Alle Polizisten sind korrupt – nur einer nicht…27.10.2008
Es ist lange her, daß man Herrn Reeves in einem guten Film sehen konnte. Wehmütig erinnere ich mich an die wirklich feinen „Point Break“ oder „Speed“, auch der erste „Matrix“ – Film ist schon mit einigen Jährchen auf dem Buckel behaftet. Danach wurde es ruhig um den Mann, denn die Matrix –Trilogie konnte das hohe Niveau des ersten Streiches nicht halten. Angenehm aufgefallen ist Herr Reeves nur noch im „Haus am See“, wo sein begrenztes mimisches Vermögen der Hauptrolle eher dienlich war. Hier nun sehen wir ihn wieder, etwas dicker, unbeweglicher, und immer noch ist es mit der Mimik nicht so weit her. Das macht aber nichts, denn die von Reeves verkörperte Hauptfigur hat im Leben ohnehin nicht so viel Vergnügen, da reicht es schon, dauerhaft schlechtgelaunt vor sich hin zu starren.
Die Story ist wieder einmal eine Variation des guten alten Polizeifilms, in dem aufrechte Männer nicht nur gegen die echten bösen Buben kämpfen, sondern auch noch gegen Korruption in den eigenen Reihen und gegen die ungeliebte Abteilung „Internal Affairs“. Das hat sich seit Beginn des Filmschaffens nicht geändert, so zu sehen mit Gere, Russell, Garcia, Liotta, Damon, diCaprio und vielen anderen mehr. Hier nun ist es Reeves als LA-Cop Ludlow, der mit unkonventionellen Methoden das Verbrechen an der Wurzel bekämpft, gar ausrottet, dann aber in Schwierigkeiten gerät, als sein ehemaliger Partner während eines Überfalls erschossen wird. Sein Chef deckt ihn zwar, doch als er sich daranmacht, die Mörder zu finden, gerät er zusehends in den Sumpf der Korruption. Natürlich ist der Drahtzieher einer von zwei dicken Männern bei der Polizei, doch das macht nichts, denn lange gefackelt wird hier zu keiner Zeit.
Action steht nicht im Zentrum des Films, aber wenn es zur Sache geht, dann richtig. Das ist auch gut so, denn man will keinen PG-13 Film mehr sehen, schon gar nicht in diesem Genre. Der Film beschränkt sich im wesentlichen auf seine Hauptfigur und deren Methoden, schildert die Figur als ziemlich unsympathisch – natürlich mit Alkoholikerklischee – aber dennoch funktioniert das Ganze bestens. Das liegt auch am Verzicht auf eine breite Liebesgeschichte, die sich natürlich angeboten hätte, aber zum Glück nicht ausgewalzt wird. Reeves macht seine Sache ordentlich, dicklich im Gesicht, ohne Karate, dafür aber auch ohne Skrupel bis hin zum finalen Duell mit seinem alten Freund. Natürlich sehen wir nichts neues, aber dafür einen richtig guten Polizeifilm der alten Schule, und das ist schon Freude genug in Zeiten des aktuellen Weichspülkinos…8/10.