Mal zur Abwechslung kein Oneliner-Actiongemetzel, sondern wieder ein einigermaßen anspruchsvoller Actionfilm.
Quin ist auf dem Weg zu seiner Ex und fährt über längere Landstraßen. Auf einer Tankstelle schiebt er eine schnelle Nummer mit einer Frau, die er dort trifft, nur um danach festzustellen, dass die ihm seine Geldbörse stibitzt hat. Per Zufall erkennt er ihren Wagen auf seiner Weiterfahrt und folgt ihr, verfährt sich jedoch. Er sieht es auf einem Berg blitzen und... Sein Wagen fängt einen Schuss. Damit beginnt der Wahnsinn, verfolgt von einem oder mehreren Unbekannten durch die Wildnis...
Mal ganz ehrlich: Was soll uns ein Film sagen, der damit anfängt, dass zwei Leute innerhalb von weniger als 10 Minuten eine schnelle Nummer auf dem Klo schieben? Hier war für mich der erste Boxenstop. Doch der Schein trübt. Nach diesem recht... Bescheidenen Anfang beginnt die wirklich spannende Geschichte, als Quinn auf seiner Weiterfahrt auf einmal einen Knall vermerkt, der sich auf sein Auto bezog, aussteigt, und sieht, dass sein Auto von einem Schuss getroffen wird. Umso spannender wird es, wenn der Unbekannte dann auch noch auftaucht und anfängt, direkt auf ihn zu zielen und ihm ins Bein zu schießen.
Die ganze Szenerie kommt allgemein ein wenig bekannt vor... Klick! Richtig, das hat man schon bei "The Hitcher" gesehen. Dort wird ein Anhälter aufgelesen, der sich dann allerdings als Psychopath entpuppt und Mann und Frau ohne Motiv durch eine abgelegene Wüstenlandschaft verfolgt und versucht, sie zu töten. Auch die Polizisten, die später hinzukommen, hat King of the Hill ebenfalls mit an Bord. Hier mag das vielleicht insofern nicht dermaßen weit ausgebreitet sein, als dass nicht die zweite Hälfte darin besteht, dass das zu Unrecht verurteilte Pärchen von der Polizei gehetzt wird, geht ja aber immerhin in eine ähnliche Richtung.
Eine der Stärken von King of the Hill ist jene, dass es sich beim Schützen um einen Menschen mit Scharfschützengewehr handelt. Man läuft umher, nichts Böses ahnend, schon fällt ein Schuss und trifft entweder oder zielt daneben und hetzt die Akteure dadurch nur noch weiter. Vor allem auf eine dermaßen riesige Landschaft gesehen erscheint einem diese Fläche auf einmal beängstigend klaustrophobisch klein. Spitze! Auch auf Musik wird hier größtenteils verzichtet - man kann dies durchaus als Negativpunkt anstreichen (welcher Film kommt denn wirklich noch ohne Musik aus?), es schadet insofern aber nicht, als dass man wirklich nur das harmonische und lautlose Umherschleichend der Jäger und Gejagden hat.
Zum Jäger... Hier hat die Story einen wirklich spannenden Wendepunkt. Sieht man den Verlauf der Handlung zuvor nur aus der Sicht der Leute, die verfolgt werden, hat man nun eine Sequenz, die aus der anderen Perspektive spielt und somit einen Einblick in das Motiv gibt. An dieser Stelle sei allerdings nicht zu viel verraten - man wird jedoch, vor allem gegen Ende des Films, mit aufgeklappter Mundlade dastehen und schwerlich versuchen zu realisieren, was im Film eigentlich wirklich passiert ist.
Handwerklich gesehen ist der Film sehr solide. Man hat hier relativ kostengünstig gearbeitet, de facto nur eine Hand voll Schauspieler und ein paar recht blutige Einschussperspektiven. Die Freigabe, die der Film hier in Deutschland trägt, kommt sicherlich auch durch die Thematik des Films und die Auflösung zustande.
Die Schauspieler tun ihr Solches übrigens sehr gut und überzeugend - relativ unbekannte Personen, allerdings definitiv kein Fehlgriff. Die Effekte (Wunden u.Ä.) sind übrigens auch passabel bis hin zu wirklich gut gemacht.
Was macht King of the Hill nun aber zu keinem "Volle-Wertung-Film"? Nunja, da hätten wir das finale Drittel, in dem Jäger und Gejagde aufeinander treffen. Letzterer läuft leider nur davon, statt in die übliche Selbstjustizrolle zu treten und dem Bösewichte den Gar auszumachen. Somit verläuft diese abschließende, bis hin zur dramatisch üblen Sequenz, leider relativ schlicht gehalten ab. Der Film schafft es hier leider nicht, das Tempo aufrecht zu erhalten, mit dem er sich so lange positiv bewährt hat. Ein ganz klein wenig mehr Kanonenfutter hätte sicherlich auch nicht geschadet, denn so ist es anstrengend, King of the Hill als reinen Actionkracher zu betrachten, was natürlich nicht gewollt ist, sich jedoch sicherlich akzeptabel hätte kombinieren lassen.
Insgesamt ist King of the Hill keinesfalls schlecht! Man hat hier mal eine neue, sogar recht tiefgründige Story, die fernab von jeglicher Oneline-Action und dem ganzen Billig-Mist steht, der heute Videotheken und Kaufhäuser flutet. Punkten tut der Film durch Spannung, Atmosphäre und der Idee der Story, handwerklich ist er auch solide, greift da jedoch nicht so tief in die Trickkiste, als dass man das noch extra nennen könnte - Abzug gibt es dafür, dass der Film stellenweise zu ruhig und dünn ist und das Finale zu spärlich abläuft. Dennoch: Klare Empfehlung!
7,5/10