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Nach Leave Me Alone und Forest of Death der dritte Solofilm von Danny Pang Fat, dessen Zwillingsbruder Oxide im Moment den besseren Lauf zu haben scheint und deswegen generell mehr bevorzugt, mehr beachtet und respektiert wird. In Love with the Dead wird daran nicht allzu viel ändern können, gestaltet sich aber trotz oder gerade wegen der Zuteilung als Kammerspiel mit der Legende der Vermischung, der Ebene der Seele und auch der populären Mythologie des Horrorgenres als relativ erwachsenes Passagenwerk über Liebe, Verlust, Poesie und Ernüchterung. Angesiedelt als Drei-Personen-Stück mit geringfügigsten Veränderungen im Schauplatz und sehr eingeschränktem Kontakt zur modernen Umwelt und deswegen mit der Vernachlässigung jeder gesellschaftlichen Funktion gelingt ihm zumindest ein zeitlos, auch ortslos und so frei im Raum schwebendes Gruselkintopp. Dass trotz der recht jungen Besetzung und der ebensolchen "wanting to target female teenagers" Entwicklungsrichtung immerhin die Illusionen des Lebens und ihre zahme Enttäuschung in zerbrechlicher statt gebrechlicher Manier zeichnen kann.

Ein esoterischer Traumzustand mangelndem Gegenwartsbezugs im klaustrophobischen Mikrokosmos, zwischen Imagination und Irritation, zwischen dem Ewiggleichen und dem Außergewöhnlichen.
Drum prüfet ewig, wer sich ewig bindet.

Als Arbeitsprojekt noch mit dem vorläufigen Titel Dying Lovers und einem gänzlich anderen, weniger kommerziellen Casting in den Hauptrollen versehen [ Nick Cheung, Rain Li, Cherrie Ying ] gestaltet sich das nunmehr umbenannte In Love with the Dead als ein behäbig schwankender Boden. Mit konsequenter Vorliebe für verzerrte Perspektiven, schleichend langsamen Fluchtbildern, auf dem schmalen Grad zwischen Geistergeschichte und einer umso furchterregenden, da beinahe selber schon abgestorbenen Normalität. Die in der Prosa der banalen Alltäglichkeit so graduell geruhsam und schematisch vor sich hin taktiert, dass nicht einmal das Schicksal richtig seinen Lauf nehmen kann und in der selbst die Lust zur Last wird.

Der Film in seiner strikt minimalistischen, mechanisch deterministischen Stille / Nachdenken / Dämmerlicht - Inszenierung und auch der Thematik als intimes Intermezzo über Liebe, Sex und Tod. Allerdings in seiner fast schon zimperlich geschilderten Erzählführung auch ein kompletter, geradezu trauerumflorter Gegensatz zur verschärften medialen Konkurrenz, die ihren Horror entweder sehr bunt oder sehr blutig oder gleich beides miteinander verschmolzen, aber auf jeden Fall exzessiv anlegt.
Hier dagegen ein hypnotisch zierlicher Strudel betulicher Bewegungslosigkeit, ohne wirklichen dramaturgischen Aufhänger oder mythischer Machtausübung, aber mit verfeinerter Sinnesempfindung in nahezu fetistischer Codierung. Ein selbstmordgefährdetes Theater der kleinen Gesten, der melancholischen Blicke, der aufgebläht-nichtssagenden Dialoge. Die Kunst der spirituellen Suggestion stetig untermalt vom Klavier in unsichtbarer Ferne:

Als Wei [ Stephy Tang ] von ihrem Bauchspeicheldrüsenkrebs erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Hoffnung auf eine Heilung besteht trotz Chemotherapie nur bei 20%, sie vergräbt sich in ihrer Wohnung und geht mit wenig Enthusiasmus ihrer Behandlung und einigen Freizeitbeschäftigungen nach, die sie schon immer mal und nun mit dem Tod vor Augen vielleicht auch das letzte Mal ausüben kann. Ihr Freund Ming [ Shawn Yu ], der zusammen mit ihrer kleinen Tochter Ping [ Zeng Qi Qi ] ebenfalls im kargen Apartment lebt, kümmert sich zwar rührend um die Erkrankte, verliert dadurch aber auch seinen Job und ist nach einigem Zureden ihrerseits gezwungen, sich einen neuen zu suchen. Dort trifft er auf die frühere Schulkameradin Fong Chu [ Yoka Yue ]; ein Mädchen aus reichem Hause, die die letzten Jahre in Amerika studiert hat und nun kurz vor der Hochzeit steht. Während sich Beide nicht nur wegen der gemeinsamen Vergangenheit zueinander hingezogen fühlen, macht die kleine Ping, die bevorzugt horror fiction über übernatürliche Entitäten konsumiert, eine erschreckende Entdeckung.

