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Mit „Goldfinger“ brach im Frühherbst 1964 nicht nur endgültig das Bond – Fieber aus, mit dem Film kam auch das erste große Highlight der Reihe heraus. Noch heute gilt „Goldfinger“ als DER Bond – Film überhaupt, mit dem besten Bond – Darsteller, (Sean Connery), dem besten Oberbösewicht (Gert Fröbe als Auric Goldfinger), dem besten Kleinbösewicht (Harold Sakata als Oddjob) und natürlich dem besten Titelsong (Shirley Basseys „Goldfinger“ war ein Riesenhit).

Der neue Regisseur Guy Hamilton bediente sich der erfolgreichsten Elemente aus den ersten beiden Filmen und legte im Grunde das Gerüst fest, nachdem sich künftig fast alle James Bond – Filme mehr oder weniger richten würden. Die ersten beiden Filme „James Bond jagt Dr. No“ und „Liebesgrüße aus Moskau“ waren noch als ernsthafte Verfilmungen von Ian Flemings Romanvorlagen angelegt worden, obgleich auch hier schon einige humoristische Elemente eingeflossen waren, die Fleming nicht so vorgegeben hatte. Die Verfilmung von „Goldfinger“ (dessen Handlung bei Erscheinen des Romans schon als völlig unglaubwürdig und sehr fantasievoll eingestuft wurde) stellt aber eine zwar relativ Original getreue aber zugleich oftmals parodistische und meist völlig surreale Wiedergabe des Inhaltes dar. Exemplarisch hierbei ist sicherlich die berühmte Szene, in der 007 auf einen Tisch geschnallt ist und beinahe von einem Laser – Strahler halbiert wird (und zwar im Schritt beginnend). 1964 war so ein Gerät noch völlig utopisch, im Roman handelte es sich auch um eine überdimensionierte Kreissäge (die völlig unlogische Idee den Schurken 15 Milliarden Dollar in Goldbarren an einem Tag wegschaffen lassen zu wollen wurde hier jedoch durch die einleuchtendere Variante ersetzt, die Reserven radioaktiv zu verseuchen und so zu entwerten).

Auch heute noch ist„Goldfinger“ ein amüsanter Unterhaltungsfilm mit viel Action, schillernden Figuren, großartigen Kulissen und einigen denkwürdigen Gags. Bei den Action – Sequenzen überzeugt vor allem die Dosierung noch etwas mehr als bei den Vorgängern. Gleich die Vortitel – Sequenz beginnt mit einer Action – Szene und wird hier erstmals als Vorgeschmack auf den Hauptfilm genutzt, der mit dem Rest eigentlich fast gar nichts zu tun hat.
Für die Sets zeichnete diesmal wieder Ken Adam verantwortlich, der wieder einige wunderbare, auch fantastische Kulissen entwarf (insb. natürlich die riesige Goldkammer von Fort Knox). Er entwarf auch Bonds Dienstwagen, den mit vielen Gimmicks ausgestatteten Aston Martin DB5, der zum berühmtesten 007 – Vehikel avancieren sollte.

In diesem Zusammenhang muss auch erwähnt werden, dass Regisseur Hamilton in diesem Film die Figur des Waffenmeisters Q ganz entscheidend prägte, in dem er Darsteller Desmond Lewellyn die Anweisung gab, Connery alias 007 nicht etwa respektvoll sondern vielmehr ablehnend und schroff gegenüberzutreten, um die Frustration deutlich zu machen, die dessen destruktive Handhabung mit Qs Geräten bei ihm hervorruft. Somit war der Grundstein für die Entwicklung der Figur Q (die hier im Übrigen auch erstmals so genannt wird) zu einer Kultfigur gelegt.

Was das Schurkenpersonal angeht so gehört das von „Goldfinger“ sicher zum besten, was die James Bond – Reihe oder überhaupt der Actionfilm zu bieten hat. Überhaupt wird hier erstmals die Konstellation Ober- und Unterschurke (Kopf und rechte Hand, Genie und sein Handlanger) wie wir sie heute kennen, präsentiert. Diese ist schon seit langem fester Bestandteil des Action – Genres und es gibt viele bekannte Beispiele in der man sie wieder findet („Stirb langsam“, „Lethal Weapon“, „Harte Ziele“ u. v. a.).

Gert Fröbe als größenwahnsinniger Auric Goldfinger (der Vorname Auric wie Aurum = lat. Gold ist klar aber es gab wohl tatsächlich mal einen Berliner Juwelier der Goldfinger hieß) muss nicht groß grimassieren oder fies gucken; es ist vielmehr die herablassende Haltung und die Skrupellosigkeit die er ausstrahlt, die seine Darstellung so interessant und wertvoll für den Film machen. Unmittelbar bedrohlich wirkt er nicht. Dafür sein Handlanger Oddjob um so mehr. Der japanische Ringkämpfer Harold Sakata mag in seinem Anzug und mit der schrulligen Melone auf den ersten Blick einen untersetzten Eindruck machen, doch seine physischen Fähigkeiten werden sehr bald spürbar. Der Umstand, dass er stumm dargestellt wird trägt sicher auch zu seinem wirkungsvollen Erscheinen bei.

Unter den Bond – Girls haben wir diesmal Shirley Eaton, die wohl den edelsten Tod aller Filmtode sterben darf (das Bild ihrer vergoldeten Leiche ging ja bekanntlich um die Welt) und Honor Blackman, die für James Bond extra ihre Rolle in der britischen Erfolgsserie „The Avengers“ aufgab (in Deutschland bekannt als „Mit Schirm, Charme und Melone“ hier wurden allerdings nur die Folgen gesendet die nach Blackmans Ausstieg kamen, weil hier ihre berühmte Nachfolgerin Diana Rigg alias Emma Peel auftrat). Mit ihr wurde erstmals das Image vom Glamour – Kätzchen durchbrochen, das sich 007 fast augenblicklich um den Hals wirft. In der literarischen Vorlage hat ihre Figur Pussy Galore (was für ein Name) sogar noch eine deutlich lesbische Neigung, die im Film aber auf einige kaum merkbare Anspielungen heruntergespielt wurde (eigentlich nur noch ihr Satz zu Bond „Sie können ihren Charme abschalten, ich bin immun“ und ihr Lächeln als sich ihre sexy Pilotinnen zum Rapport melden).

Die einzigen Schwächen in diesem ansonsten rundum gelungenem Abenteuer sind das etwas zähe Golfspiel zwischen James Bond und Goldfinger und die Tatsache, dass 007 hier mehr Laufzeit als bei jedem anderen Bond – Film in Gefangenschaft verbringt (eigentlich fast die komplette zweite Hälfte). Dafür entschädigt aber das lange und perfekt getimte Finale, das wiederum einige denkwürdige Gags aufzuweisen hat (seien es die Unmengen an durch den Gasangriff reihenweise umkippenden Soldaten, der gegen Oddjobs Brust geschleuderte Goldbarren oder die bei 007 gestoppte Bombe).

Aus technischer Sicht ist heute natürlich vieles veraltet, vor allem einige Rückprojektionen werden die jüngeren Zuschauern heute stören. Diese haben im Bond – Universum allerdings auch eine gewisse Tradition.

„Goldfinger“ gilt also völlig zu Recht als Juwel / Goldstück / Roll‘s Royce etc. unter den James Bond – Filmen und ist jede Wiederholung im Fernsehen wert (auch eine Aufführung im Kino wäre mir durchaus willkommen). Das erste Highlight unter den James Bond – Filmen und des Action – Films überhaupt.

9 / 10

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