Im dritten Bond-Film lief Sean Connery alias 007 1964 zur Höchstform auf: nicht zu Unrecht ist "Goldfinger" auch noch nach über 40 Jahren der wahrscheinlich heißeste Anwärter auf den Titel der besten Episode.
Dabei beginnt alles recht unspektuklär: Bonds Auftrag in der Pre-Title-Sequence (Sprengung eines geheimen Drogenlabors karibischer Revolutionäre) reißt einen nun wirklich nicht vom Hocker, was übrigens auch für das erste Bondgirl zutrifft. Immerhin bekommt die verräterische Tänzerin zr Strafe den Totschläger ihres eigenen Komplizen auf das hübsche Köpfchen, und der Übeltäter wird durch einen rasch in die Badewanne geworfenen Ventilator gegrillt, was Oddjobs Ende gewissermaßen vorwegnimmt. Dann aber geht es Schlag auf Schlag: bereits bei seinem Erholungsurlaub in Miami macht Bond die Bekanntschaft des geheimnisvollen Auric Goldfinger, der neben einer krankhaften Vorliebe für das gleichnamige Edelmetall noch eine weitere unliebsame Eigenschaft besitzt - er ist ein unglaublich schlechter Verlierer ...
Da "Goldfinger" der vermutlich bekannteste Bond-Film ist, erübrigt es sich hier, noch einmal alle Einzelheiten aufzuzählen. Der Tod der unglücklichen Jill Masterson, Oddjob, der Aston Martin DB 5, der Laserstrahl zwischen Bonds Beinen ("Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben"), das Unternehmen Grand Slam, Pussy Galore und ihr fliegender Zirkus, zuletzt das "Atomgerät" in Fort Knox - all das ist längst zur Legende geworden. Die Stärken des Films sind neben einem glänzend aufgelegten und humorvollen Sean Connery der unglaublich eindrucksvoll agierende Gert Fröbe und die handwerkliche Perfektion des erstmals bei einem Bond-Film Regie führenden Guy Hamilton. Selbstverständlich ist auch Shirley Basseys Titelsong nicht nur bei Bond-Fans unvergessen.
Im Gegensatz zur Buchvorlage, in der Pussy Galore eine knallharte Lesbe ist, wird ihre mögliche Homosexualität (die ihre "Bekehrung" durch Bond zu einer noch größeren Leistung machen würde) im Film höchstens subtil angedeutet. Hingegen wird Flemings größter Fehler, nämlich die Frage nach dem Abtransport der Goldbarren aus Fort Knox, im Film durch die Einführung der "schmutzigen" Bombe nicht nur ausgebügelt, Bond doziert im Gespräch mit Goldfinger sogar ausführlich über die Unmöglichkeit eines Diebstahls.
Alles, was in der Bondgeschichte später noch alles kommen sollte - die Schurken und ihre Handlanger, die technischen Gimmicks und die teuflischen Pläne, die Girls, die Witze und die Titelsongs, und noch vieles mehr - hat sich am Maßstab "Goldfinger" messen lassen müssen - und wurde oft für zu leicht befunden. Mag sein, dass der Film von manchen Fans aus der Rückschau und getreu dem Motto "Früher war alles besser" inzwischen sogar zu sehr in den Himmel gehoben wird. Dennoch bleib er ein Juwel nicht nur unter den Bondfilmen und ist nach wie vor auch das drei- oder vierundzwanzigste Anschauen wert. Wer diesen Film nicht kennt, hat ein wichtiges Stück Kinogeschichte verpasst.