Nach den ersten beiden action-orientierten, politisch angehauchten Bondfilmen "Dr. No" und "Liebesgrüße aus Moskau", beschlossen die Produzenten Broccoli und Saltzman, diesmal einen leichteren Agententhriller zu drehen - aber unter der Voraussetzung, das der dritte Bondfilm auch gleich der größte von den Dreien werden sollte.
Man tauschte Terence Young, Ursache für die bisherige Härte der Bondfilme, gegen den in Frankreich geborenen Guy Hamilton aus, der bereits Thriller-Erfahrung außerhalb von Bond hatte. Mit seiner beflügelten Swinging-Sixties-Regie wurde aus dem dritten Bondfilm der Bondfilm schlechthin. Hamilton nahm die attraktivsten Ingredenzien aus den ersten beiden Bonds, fügte legendäre Ideen hinzu, und mischte dies als ultimativen Bond-Cocktail ab. So sehen wir hier das erste Mal eine Pre-Title-Sequenz, die völlig jeglicher Rationalität trotzt, und herzlich wenig mit der restlichen Handlung zu tun hat. Es war auch das erste Mal, dass Bond auf ein aufgemotztes Super-Auto traf. Der Aston Martin DB5, der Inbegriff aller Agenten-Wunderautos, wurde mit überspitzten Gimmicks aufgewertet, wie zum Beispiel, der Schleudersitz, die Gewehre an der Front-Stoßstange, oder die Rückleuchten, aus denen Bond Öl fließen lässt, um seine Verfolger abzuschütteln.
Es ist auch das erste Mal, dass Bond seine Gadgets durch die Figur des "Q" (Desmond Llewelyn) überreicht bekommt. Klar, in den ersten beiden Filmen kam "Q" ohne Decknamen, also als "Broothroyd" auch vor, doch die eigentliche kühle Trotzigkeit und Besorgtheit um seine Spielereien, wurden erst hier eingeführt. Auch eine andere für die Bondfilme Figurenart feiert hier Premiere. "Die Rechte Hand des Bösewichts" - Harold Sakata als Oddjob. Ein stummer Diener/Caddy/Chauffeur, dessen Stahlkrempen seiner Melone tödlich sein können. Dieser schillernde Helfershelfer-Bösewicht wurde oft in der Bondserie (gerade zu Zeiten eines Roger Moore) übernommen. Auch haben wir hier erstmals ein Bondgirl, das nicht von Anfang an auf Bonds Seite steht, sondern das dem britischen Charme erliegt, und ihre Position erst überdenkt. Es ist Honor Blackman, die extra ihren Job bei der Fernsehserie "Mit Schirm, Charme und Melone" aufgab, um das Bondgirl mit dem wohl schärfsten Namen darzustellen: Pussy Galore.
Doch natürlich brauchten Harold Sakata und Honor Blackman auch einen überlebensgroßen Haupt-Drahtzieher, der titelgebende Bösewicht Auric Goldfinger sollte besetzt werden. Niemand anderes, als der deutsche Schauspieler Gert Fröbe, der die Rolle mit offensichtlichem Witz darstellte, sollte die Rolle bekommen. Fröbes Goldfinger wurde der wohl beste Schurke in der Geschichte der Bondfilme. Sein lebhaftes, weniger zurückhaltendes Acting, macht Goldfinger zu einer bösartigen Karikatur aller Bond-Bösewichte. Genauso gewitzt, wie gefährlich. Allein schon der oft zitierte Dialog, "Do you expect me to talk?" - "No Mr. Bond, I expect you to die", wird wohl ewig für diesen großen Bondfilm stehen.
Doch nicht nur die Innovationen und Darsteller erwiesen sich als großartig: Drehbuch, Connery und Kamera wiesen all den luftigen Sixties-Charme auf. Wortspiele, sexuell offensive Dialoge, und eine einzigartige Szene, die ein Sinnbild für alle Bondfilme werden sollte: Zu Anfang trifft Bond auf Jane Masterson, gespielt von Shirley Eaton, die mit Bond auf Tuchfühlung geht. Als Bestrafung findet der vorher bewusstlos geschlagene Bond die Dame am nächsten Morgen zwar immer noch nackt, aber dafür gänzlich vergoldet auf ihrem Bett. Ein aufsehenerregender, gefährlicher Effekt, der noch heute am ehesten mit "Goldfinger" assoziiert wird.
"Goldfinger" schuf den Bond-Mythos, löste die erste Bondmania aus, und diente als Grundstein für alle restlichen Bondfilme. Waren "Dr. No" und besonders "Liebesgrüße aus Moskau" hervorragende Filme, ist es jedoch "Goldfinger", der am meisten Einfluss, am meisten stilprägend für diese langlebige Reihe war. Guy Hamiltons "Goldfinger" war aber leider auch der letzte Bondfilm, der unter Aufsicht des Bond-Vaters im geistigen Sinne, Ian Flemming, entstand. Kurz nach Fertigstellung starb der Schriftsteller. Nichtsdestotrotz ist und bleibt "Goldfinger" einer der besten Agentenfilme aller Zeiten, einer der ausgewogensten Bondfilme der Reihe.