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Anfang der 50er Jahre war das "Goldene Zeitalter" des Filmmusicals in Hollywood und alles was mit Gesang, Tanz und einer heiteren Story auf die Leinwand kam, konnte sich sicher sein, ein großes Publikum zu erreichen. Kein Wunder, daß Hollywood möglichst alle Theatergrößen, die schon auf dem Broadway nachgewiesen hatten, daß sie solche Geschichten überzeugend inszenieren können, für ihre Filme verpfichteten. So kam auch Stanley Donen nach Los Angeles und drehte als ersten Film 1949 eine Filmversion des erfolgreichen Broadwaymusicals "On the Town" mit Gene Kelly und Frank Sinatra.

Doch die Stoffe vom Broadway, die zuerst umgesetzt wurden, reichten natürlich nicht für die hohe Nachfrage aus und so entwickelte Donen auch Szenarios direkt für die Kinoleinwand. Und wie das zu Boomzeiten eines Genres immer schon war, wurden dabei auch eine Menge eher durchschnittlicher Filme gedreht, die einfach die momentane Beliebtheit bedienen sollten. "Königliche Hochzeit" ist inhaltlich eher zu den weniger wichtigen Werken zu zählen, doch gibt es einige Parameter, die es lohnend machen, sich mit diesem Musical zu beschäftigen.

Donens dritter Film steht für eine Art Umbruch des Genres, denn hier traf ein junger engagierter Regisseur von gerade 27 Jahren auf den Altmeister des Tanzfilms. Fred Astaire, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten immerhin schon 52 Jahre alt, drehte hier einen seiner letzten Tanzfilme, bevor er sich angemessenerweise der reinen Schauspielerei verschrieb, die ihm immerhin noch im Jahr 1975 eine Nominierung für den Oscar als bester Nebendarsteller in "Flammendes Inferno" einbrachte.
Für ihn, der seit Beginn der 30er Jahre schon immer der Garant für einen erfolgreichen Musikfilm war, muß es eine merkwürdige Erfahrung gewesen sein, daß das Genre ausgerechnet zum Ende seiner Tanzkarriere so einen Boom erlebte.

Natürlich ist seinen Tanzeinlagen keinerlei Schwäche anzusehen - im Gegenteil stellen sie in "Königliche Hochzeit" die absoluten Höhepunkte dar.Zu Beginn entwickelt sich der Film recht munter und es zeigt sich auch Donens Stärke, eine Story schnell mit kurzweiligen pointierten Dialogen zu erzählen. Doch krankt der Film zunehmend an der sehr dünnen Story, die im weiteren Verlauf völlig vorhersehbar nur den Faden abgibt, an dem sich immer wieder Gesangs- und Tanzszenen aufhängen.

Das Geschwisterpaar Tom und Ellen Bowen tritt als erfolgreiches Tanzpaar auf und vor allem die jüngere Ellen unterhält mit ihren dauerhaften Abservierungen diverser männlicher Interessenten. Als sie sich dann aber per Schiff zu einem Engagement nach London aufmachen, lernt sie einen jungen englischen Adligen kennen, für den ihr Herz entflammt. Ähnlich ergeht es Tom in London, der sich gleich in die erste Tänzerin verliebt, die dort für eine Nebenrolle vortanzt. Die sich dann entwickelnden amourösen Probleme sind von dermaßener Profanität, daß sie dauerhaft eher nerven. Einzig die Originalaufnahmen der gleichzeitig stattfindenen königlichen Hochzeit von Elizabeth II. sind neben den Musikeinlagen noch von Bedeutung. An Hand der Tatsache, daß dieses Ereignis in den Titel eingeflossen ist, erkennt man gut die Verkaufsstrategie der Macher. Die Hochzeit von Elizabeth II. war ein Jahrhundertereignis und sollte hier auch noch mal für ordentliche Besucherzahlen sorgen.

Eine Beurteilung aus heutiger Sicht erfordert die Berücksichtigung verschiedener Aspekte. Zum Einen steht zweifelsfrei fest, daß schon für die Herstellung eines solchen Genrewerks erhebliche künstlerische Leistungen Voraussetzung sind und wenn dann noch ein Könner wie Fred Astaire am Werk ist, kann dabei gar nichts Schlechtes herauskommen. So ist vor allem seine Traumsequenz ,in der er über Wände und an der Decke tanzt, sowohl choreographisch als auch tricktechnisch einmalig und zurecht in die Filmgeschichte eingegangen. Ebenso gibt es ein großartiges Duett mit seiner Partnerin Jane Powell, einer temperamentvollen kleinen Tänzerin, die heute kaum noch bekannt ist und die bei ihren Gesangseinlagen weniger überzeugen kann. Die hier zu hörenden Songs sind größtenteils kitschig und auf einen direkten Effekt beim Publikum ausgerichtet und zu Recht in Vergessenheit geraten, aber die Tanzszenen bieten bis heute eine zeitlose Qualität.

Fazit : Junger Regisseur trifft alten Meister, ein Zwiespalt, der dem Film heute deutlich anzumerken ist. Während die von Fred Astaire choreografierten und getanzten Szenen von überragender Qualität sind und auch heute noch jeden Fan des Genres erfreuen werden, kann Donen seine elegante Erzähltechnik und Schauspielerführung hier noch nicht umsetzen.

Dafür ist die Story von "Königliche Hochzeit" einfach zu schwach und bietet außer zu Beginn nur wenig Anlass für witzige Dialoge. Wie gut er sein kann, bewies Donen gleich in seinem nächsten Film "Singing in the Rain" , dem herausragenden Werk dieses Genres.

So bedeutet "Königliche Hochzeit" aus heutiger Sicht einen gewissen Endpunkt, denn die gesamte Inszenierung ist in ihrer Gestaltung mit einem schwachen Handlungsstrang, der nur den Anlass für Musikeinlagen bietet, noch altmodisch. In seinem nachfolgenden Werk zeigt Donen, wie aus der Verschmelzung einer überzeugenden Story und den darin verankerten Tanz- und Gesangsszenen ein modernes auch heute noch zeitloses Musical enstehen kann.

"Königliche Hochzeit" ist heute nur noch für ausgesprochene Fans des Genres zu empfehlen. Aber die Tanzszenen mit Fred Astaire sollte man sich immer mal wieder ansehen - großartig (6/10)

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