Wie die meisten ihrer Werke, sei es alleinstehend oder im Verbund der Brüder, erschließt sich auch dieses erst wirklich vom Ende, dem Hinausgehen über die Erfahrung her. Ein Fluch des Twists, den sich die Regisseure angesichts ihrer bisherigen Filmographie selber zuzuschreiben und dessen Erwartungen sie eigenhändig auch zuweilen in die falsche Richtung gesteuert haben. Der große Aha-Effekt dramatischer Opulenz, das überraschende Verlassen der ursprünglich eingeschlagenen Richtung, das Ausufern der Formen war bisher immer ein Teil ihres Markenzeichens, so dass nunmehr das Nachlassen oder gar das Ausbleiben dessen nicht wenig Enttäuschung hervorruft. Final hat das vorliegende Werk der Schauerromantik genau dasselbe Problem wie Oxides Alleingang The Detective, der sich rückwirkend auch selber ein wenig die Luft zum Atem nahm, weil er viel von der Simulation einer dissonanten Spannung beherrscht ist, aber bis dahin wenigstens eine gekonnte Show im Prinzip der Fluoreszenz ablieferte.

Hierbei gewinnt das Morbide über das Aufregende, die Fixierung der Substanz über die Dynamik der Veränderung. Deswegen vermag man bei falscher Annahme und der entsprechenden Forderung nach permanenter Innovation gar nicht sehen, dass die ausgesprochen strichdünne Geschichte längeren Bestand haben könnte. Dass die Situation wirklich gegenwärtig ist, dass die Kamera nicht nur ins unscharfe Halbdunkel zerfließt, sondern eben doch eine labyrinthisch verwinkelte Psychenarchitektur, wenn auch ohne psychologischer Kausalität erforschen möchte. Aber dies nicht kann. Statt schmetterndem Trommelfeuer ein schwach schimmernder Gedächtnisschwund mit Angst- und Beklommenheitsstimmung, in dem man schon im Leben den Toten näher ist als dem Diesseits und alle Erscheinungen insgesamt als blanke Vorstellungen und nicht als Dinge an sich anzusehen sind. Ein Verlust der Identitäten, die die Gesichter wie Masken, die Worte wie auswendig gelernt und äußere Eindrücke wie reproduzierte Vorstellungen erscheinen lässt. Eine seltsam sehnsüchtige Verschmelzung von der Fassade einer Familie, der Zwiespältigkeit des Erlebens, der Phantasie des Schreckens und der etwaig transzendenten Erkenntnis des Ungeborgenseins, in dessen trüb orakelhaften Untiefen gar nicht mal eindeutig festzumachen ist, ob sich der nunmehr leere Wunsch der Beteiligten auf Vergangenes und Verlorenes oder auf Zukünftiges und Erhofftes richtet.

Pang formuliert die Begegnungen zwischen Ming und den beiden erwachsenen Frauen in seinem Leben mehr mit metaphysisch interessierter Beobachtungsgabe statt Präzision. Vieles wirkt im Theorieansatz unvollendet, verunsichert, etwas führungslos, wenn auch nicht gleich ziellos. Die Bildsprache ist fern von experimentell, unaufdringlich antiseptisch, aber lang gepflegten Erzähltraditionen verbunden; anstelle eines aktualisierten Corpse Mania ein schwermütiger, weltschmerzgelähmter Karneval der Seelen, der geradezu eine Retrospektive mit letztjährig ähnlich gehaltenen Arbeiten wie The Matrimony und Sweet Revenge eingehen könnte.

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