Review

Auf den ersten Blick ist es dieses `Zwei Leute werden von unbekannten Schützen durch den Wald gehetzt´, doch am Ende wird der Streifen bei einigen Betrachtern für eine Menge Diskussionsstoff sorgen, selbst der Titel erscheint plötzlich in einem ganz anderen Licht.

Es ist die Odyssee zweier Existenzen, die sich auf der Toilette einer Tankstelle für einen Moment sexuell annähern: Quim, der durch die spanischen Backwoods reist, um seine Ex zurück zu erobern und Bea, die hübsche Ladendiebin, die beim One-Day-Stand auch gleich die Brieftasche von Quim mitgehen lässt.
Mehr oder minder sehen sie sich wenig später in den einsamen Wäldern einem gemeinsamen Schicksal ausgeliefert, denn unsichtbare Gewehrschützen haben erbarmungslos das Feuer eröffnet.

Es ist vertrauter Stoff, von dem man stets zu wissen glaubt, was als nächster Schritt folgt und in vielen Punkten erfüllt „King of the Hill“ dieses Schema sehr bewusst.
Nach gefälliger Exposition, die den Figuren leider etwas zu wenig Profil verleiht, wähnt man sich in einer frisch aufgepäppelten Variante von „Beim Sterben ist jeder der Erste“.
Quim entdeckt ein Einschussloch im Fahrzeug, wird ins Bein geschossen, flieht und überfährt einen Jäger. Kurz darauf findet er Bea neben ihrem Auto vor, ein Reifen wurde platt geschossen und man flieht gemeinsam, bis zwei Cops auftauchen, - man ahnt bereits, dass beide nicht bis zum Ende durchhalten werden.

Doch ohne allzu sehr an der Temposchraube zu drehen, wird nahezu konstant Suspense erzeugt. Es ist diese Ausgangssituation, völlig auf sich allein gestellt zu sein und zu wissen, es gibt einen unsichtbaren Feind, der es auf einen abgesehen hat. Hilfe ist kilometerweit nicht in Sicht, zumal sämtliche Fahrzeuge versagen und (natürlich) auch kein Handyempfang möglich ist und dabei kann man noch nicht einmal dem Fluchtpartner vollends vertrauen.

Regisseur López-Gallego nutzt die inszenatorischen Möglichkeiten ordentlich aus, bindet die starken Landschaften gekonnt mit ein, lässt den eher ruhigen Score auch mal in Slow-Motion für sich stehen und taktiert mit zwei frischen Gesichtern, die voller Hingabe spielen, denn man nimmt ihnen die Ausweglosigkeit der Situation jederzeit ab.

Fast elegant erscheinen die Momente der Einschüsse, die zwar selten, aber äußerst effektiv erfolgen, wenn der Schuss wie ein Peitschenhieb die drohend lauernde Stille durchbricht.
Und bei alledem wird man lange Zeit völlig im Unklaren gelassen, wer der oder die Täter sind und mit welchem Motiv sie vorgehen. Lediglich Hundegebell verrät ihre Nähe, wenn unsere Flüchtenden durchs Geäst kraucheln, versuchen einen reißenden Fluss zu durchqueren oder aus einer Grube hochzuklettern.
Aber auch diverse Zwischenstationen sorgen für beklemmende Atmosphäre, wie das verlassene Dorflokal, der Polizeiwagen mitten im Wald oder das Ruinendorf, welches für den Showdown eine stimmige Kulisse darstellt, vor allem wenn der Hintergrund der Jäger zum Vorschein tritt.

Und damit hebt sich dieser Beitrag letztlich positiv von artverwandten Wildnis-Survival-Filmen ab, spätestens, wenn die Identität der/des Bösen gelüftet wird.
Bei der direkten Konfrontation beider Seiten schlägt eine emotionale Intensität zu Buche, die den Betrachter zwingt Stellung zu beziehen und zeitgleich die deutliche Sozialkritik zu hinterfragen.
Vielleicht fehlt der Glaubwürdigkeit dieser Auflösung ein wenig Hintergrund, der Ausgang vermag jedoch aufzuwühlen.

Und so steht am Ende ein solider Überlebens-Trip mit intensivem Finale, der kleine Schwächen, sprich, mangelnde Charakterzeichnung, die in den stilleren Momenten durchschimmert, ganz am Ende locker ausbügeln kann. Mit deutlichen Parallelen zu einem Film aus Frankreich von 2006 vielleicht nicht mehr ganz so originell, aber in jeder Hinsicht kurzweilig und spannend.
Knapp
8 von 10

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