die Zielgruppe der Streifen dieses „Kalibers“ generell zugeneigten (B-Movie-)Fans passabel zufrieden stellen dürfte. Wenn man es genau nimmt, besteht der Verlauf im Grunde genommen aus einer reinen Aneinanderreihung brutaler Einzelsequenzen mit einem Minimum an Plot dahinter, welcher die komplette Angelegenheit so aber dennoch zumindest halbwegs vernünftig zusammenzuhalten vermag. Drei seiner vier Akte lang präsentiert der Film seinen Zuschauern verschiedene Parteien, die sich gegenseitig nach dem Leben trachten, ohne allzu klare Motive und Erläuterungen dafür zu liefern: Diese werden schließlich nach rund 73 Minuten (vollends) offenbart – in erster Linie in Form der konkreten Preisgabe des Vorfalls, der Raina´s erbarmungslosen Drang nach solch blutiger Rache überhaupt erst ausgelöst hat. Da der Story-Fokus allerdings nicht primär auf sie, stattdessen viel mehr auf Beck und die griechischen Mobster gerichtet wurde, ist es dem Publikum bis dato in kaum einer Weise möglich, einen einträglichen Zugang zu ihrer Figur zu finden bzw. herzustellen: Diese fehlende „Connection“ verhindert, dass man sich (von seinem Zuspruch her) „gefühlsmäßig“ auf ihre Seite schlägt. Zwar bleiben einem vereinzelte eingestreute Hinweise entlang des Weges nicht verborgen, doch reichen diese (angesichts ihrer qualitativen Beschaffenheit sowie Art der Einbindung in den Gesamtkontext) einfach nicht genügend aus, um das Interesse in dieser Hinsicht konstant aufrecht zu erhalten – weshalb einem die zugehörigen Details irgendwann schlichtweg egal werden und man der Lady fortan nur noch nahezu teilnahmslos dabei zuschaut, wie sie nacheinander lauter unsympathische Typen ins Jenseits befördert…

Das Drehbuch aus der Feder des hauptberuflichen (und vorliegend ja ebenso vor der Kamera zu sehenden) Schauspielers Paul Sloan – übrigens sein erstes bislang umgesetztes – weist keinerlei Innovationen oder herausragend erwähnenswerte Nuancen auf. Im Prinzip kommt dem bewanderten Betrachter jedes einzelne dargebotene inhaltliche Versatzstück bekannt vor: Diverse Genre-Veröffentlichung dienten Sloan beim Verfassen seines Werks offenkundig als Inspirationsquelle – allen voran Tarantino´s „Kill Bill“, zum Beispiel im Bereich des inneren Antriebs der zentralen Protagonistin oder ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit dem Mann, der nun ganz oben auf ihrer persönlichen Abschlussliste steht. Leider verfügt(e) der Neuling auf dem Gebiet des Skript-Schreibens aber nicht einmal im Ansatz über Quentin´s Originalität und Einfallsreichtum: Wie bereits angemerkt, hinterlässt die gewählte Struktur einen eher unvorteilhaften (statt cleveren) Eindruck, die Twists kommen wenig überraschend daher und entbehren einem nachhaltigen Effekt, vorhandene Klischees sind ebenso nicht zu verleugnen wie eine Menge schwächerer Dialogzeilen und einer gewissen allgemeinen Vorhersehbarkeit – unterm Strich kann man getrost von einer „rein zweckmäßigen 08/15-Vorlage“ sprechen, die einen weder begeistert noch allzu übermäßig verärgert, u.a. weil zahlreiche Charaktere und Handlungsstränge immerhin für Anwechslung bei der Entfaltung der Geschehnisse sorgen. Die schiere Fülle an Involvierten, Konflikten und Verbindungen – man nehme nur mal den Bandenkrieg zwischen Mexikanern und Griechen, Hierarchiekämpfe in den Reihen der Organisation Virgils, dessen Ehe-Probleme, die polizeilichen Ermittlungen, Beck´s Beziehung zu seiner Partnerin sowie seine ungetilgten „Schulden“ beim Boss, das verschwundene Geld, Raina´s Vollstreckungen, ihr streng gehütetes Geheimnis oder die bösartige „Nazis for Jesus“-Gang (etc.pp.) – führt mit der Zeit jedoch geradezu unweigerlich zum Erkeimen eines arg oberflächlichen Eindrucks: Ein intensiveres Angehen dieser Punkte wurde (demnach) dem zügigeren Voranschreiten der Geschichte untergeordnet, was selbstredend ein relativ zweischneidiges Schwert markiert…

