Review

Nach „Ong-bak“ und „Tom Yum Goong“ lässt es das Team um Prachya Pinkaew erneut krachen, wenn auch ohne Tony Jaa in der Hauptrolle.
Yakuza Masashi (Hiroshi Abe) und Zin (Ammara Siripong), die Frau eines Bosses der Thai-Mafia, lassen sich miteinander ein und zeugen ein Kind, worauf Masashi das Land verlassen muss und Zin verstoßen wird. Die gemeinsame Tochter ist Autistin und wächst bei Zin in einer Kampfsportschule auf, wo sie Martial Arts erlernt. Wo in „Rain Man“ also noch Karten gezählt wurden, da wird es in „Chocolate“ auf die Fresse geben, jedoch funktioniert der Film als Drama teilweise wirklich überraschend gut – richtiger Tiefgang sieht freilich anders aus.
Als Zin Jahre später an Krebs erkrankt, findet der beste Freund der herangewachsenen Tochter Zen (JeeJa Yanin), heraus, dass Leute Zin noch Geld schulden. Zusammen mit Zen macht er sich ans Eintreiben, um Zins Medikamente bezahlen zu können...

In „Chocolate“ wird zwar nicht direkt etwas gestohlen, aber Strukturen der beiden Vorgänger übernimmt er ebenfalls. War es in „Ong-bak“ noch der Dörfler in der Stadt, so wurde der Held in „Tom Yum Goong“ als Thailänder in Australien zum Außenseiter und in „Chocolate“ ist es der Autismus, der für Verständigungsprobleme sorgt und die Gegner auf die Heldin herabsehen lässt – was sich natürlich als folgenschwerer Fehler herausstellt.
Nach den eher auf Drama gebürsteten ersten 30 Minuten beginnt „Chocolate“ also seine Geschichte um Geldeintreiben und Wiedererwachen der alten Mafiarelationen, die auch nicht viel einfallsreicher ist als die Elefantensuche in „Tom Yum Goong“, aber besser funktioniert und mehr Drive besitzt als die Plotte des Vorgängers. Das letzte Drittel wird eh fast komplett vom 18minütigen Showdown ausgefüllt und dank des hohen Erzähltempos fällt die Einfallslosigkeit der Macher nur wenig auf.

Hauptattraktion sind aber wie bei den Vorgängern die Kämpfe und da punktet „Chocolate“ mit seinen halsbrecherischen Einlagen ebenso wie mit Einfallsreichtum bei der Choreographie. Beim Kampf einer Schlachterei werden die dortigen Utensilien verwendet, das Finale findet an einer Hausfassade statt und im Finale tritt Zen gegen einen Breakdancer an, der unter einer ähnlichen geistigen Störung leidet. „Tom Yum Goong“ hatte da vielleicht noch die eine oder andere Idee mehr, doch „Chocolate“ besitzt im Vergleich eben die bessere Geschichte, die sogar die kampfarme Exposition noch solide tragen kann.
JeeJa Yanin kann nicht nur famos austeilen, sondern verkörpert die Autistin auch recht überzeugend, wobei sie von Ammara Siripong und Hiroshi Abe wirklich gute Unterstützung erhält. Die restlichen Darsteller sind ebenfalls solide, wobei man für die Gegnerriege teilweise echte Kampfsportchampions rekrutierte und da eher auf kämpferisches Vermögen denn auf schauspielerisches Talent achtete. Die meisten Gegner müssen sich aber eh nur mit der Heldin prügeln und keine großen Dialogszenen absolvieren.

„Chocolate“ ist ein weiterer, rein an Actionfans gerichteter Film des Teams nach bewährter Machart. Insofern sieht man lieber großzügig über die Behelfsgeschichte hinweg und erfreut sich daran, wie Ideenarmut im Storybereich durch Ideenreichtum im punkto Choreographiert überflügelt wird.

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