Der Polizeiapparat von Los Angeles ist korrupt, frei von Grauzonen und ein Sumpf machthungriger Gestalten, die für ein bisschen mehr Fädenziehen im System ihren jahrelangen Partner durchsieben und es einem anderen in die Schuhe schieben.
So zumindest stellt es „Street Kings“ dar, der zwar mit einem zynischen Grundton überzeugen kann, mit seiner Geschichte und der damit behafteten, hölzernen Dramaturgie eher Schwachstellen aufweist.
Die Cops von L.A. sind alle böse. Hier hört man kein „Sie haben das Recht zu schweigen“, - es wird direkt drauf los geballert, auf dass es grundsätzlich die Schurken erwischen möge.
Cop Ludlow (Keanu Reeves) agiert innerhalb des Teams an vorderster Front. Soeben hat er einen Mädchenhändlerring gesprengt, oder besser, alle Beteiligten durchsiebt. Er und sein Vorgesetzter, Captain Wander (Forest Whitaker) rücken derartige Aktionen anschließend ins rechte Licht, was sich jedoch als schwierig erweist, als Ludlows ehemaliger Partner in seinem Beisein nahezu hingerichtet wird. Ein Team von der inneren Sicherheit hat ein Auge auf Ludlow geworfen und er soll den Fall auf sich beruhen lassen, doch der versucht, die Täter im Alleingang ausfindig zu machen.
Stirbt ein Cop, weil er korrupt war oder weil er sauber werden wollte?
Diese Frage wird Ludlow im Verlauf gestellt und man ahnt früh, wer die Fäden hinter all dem zieht. Der Moloch wird zwar ordentlich aufgemischt, doch hier wartet an jeder Ecke gleich der nächste Gauner, - Cop oder Dealer, das ist auf den ersten Blick zumindest ungewiss.
Und so arbeitet sich Ludlow, ausgerüstet mit kleinen Wodkafläschchen, weil er das Trauma seiner verstorbenen Frau noch verarbeiten muss, durch einen Morast von freundlich grinsenden Partnern, mit einem Greenehorn als neuen Partner an seiner Seite und zahlreichen Kontaktmännern, die alle ein paar Informationen herausrücken, was ihn wiederum zur nächsten Kontaktperson führt.
Genau diese Herangehensweise lässt die Sache besonders im Mittelteil arg ermüden, auch wenn Ludlow viel herumkommt und die ganzen Gangs und Ghettos relativ authentisch rüberkommen und eine raue Atmosphäre vermitteln.
Nur leider nimmt man Keanu Reeves diese innere Zerrissenheit nur in wenigen Momenten wirklich ab und auch seine kompromisslose knallharte Tour kommt nur teilweise glaubhaft rüber, da wäre etwas mehr Spielfreude wünschenswert gewesen.
Oder ein wenig mehr Wucht, die durch die etwas rar gesäten Actionszenen entsteht, bei denen es viele blutige Shoot-Outs, gebrochene Gliedmaßen, eine Schaufel im Kopf oder ein Verfangen im Stacheldraht gibt.
Ansonsten wird nämlich viel taktiert und durchgefragt, - innovativ wirkt das alles nicht, zumal das Geflecht aus intriganten Typen und zwiespältigen Wegbegleitern schnell durchschaut ist.
Warum Ludlow dennoch ein vages Love Interest zur Seite gestellt bekommt und jenes nur zweimal im Einsatz ist, Szenen in einer Beschwerdestelle als einzige Auflockerer dienen und die Hauptfigur, trotz jahrelanger Erfahrung im Job als einzige nicht merkt, wie der Hase läuft, bleibt wohl der Oberflächlichkeit des Drehbuchs geschuldet.
Streckenweise ist das schon recht unterhaltsam, wie sich Gangster innerhalb der Hierarchie behandeln, ein Cop noch korrupter als der nächste ist und bei alledem immer noch Sympathien für den Anti-Helden in Form von Ludlow übrig sind.
Aber es bleibt ein Polizeifilm der wenig innovativen Sorte. Unspektakulär, kaum mitreißend und am Ende, trotz kleiner Twists, kaum überraschend.
6 von 10