Die in Kanada geborene und seitens ihrer Familie ursprünglich aus Kroatien stammende Stana Katic („the Spirit“/„Quantum of Solace“) ist sexy und tough, ihre Performance absolut solide – allerdings wurde ihrer Figur nicht genügend Raum und Aufmerksamkeit zugesprochen, was schade ist, da ein aktives Mitfiebern auf diese Weise stark eingeschränkt wird. Zumindest eine Erklärung dafür, wie genau sich ihre Wandlung hin zu einer solch begnadeten Killerin nun eigentlich vollzogen hat, etwa im Rahmen einer „Flashback-Montage“, wäre ebenso vorteilhaft wie wünschenswert gewesen. Als der unter seiner Fassade doch recht emotionale Gangster Virgil Valados steht ihr der eine weiß-blonde „Haarpracht“ zur Schau tragende Tom Berenger („Platoon“/„Sniper“) gegenüber: Mal abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, wie er jene eingangs zugefügte Bauchwunde ernsthaft überlebt haben soll, schon gar nicht bei der verwendeten Klinge sowie mit den wenigen zu bemerkenden Folgen, ist der Typ (an sich) ein verhältnismäßig blasser Crime-Boss – zum Glück kann Tom das mit seiner über die Jahre hinweg gefestigten Routine einigermaßen ausgleichen. An dritter Stelle im Bunde ist auf jeden Fall Michael Biehn („the Abyss“/„Tombstone“) anzuführen, der sporadisch herrlich „over the Top“ agiert, sichtlichen Spaß daran hat, den impulsiven Baddie zu spielen, und den meisten seiner Co-Stars in jenen Momenten dann mit Leichtigkeit die Show stiehlt. William Forsythe („the Devil´s Rejects“) sieht mal wieder ein Stück weit albern aus (eine Empfindung, die sein „griechischer“ Akzent nur noch unterstreicht), Tom Sizemore („Heat“) tritt erneut „ganz er selbst“ auf, in einer Schlüssel-Rolle ist Dominique Swain („Face/Off“) als Raina´s schwangere Bekannte Nancy zu sehen, James Russo („Donnie Brasco“) kauft man den brutalen Neo-Nazi in jeder Sekunde ab, als Folter-Opfer besitzt D.B. Sweeney („Spawn“) nur wenig Screen-Time, Paul Sloan („Machine“) verkörpert den zwischen den Fronten stehenden Polizisten Beck weitestgehend mau, Kelly Hu („X-Men 2“) wurde unverkennbar verschenkt, wie auch die sichtlich unterforderte Diane Venora („the Substitute“) – und zudem sind u.a. noch David Proval (TV´s „the Sopranos“), Tony Lip („GoodFellas“) sowie die beiden „Leatherface“-Mimen R.A. Mihailoff und Andrew Bryniarski in Nebenparts auszumachen. Die in meinen Augen beste Leistung des gesamten Cast-Ensembles lieferte aber eindeutig Amanda Brooks („Dragon Wars“) ab, welche Lee´s diverse persönliche (u.a. Drogen- und Aggressions-) Probleme aufweisende britische Begleiterin derart reich an Energie und Engagement darbietet, dass es eine wahre Freude ist, ihr dabei zuzuschauen…

Regisseur Nick Vallelonga („All In“/„In the Kingdom of the Blind“), der mit etlichen seiner Darsteller zuvor im Übrigen bereits (teils mehrfach) zusammengearbeitet hat, ist (umfassend betrachtet) ein relativ unkreativer Filmemacher: Zwar ist seine Inszenierung gradlinig und letztlich auch zufrieden stellend, lässt allerdings eine konkrete Handschrift vermissen, kommt im Prinzip also frei eines individuellen Flairs daher – ein Eindruck, welcher ebenso auf die von Cinematographer Jeffrey C. Mygatt (TV´s „24“) eingefangenen Images zutrifft, welche der ehemalige „Red Hot Chilli Peppers“-Schlagzeuger Cliff Martinez („First Snow“) im nächsten Schritt dann aber immerhin mit einem halbwegs passablen Score unterlegt hat. Spannend oder rasant ist das Geschehen eher selten, die zahlreichen Action-Sequenzen treiben den Puls nie spürbar in die Höhe – dafür gingen die Verantwortlichen in Sachen Gewalt-Präsentation ohne einer ersichtlichen Zurückhaltung vor: Leute werden übel verprügelt, erschossen, abgestochen, ja sogar mit einem elektrischen Schleifgerät traktiert – ferner muten zwei der Kills, nämlich ein Headshot in Großaufnahme sowie die Zweckentfremdung eines metallischen Werkzeugs während einer erbitterten Auseinandersetzung, in ihrer aufgezeigten (überzogenen) Direktheit fast schon deplatziert an, zumal der generelle Grundton durchweg ernst verbleibt. Stilistische und inhaltliche Klischees (wie Schwarzweiß-Rückblenden oder die (vorliegend zudem ziemlich aufgesetzt anmutende) obligatorische Liebesszene) sind an jeder Ecke und Kante zu erspähen, des weiteren macht sich die gefürchtete unfreiwillige Komik sporadisch bemerkbar (siehe zum Beispiel die in Kalifornien operierende „griechische Mafia“ im Allgemeinen, inklusive der Akzente ihrer Mitglieder) – und das Vorhandensein der härtere deutsche Musik hörenden Neo-Nazi-Gruppe ist auch so eine tendenziell zwiespältige Angelegenheit. Unabhängig all dieser Schwächen Schrägstrich Kritik-Angriffsflächen, welche beim besten Willen nicht zu verleugnen sind, ist es dem Streifen aber dennoch gelungen, mir rund 99 Minuten meiner Lebenszeit auf irgendwie doch recht kurzweilige Weise zu vertreiben…

Fazit: Prall gefüllt mit Brutalitäten, hübschen Frauen sowie bekannten Gesichtern aus der zweiten und dritten Reihe der amerikanischen Filmindustrie, deren Mehrheit ihren Karriere-Zenit bereits (zum Teil lange) überschritten hat, handelt es sich bei „Stiletto“ um ein ebenso holpriges wie stumpfes kleines B-Movie, welches mich unweigerlich an vergleichbare Produktion aus den 90ern (á la „Nameless“ bzw. „Timebomb“) erinnerte – demnach möchte ich vor allem Fans derartiger Veröffentlichungen die Empfehlung aussprechen, ruhig mal einen Blick auf dieses (besonders in jenem speziellen Sinne) letzten Endes doch einigermaßen unterhaltsame Werk hier zu werfen…

knappe „6 von 10“

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